Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
Vom Netzwerk:
jedes Mal, wenn du etwas Neues in Angriff genommen hast, sei es ein Brettspiel oder eine Hausaufgabe, ein Riesentheater gemacht hast, weil du überzeugt warst, dass du es nicht konntest.«
    »Das ist ein bisschen was anderes.«
    »Irgendwie hast du es immer geschafft.«
    »Nenn mir ein Beispiel«, forderte Charley sie heraus.
    Ihre Mutter dachte kurz nach. »Also gut. Ich weiß noch, dass du, als du ungefähr vier Jahre alt warst, unbedingt ein Jojo haben wolltest. Du hast darauf bestanden, obwohl der Verkäufer dir erklärt hat, dass du noch zu jung wärst, um es richtig zu handhaben. Du warst davon überzeugt, dass du es schaffen würdest, und ich habe nachgegeben und es dir gekauft. Und natürlich konntest du es nicht. Nicht einmal hoch und runter, von irgendwelchen schwierigeren Tricks ganz zu schweigen. Und du hast geweint und weiter geübt und dir das Leben unendlich schwer gemacht, bis ich dir schließlich erklärt habe, dass du das verdammte Ding wegschmeißen solltest. Aber das hast du nicht getan. Du bist dabeigeblieben, bis du es eines Tages konntest wie ein Profi.«
    Charley beugte sich vor und beäugte ihre Mutter misstrauisch. »Denkst du dir das gerade aus?«
    »Ja«, gab ihre Mutter seufzend zu. »Woher wusstest du das?«
    »Weil ich Jojos hasse. Ich kann bis heute nicht richtig mit den Dingern umgehen.«
    »Nun gut, es war vielleicht kein ideales Beispiel, aber es war das Einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist. Was ich damit sagen wollte, ist trotzdem richtig.«
    »Und was genau wäre das?«
    »Es ist ganz natürlich, dass man frustriert und ängstlich reagiert, wenn man etwas Neues angeht, aber du bist eine intelligente, talentierte, junge Frau, die in allem erfolgreich sein wird,
was sie ernsthaft angeht. Und wenn du im Moment nicht die passenden Fragen zu stellen weißt, wirst du schon früh genug darauf kommen. Hör auf, dir Sorgen zu machen, sei nicht so streng mit dir selbst. Möchtest du wissen, was Sharon immer gesagt hat, was das Geheimnis des Glücks ist?«
    Charley versuchte, bei der beiläufigen Erwähnung der verstorbenen Geliebten ihrer Mutter keine Miene zu verziehen. »Unbedingt.«
    Ihre Mutter straffte ihre Schultern und schob ihre üppige Brust vor. »Schraub deine Erwartungen runter«, sagte sie.
    »Schraub deine Erwartungen runter? Das ist alles?«
    »Das ist genug. Sharon war der glücklichste Mensch, den ich je gekannt habe. So, warum ziehst du dir nicht rasch etwas Bequemes an und kommst mit uns zu McDonald’s und ins Kino?«
    Zahllose Gedanken wirbelten durch Charleys Kopf. Konnte es sein, dass ihre Mutter recht hatte? Verlangte sie zu viel von sich selbst? Und von allen anderen? War Glück nur eine Frage bescheidenerer Erwartungen? »Wärst du böse, wenn ich sage, lieber nicht? Ich bin echt groggy.«
    »Dann habe ich eine andere Idee«, sagte ihre Mutter. »Warum übernachten die Kinder heute nicht einfach bei mir? Ich bringe sie morgen früh zurück, und wir gehen alle zusammen bei Too-Jay’s frühstücken. Wie klingt das?«
    »Klingt super.«
    »Gut. Dann wäre das also abgemacht.« Elizabeth sprang auf und ging in den Flur. »Franny, James, packt eure Rucksäcke. Ihr übernachtet heute bei Grandma.«
    Charley musste lächeln, als sie den begeisterten Jubel ihrer Kinder hörte. Möglicherweise angesteckt von dem plötzlichen Tumult begann der Hund, hektisch die Unterseite ihres Kinns abzulecken. Zumindest ein männliches Wesen, das sie für begehrenswert hielt, dachte Charley und versuchte, Alex Prescott aus ihren Gedanken zu vertreiben. »Bis Mittwoch«, hatte er
gesagt, als er sie vor ihrer Haustür abgesetzt hatte. Kein Wort davon, noch was zusammen trinken zu gehen, um ihr sein Mitgefühl über das abgebrochene Interview mit Pam auszudrücken. Auch kein Wort mehr über ein Abendessen bei Centro’s. Genau genommen hatte er auf der Rückfahrt von Dania kaum mit ihr gesprochen, wahrscheinlich einigermaßen fassungslos über ihre so genannte Fragetechnik, aber zu höflich, um es zu sagen. »Ich nehme an, Sie möchten ein paar Eindrücke notieren, solange sie noch frisch sind«, hatte er gesagt, aber Charley argwöhnte, dass er sie schadenfroh in ihrem eigenen Saft schmoren ließ. Ich wusste, dass Sie nicht die Richtige für den Job sind, hatte sein Schweigen sie während der ganzen Fahrt stumm getadelt. Also hatte Charley sich darauf konzentriert, ihre Eindrücke vom Haus der Rohmers und den Menschen, die darin wohnten, zu notieren, obwohl sie ihm den

Weitere Kostenlose Bücher