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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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begann. Das also hatte die Gräfin bemerkt, grübelte Adelind, während sie sich neben ihre Schwester setzte. Durch das offene Fenster drang frische Abendluft herein, die nach Pinien und feuchtem Gras duftete. Hildegard zog Adelind zu sich und schmiegte ihren Kopf an ihre Schulter.
    » Es ist so schön hier. Und diese Gräfin, sie wirkte herzensgut und fromm. Was hältst du da eigentlich die ganze Zeit in der Hand? «
    Adelind zuckte zusammen. Ihre Finger waren so lange fest um den Schmuck gekrallt gewesen, dass sie ihn fast schon als Teil ihrer selbst empfand. Nun wollte sie ihrer Schwester von dem Gespräch mit Peyres erzählen, so wie sie stets alle Erlebnisse miteinander geteilt hatten, aber ein Gefühl des Unbehagens lähmte auf einmal ihre Zunge. Würde Hildegard verstehen können, wie angenehm ihr Peyres’ Berührung gewesen war?
    » Ich habe unterwegs auf einer Wiese in den Bergen eine Kette und ein paar Ohrringe gefunden « , gab sie die erstbeste Lüge von sich, die ihr einfiel, und richtete ihren Blick auf die Zimmerdecke, um Hildegard dabei nicht ansehen zu müssen. » Jemand muss den Schmuck auf der Durchreise verloren haben, vermutlich fiel er aus einer Tasche oder Kiste. Sieh her, er ist wunderschön. «
    Sie öffnete ihre Faust. Im Licht der Kerze strahlten die Glasperlen wie bunte Sterne, sodass Adelinds erste eigene Schmuckstücke prächtigen Juwelen glichen.
    » Hier trägt niemand Schmuck « , hörte sie Hildegard ohne besondere Begeisterung sagen. » Nicht einmal die Gräfin. Warum hast du ihn nicht einfach liegen lassen, am Ende kommt die Besitzerin zur Wiese zurück, um ihn zu suchen? «
    Adelind unterdrückte einen Seufzer. Sie hatte vergessen, wie anstrengend Hildegard sein konnte.
    » Wie soll sie denn wissen, wo genau sie ihn verloren hat? Er wäre dort nur verrottet. Ich kann ihn tragen, wenn ich singe. Er sieht wunderschön aus. «
    Auffordernd hielt sie der Schwester nochmals die leuchtenden Steine entgegen, mit einem Mal fast verärgert über deren Gleichgültigkeit angesichts einer Sache, die ihr selbst so viel Freude bereitete. Hildegards Blick streifte den Schmuck nur kurz, blieb dann nachdenklich auf Adelinds Gesicht gerichtet.
    » Du willst weiter mit der Truppe herumziehen, nicht wahr? Ich dachte es mir schon. «
    Adelind stellte verwirrt fest, dass sie davon ohne große Überlegungen ausgegangen war. Welche andere Zukunft hatten sie denn?
    » Antonius hat mit mir gesprochen « , sagte Hildegard, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie rollte sich auf dem Bett zusammen wie eine Katze und hatte Adelind nun den Rücken zugewandt. » Auf dem Rückweg vom Dorf. Die Jungs liefen alle hinter Marcia her wie immer, sodass wir uns in Ruhe unterhalten konnten. «
    Adelind legte den mittlerweile unwichtig gewordenen Schmuck auf den Tisch, dann wandte sie sich wieder ihrer Schwester zu.
    » Ich habe ihm alles erzählt, obwohl es mir sehr schwerfiel « , redete Hildegard weiter. » Von Pater Severinus und wie ich schwanger wurde, denn er wollte es wissen. Ich mag ihn. Er war auch nicht empört, jedenfalls nicht über mich. «
    Adelind lächelte zufrieden. Sie hatte auf eine solche Entwicklung der Dinge gehofft.
    » Und? « , fragte sie erwartungsvoll.
    » Und er ist bereit, mich zur Frau zu nehmen. Mein Kind als das seine anzuerkennen. Wir werden uns nicht in einer Kirche vermählen können, denn das dürfen herumziehende Gaukler nicht, aber wenn wir zusammenleben, dann gelte ich wohl als seine Frau, was ein gewisser Schutz für mich wäre. Außerdem hätten mein Kind und ich ein Auskommen. Ich helfe Antonius gern bei seiner Arbeit. «
    Adelind räkelte sich erleichtert auf dem Bett, streckte dann eine Hand aus, um über Hildegards Rücken zu streichen.
    » Das klingt doch alles wunderbar « , meinte sie in der Hoffnung, die Schwester würde sich ihr nun wieder zuwenden, doch Hildegards Gesicht blieb auf das offene Fenster gerichtet.
    » Ich weiß, etwas Besseres kann mir nicht geschehen. Aber es erscheint mir nicht richtig, das Angebot anzunehmen. «
    Adelind fuhr auf. Wieder einmal überkam sie der Wunsch, ihre Schwester so lange durchzuschütteln, bis durcheinandergeratene Gedanken in ihrem Kopf zurechtgerückt würden.
    » Aber warum nicht? «
    » Weil wir beide, du und ich, geweihte Nonnen sind « , sagte Hildegard todernst. » Und weil ich ein keusches Leben führen möchte. Ich habe stets gewusst, dass dies meine Bestimmung ist. Ich war glücklich im Kloster bis… «
    Sie machte eine

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