Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
Vom Netzwerk:
bedeuten, für den nötigen Nachwuchs des Hauses von Brugsma zu sorgen. Das, so fand Pieter, war schon mehr, als die meisten von einer Ehe erwarten konnten, deshalb sah Pieter die zukünftige Verbindung mit Grete alles in allem positiv.
    Für die Stillung weitergehender Gefühlsstürme gab es schließlich Hausmägde und Frauenhäuser.
    Die Reitergruppe erreichte nun einen Wasserlauf, der nach den letzten Regenfällen leicht über die Ufer getreten war. Es musste sich um irgendeinen der zahlreichen Zuflüsse des Rheins handeln, die ständig ihr Bett änderten und sich mal diesen und mal jenen Weg durch die Auen bahnten.
    »Die Pferde brauchen eine Pause«, sagte jetzt einer der anderen Männer mahnend. Schon der Pelzbesatz an seinem Mantel machte deutlich, dass er nicht zu den einfachen Söldnern gehörte, die in den Diensten des Hauses van Brugsma standen. Und dass der Schwertgriff, der ab und zu unter dem Überhang hervorschaute, mit sehr kostbaren Metallarbeiten verziert war, verriet ebenfalls, dass es sich um einen Mann von Stand und Vermögen handeln musste. »Und die Tiere müssen saufen, Pieter! Also lasst uns hier eine Pause machen.«
    »Ausgerechnet hier?«, fragte Pieter etwas stirnrunzelnd. Er ließ den Blick schweifen, sah einige Augenblicke den Krähen zu, die sich auf den Bäumen aufreihten und zu ihnen blickten, und fuhr dann fort: »Es können doch nur noch ein paar Meilen bis Köln sein, Freund Herward!«
    Herward von Ranneberg hatte Pieter van Brugsma auf seiner schwierigen diplomatischen Mission begleitet. Er war Mitglied des Kölner Rates, besaß einen florierenden Handel für Wein- und Wollwaren und gehörte zu den reichsten und einflussreichsten Bürgern der Stadt.
    »Was habt Ihr gegen diesen Ort, Pieter? Die Pferde sind schon ganz verrückt danach, sich vollzusaufen, und ob wir nun einen Tag früher oder später nach Köln kommen, dürfte nicht entscheidend sein.«
    »Entscheidend kann jeder Moment der Verzögerung sein«, glaubte Pieter. »Wir wissen doch, dass Waldemar die Zeit nutzt, um ebenfalls Verbündete um sich zu scharen. Wer seine Reihen früher geschlossen hat, wird nun mal als Sieger vom Platz gehen.«
    »Nun, einmal hat sich die Hanse schon eine blutige Nase gegen Waldemar geholt«, gab Herward zu bedenken, während er von seinem Pferd abstieg. Die anderen folgten seinem Beispiel, und auch Pieter fügte sich in das Unvermeidliche. Aber vielleicht hatte Herward sogar recht. Bei aller Ungeduld war es ja nun wirklich nicht nötig, dass auch noch ein paar Pferde zuschanden geritten wurden. Ein paar Tage mussten sie schließlich noch durchhalten. Die Tiere waren ohnehin während der letzten Gewaltritte, die Pieter und seine Begleiter hinter sich gebracht hatten, so stark beansprucht worden, dass man ständig befürchten musste, eins von ihnen zu verlieren. Mehrere Packpferde hatte die Gruppe schon zurücklassen und das Gepäck auf die Reittiere verteilen müssen. Und sie hatten sogar zwei Tiere dazukaufen und gegen lahmende Gäule austauschen müssen. Langsame und schlecht genährte Bauernpferde waren das allerdings gewesen, die die Gruppe doch ziemlich aufgehalten hatten.
    Pieter ließ einen der Söldner sein Pferd tränken und streckte sich. Der tagelange Ritt hatte ihm ebenso zugesetzt wie die aufreibenden Verhandlungen, die hinter ihm lagen.
    Herward von Ranneberg holte sich ein Stück Stockfisch aus der Satteltasche, brach sich etwas davon ab und steckte es sich in den Mund. Er verzog daraufhin das Gesicht.
    »Scheint ja kein Hochgenuss zu sein, Eure Mahlzeit, werter Herward«, sagte Pieter van Brugsma.
    Herward reichte Pieter auch ein Stück. »Hier, nehmt das und würgt es hinunter, mein Freund.«
    »Besser nicht.«
    »Dann knurrt Euch nicht so der Magen, Pieter, Eure Laune wird besser, und Ihr riecht nicht mehr aus dem Mund, dass man befürchten muss, Euer Ross würde gleich tot umfallen, wenn Ihr Euch im Sattel zu tief niederbeugt!«
    Pieter nahm das angebotene Stück Stockfisch und biss etwas ab. Es war hart wie ein Brett. Aber Herward hatte recht. Pieter hatte schon lange nichts mehr gegessen. Es war einfach keine Gelegenheit dazu gewesen. »Und wie, glaubt Ihr, wird mein Gaul reagieren, wenn ich nach Fisch rieche?«, fragte er dann grinsend.
    Herward lachte. »Euer Gaul wird sich schnell daran gewöhnen, genau wie meiner.«
    »Was Ihr nicht sagt …«
    In diesem Moment stoben die Krähen empor. Ein ganzer Schwarm flog auf und verdunkelte für einen Augenblick den

Weitere Kostenlose Bücher