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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Herr Vogt«, zischte er und beugte sich über den
Schreibtisch hinweg nach vorn, »habt Ihr den Ernst der Lage immer noch nicht
richtig erfasst! Für den Fall, dass dem so ist: Wenn die Reliquien in
spätestens vier Tagen nicht wiederaufgetaucht sind, ist hier droben auf dem
Marienberg die Hölle los! Dann wird es einen Aufruhr geben, der sich gewaschen
hat. Die ganze Stadt wird Kopf stehen, und ein paar Tausend enttäuschte Pilger
mit dazu! Und wer anders sollte dafür verantwortlich sein als ich? Könnt Ihr
Euch überhaupt vorstellen, was das heißt? Das Domkapitel wird mir die Hölle
heißmachen, ganz zu schweigen von den Ratsherren drunten in der Stadt. Wenn die
erst einmal Wind von der Sache bekommen, kann ich von Glück sagen, wenn sie mir
das Fell nicht über die Ohren ziehen. Diese Pfeffersäcke drunten im Grafeneckart
haben auf so was doch nur gewartet. Die Sache kann mich mein Amt kosten, wenn
nicht noch mehr!«
    »Gut möglich, dass genau dies die Absicht ist, die
hinter dem Raub der Reliquien steckt«, warf Hilpert nachdenklich ein.
»Wenngleich man über das Tatmotiv zum jetzigen Zeitpunkt allenfalls spekulieren
kann.«
    »Mit anderen Worten: Solange wir diesen Hundsfott von
einem Kapuzenmann nicht zu fassen kriegen, werden wir weiter im Dunkeln
tappen.«
    »Genau, Berengar. Aber da er uns vermutlich nicht
einfach so über den Weg läuft, müssen wir unser Hauptaugenmerk auf diesen
Agilulf richten.«
    »Wohl gesprochen, mein Sohn!«, rief der Bischof
hohnlächelnd aus und klatschte in die Hände. »Dazu müsstet Ihr ihn freilich
erst einmal finden!«
    »Nichts leichter als das!«, konterte Hilpert
ungerührt.
    »Und wieso?«
    »Weil, einmal vorausgesetzt, er würde früher oder
später mit seiner Frau Kontakt aufnehmen oder sie mit ihm, wir uns lediglich an
ihre Fersen zu heften bräuchten. Vorausgesetzt, Bischöfliche Gnaden hätten
keine Einwände, sie freizulassen.«
    Das massive Doppelkinn auf die Handballen gestützt,
stierte Johann von Brunn an Hilpert und Berengar vorbei ins Leere. Dann fuhr er
mit den Fingerkuppen über die geschlossenen Augenlider und sprach: »Wenn Ihr
meint, Bruder. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, welchen Nutzen wir von dieser
Frau haben sollten. Gut möglich, dass sie uns als Lockvogel bessere Dienste als
auf der Folterbank leistet.«
    Die Worte des Bischofs, zu allem bereit, nur um seine
Haut zu retten, riefen bei Hilpert ein Frösteln hervor, und ein Blick aus den
Augenwinkeln überzeugte ihn, dass Berengar nicht anders dachte als er. Doch
hatte er bereits in viel zu viele Abgründe geblickt, als dass ihn die
Kaltschnäuzigkeit des Bischofs noch groß hätte überraschen können. »Schön, dass
wir uns einig sind!«, fügte er mit beißender Ironie hinzu. »Ich nehme an, wir
beide dürfen uns nun empfehlen?!«
     
    *
     
    Als sich die Tür hinter Hilpert und Berengar schloss,
stützte Johann von Brunn die Ellbogen auf den Tisch, verbarg das Gesicht in den
Händen und schüttelte unentwegt den Kopf. Der Seufzer, der auf diese Geste der
Ratlosigkeit folgte, war so laut, dass ihn sein Echo zusammenfahren ließ.
    Er saß in der Klemme, so tief wie schon seit Langem
nicht mehr.
    Eher zufällig fiel der Blick des Bischofs auf den
Brief, der immer noch vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und obwohl er seinen
Inhalt kannte, nahm er ihn noch einmal zur Hand und begann zu lesen: Albert,
Amtsbruder von Bamberg, an Johann, seinen geliebten Sohn auf des heiligen
Kilian Stuhl‹. Typisch!, dachte Johann von Brunn bei sich. Von einem
aufgeblasenen Popanz wie Albert von Wertheim als Sohn bezeichnet zu werden,
ärgerte ihn. Dieser Ärger jedoch verflog im Nu, und während er den Rest des
Briefes las, häuften sich die Sorgenfalten auf seiner Stirn: ›Bei dem, was ich
dir im Folgenden mitzuteilen habe, mein Sohn, muss ich dich bitten, strengstes
Stillschweigen zu bewahren, ganz gleich, um wen es sich handeln mag. Wisse
denn, dass ich am frühen Morgen des heutigen Tages von einer Heimsuchung
befallen worden bin, welche in den Annalen unseres Bistums ihresgleichen sucht.
Als einer unserer Domscholaren, Adalbert mit Namen, etwa eine halbe Stunde vor
der Prim den Dom betrat, um zusammen mit dem Sakristan den Altar für den
Gottesdienst herzurichten, ward er Zeuge eines Frevels, wie ihn nicht einmal
die Ungläubigen zuwege bringen. Noch immer stockt mir der Atem, wenn ich nur
daran denke, und meine Augen füllen sich mit Tränen. Du wirst es nicht glauben,
was jener Domschüler sah, und

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