Die Katze
er das Zimmer verließ.
»Scheiße«, murmelte Charley und wappnete sich gegen das Geräusch der zufallenden Haustür.
Aber sie hörte es nicht.
»Was wollen Sie denn wissen?«, fragte Gary und kam zurück in die Küche.
Charley seufzte erleichtert. »Vielen herzlichen Dank.«
»Sparen Sie sich die Geigen und geben Sie mir noch einen Kaffee.« Er ließ sich auf den Holzstuhl sinken. »Und machen Sie es kurz. Ich habe einen ziemlich vollen Nachmittag.«
Charley sprang auf, goss ihm frischen Kaffee und Milch ein. »Haben Sie was dagegen...?« Sie zeigte auf den Kassettenrekorder.
»Im Gegenteil, ich bestehe darauf. Einen Test brauchen wir wohl nicht mehr zu machen«, fügte er hinzu.
»Es tut mir wirklich leid.«
»Garantiert.« Er nahm einen Keks von dem Teller und stopfte ihn in den Mund. »Leckere Kekse übrigens.«
»Sie heißen Gary Gojovic?«, begann Charley. »Spreche ich das richtig aus?«
»Gojovic«, wiederholte er. »Und die Aussprache ist perfekt.«
»Was für ein Name ist das?«
»Ein slawischer. Meine Großeltern stammen aus der Ukraine.«
»Aber Sie wurden in den USA geboren?«
»Wir sind schon in der zweiten Generation in Florida.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Das höre ich oft. Was hat das alles mit Jill zu tun?«
»Ich will Sie bloß ein wenig anschaulicher beschreiben können. Wie alt sind Sie, Gary?«
»Neunundzwanzig.«
»Wie lange arbeiten Sie schon für Hartley & Sons?«
»Fast drei Jahre.«
»Die Firma ist in Juno Beach.«
»Ja.«
»Und davor?«
»Davor habe ich für Jennings Hardware in Dania gearbeitet.«
»Wohnen Sie dort auch?«
»Früher. Jetzt wohne ich in Jupiter.«
»Aber in Dania haben Sie Jill Rohmer kennengelernt?«
»Ich habe Sie kennengelernt, als sie in den Laden kam, um einen Toaster zu kaufen.«
»Erzählen Sie mir von ihr.«
Er zuckte die Achseln. »Was gibt’s da zu erzählen? Ich fand sie süß. Wir sind ins Plaudern gekommen. Ich hab sie gefragt, ob ich sie anrufen dürfte. Sie hat gesagt, nein, sie würde mich anrufen.«
»Interessant.«
»Wenn Jill eins ist, dann interessant.«
»Wie alt waren Sie damals?«
»Vierundzwanzig... vielleicht fünfundzwanzig.«
»Und Jill war siebzehn?«
»Ich dachte , sie wäre achtzehn.«
»Sie gingen also mit ihr?«
»Gewissermaßen.«
»Was soll das heißen?«
»Was wollen Sie denn wissen?«
»Ich möchte bloß, dass Sie mir von Ihrer Beziehung zu Jill erzählen. So detailliert, wie es Ihnen angenehm ist.«
»Davon ist mir überhaupt nichts angenehm.«
»Ich weiß, dass es nicht leicht ist.«
»Sie wissen einen Dreck.« Gary biss in einen weiteren Keks, und Puderzucker rieselte auf sein Kinn wie Schnee. »Haben Sie eine Ahnung, wie es ist zu erfahren, dass jemand, den Sie vielleicht sogar heiraten wollten, eine wahnsinnige Mörderin ist? Dass das Mädchen, das Sie sich eines Tages als Mutter Ihrer Kinder vorstellen konnten, drei kleine Kinder ermordet hat? Ich meine, was sagt das über mich?«
»Es sagt nur, dass man sich täuschen kann.«
»Oh ja, ich bin ein leichtgläubiger Idiot«, stimmte er ihr zu. »Das haben Sie ja gerade eben wieder bewiesen.«
»Jeder kann einen Fehler machen, Gary.«
»Ach ja? In wie viele Psychopathen haben Sie sich denn schon verliebt?«
»Sie waren also in Jill verliebt?«, verwies Charley die Frage an ihn zurück.
Gary lehnte sich zurück und blickte in den Garten. »Ich schätze schon.«
»Erzählen Sie mir von ihr.«
Er gab einen erstickten Laut von sich. »Was kann ich Ihnen über Jill erzählen, was nicht schon gesagt wurde?« Er lächelte, fast unwillkürlich. »Sie war eine tolle Mischung aus Unschuld und Bosheit. In der einen Minute ganz weich, in der nächsten knallhart. Samt und Stahl. Und verdammt süß. Sie hatte dieses Mädchen-von-nebenan-Ding drauf. Wie sagt man - im Wohnzimmer eine Dame, im Schlafzimmer eine Hure?«
»Jill war eine Hure im Schlafzimmer?«
Garys Lächeln wurde breiter. »Es gab nichts, was sie nicht ausprobieren wollte.«
»Okay. Wir eilen ein bisschen voraus. Können wir zu Ihrem ersten Date zurückkommen?«
»Das war unser erstes Date«, sagte Gary und lachte.
»Sie hat gleich bei der ersten Verabredung mit Ihnen geschlafen?«
»Ich musste sie vorher nicht mal zum Essen einladen. Eines Abends wartete sie nach der Arbeit auf mich. Ich kam auf den Parkplatz, und sie stand neben meinem Wagen. Ich habe sie gefragt, woher sie wusste, dass es meiner war, und sie sagte, sie hätte mich schon eine Weile beobachtet. Und ehe
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