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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Leere. Das Gesicht zuckte, und die Lippen bogen sich, als habe ihn etwas verärgert.
    Als Veva mit ihrem Text fertig war, sprach sie ihn an. »Herr Vater, darf ich Euch etwas fragen?«
    »Das war schon eine Frage«, antwortete er mit einem kurzen Schnauben.
    »Habe ich Euch erzürnt, weil Ihr so schlechter Laune seid?«
    »Du mich erzürnt? Wie kommst du auf diesen Gedanken?«
    »Nun … ich dachte, weil Ihr so grimmig wirkt.«
    Bartholomäus Leibert stieß ein kurzes Lachen aus. »Es gibt wahrlich noch mehr auf der Welt, was mich ärgern könnte. Aber ich glaube nicht, dass dies deine Frage war.«
    »Das stimmt, Herr Vater. Es geht um unseren Brunnen. Das Wasser stinkt, und selbst das Vieh will es nicht saufen. Ihr solltet noch einmal mit unserem Nachbarn reden und ihn bitten, seinen Misthaufen auf der anderen Seite zu errichten.«
    »Das wird er gewiss nicht tun. Nein, Kind, das lassen wir lieber.«
    »Aber es geht um die Eier. Auch die stinken.« Veva seufzte, denn wie es aussah, nahm ihr Vater sie nicht ernst. Wahrscheinlich hatte er bis jetzt jene Eier gegessen, die Cilli auf dem Markt gekauft hatte. Sie traute es der Köchin zu, nur diese für den Herrn zu nehmen. Doch das würde sie ändern. Schon morgen würde ihr Vater ein Ei von einem der eigenen Hühner bekommen.
    Als habe er ihre Gedanken gelesen, umspielte ein Lächeln Leiberts Lippen. »Es ist nicht gut, Vieh in der Stadt zu halten. Daher habe ich beschlossen, einen Meierhof auf dem Land zu pachten. Von dort werden wir gewiss bessere Eier und einen saftigeren Schinken erhalten, als wenn wir die Tiere hier halten.«
    »Einen Meierhof?« Veva starrte ihren Vater ungläubig an.
    Leibert nickte. »Ich habe dem Herzoglichen Rat Prielmayr mit einer größeren Summe ausgeholfen. Als Sicherheit hat er mir einen kleinen Hof im Landgericht Schwaben angeboten, in einem Dorf namens Pewing. Wir können ihn zehn Jahre lang behalten und später zu üblichem Zinssatz pachten, wenn uns danach ist.«
    »Das wäre schön!«, antwortete Veva, die in Gedanken nicht nur die Eier, sondern auch die Enten, Gänse und Schweine zählte, die sie von dort für den eigenen Haushalt bekommen konnten.
    Ihr Vater verschwieg ihr jedoch, dass er auf diese Weise nur das Beste aus einem Geschäft machen wollte, das ihm sonst kaum einen Gewinn einbringen würde. Die Herren in der Umgebung des Herzogs waren zu wichtig, als dass er ihnen ein Darlehen einfach verweigern dürfte. Außerdem erhöhte es sein Ansehen, wenn er sich einen eigenen Meierhof leisten konnte. Auch verband er mit dieser Erwerbung noch einen anderen Zweck. »Ich wollte mir diesen Hof einmal ansehen, doch ich komme derzeit einfach nicht aus München heraus. Daher solltest du an meiner statt hingehen. Der Schwab wird dich begleiten. Er hat einen klugen Kopf auf den Schultern und wird mir raten können, was ich tun muss, um Zins aus dem Hof herauszuholen.«
    Seine Worte ließen Vevas Laune sehr tief sinken. Statt von ihr wollte ihr Vater lieber von einem Knecht erfahren, wie es um das Anwesen in Pewing stand. Ihr traute er anscheinend auch in dieser Angelegenheit kein fundiertes Urteil zu. Um ihren Unmut nicht in Worte zu kleiden, presste sie die Lippen zusammen.
    Leibert achtete nicht auf das Mienenspiel seiner Tochter, sondern sprach ansatzlos weiter: »Du wirst einige Wochen auf dem Hof bleiben, bis sich zeigt, ob dein Aufenthalt bei den Räubern Folgen nach sich zieht oder nicht. Bist du schwanger – was die Heilige Jungfrau im Himmel verhüten möge! –, bleibst du bis zur Niederkunft dort.«
    Veva stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Herr Vater, ich habe Euch doch gesagt, dass mir kein Räuber nahe genug gekommen ist, um solche Folgen, wie Ihr es nennt, zu verursachen.«
    »Du wirst gehen – und zwar noch heute! Der Schwab weiß schon Bescheid und sattelt bereits das Maultier für dich.«
    »Das Maultier? Nein, Herr Vater, reiten will ich nicht. Lieber gehe ich zu Fuß!« Veva schüttelte es, denn das Tier würde sie mit jedem Schritt an jene fatale Reise nach Innsbruck erinnern und an den Tod ihres Bruders.
    »Wie du willst! Es ist auf jeden Fall nicht so weit wie die Wallfahrt zu den frommen Brüdern von Andechs. Wenn ihr kräftig ausschreitet, werdet ihr bis zum Abend ankommen. Die Bauersleute wissen bereits, dass ich jemanden schicke, und werden euch Quartier geben.«
    »Danke, Herr Vater!« Veva kämpfte noch immer mit ihren Gefühlen, aber sie wagte nicht, weitere Widerworte zu geben. Zwar hatte sie die

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