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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Bruder?«, hakte Hildegard
stirnrunzelnd nach.
    Bruder Hilpert indessen blieb ihr die Antwort
schuldig. Stattdessen begab er sich zur Tür, bedeutete den Freunden, ihm zu
folgen, und war kurz darauf ohne ein Wort des Abschieds verschwunden.
     
    *
     
    Dominikanergasse,
eine Stunde vor Mitternacht
     
    »Der Abdecker?!« Obwohl das Taufgelage nicht spurlos
an ihm vorübergegangen war, war Berengars Schwager auf einmal hellwach. »Wenn
Ihr schlau seid, geht dem Kerl aus dem Weg!«
    »Leichter gesagt als getan, Meister Heribert«, wandte
Bruder Hilpert ein.
    Berengars Schwager runzelte die Stirn. »Und wozu das
Ganze?«, fragte er, wobei er es vermied, den Vogt anzuschauen, der mit finsterer
Miene neben ihm saß. Das Taktgefühl des Hausherrn wurde jedoch nicht belohnt.
»Darüber mach dir mal keine Gedanken!«, raunzte ihn Berengar an. »Je weniger du
mitkriegst, umso …«
    »Wie ich sehe, scheint Ihr mit diesem … wie heißt er
doch gleich, Berengar?«
    »Eckehard Büttner«, grummelte der Vogt, dem es nicht
passte, dass ihm sein Freund über den Mund gefahren war.
    »Wie ich sehe, Meister Heribert, scheint ihr mit
diesem Eckehard Büttner nicht gerade auf freundschaftlichem Fuße zu stehen.«
    Berengars Schwager überlegte eine Weile hin und her.
Dann dämpfte er seine Stimme, winkte Bruder Hilpert heran und sprach: »Sagen
wir es einmal so: Wenn möglich, mache ich einen Riesenbogen um ihn!«
    »Und wieso?«
    »Weil er so viel Dreck am Stecken hat, Bruder Hilpert,
dass man gut beraten ist, ihn links liegen zu lassen.«
    »Selbst dann, wenn er in der Ratsstube sitzt?«
    »Gerade dann, Bruder Hilpert, gerade dann.«
    »Tut mir leid, Meister Heribert, aber das verstehe ich
nicht«, ließ sich Bruder Wilfried vernehmen.
    » Ich schon, Bruder Wilfried!«, entgegnete
Berengars Schwager bestimmt. Mit klarem Kopf wäre er längst nicht so redselig
gewesen, das wusste Hilpert genau. So aber machte er aus seinem Herzen keine
Mördergrube: »Keine Angst, Bruder!«, polterte er ohne Vorwarnung los. »Die
feine Sippschaft drüben im Grafeneckart hält doch fest zusammen! Wie Pech und
Schwefel. Egal, was passiert.«
    »Selbst dann, wenn sich ein schwarzes Schaf unter die
Herde gemischt hat?«
    Der Hausherr kam jetzt richtig in Fahrt. Ganz im Sinne
von Hilpert, der seiner Tirade aufmerksam lauschte: »Auf die Gefahr hin,
Brüder, dass meine Ausdrucksweise Euren klösterlichen Gepflogenheiten nicht
entspricht: Was sich an Klugscheißern, Intriganten und Schmeißfliegen in der
Ratsstube tummelt, ist einfach zum …«
    »Heribert Scheuermann, jetzt ist es aber genug!«
    Berengars Schwager war so sehr in Rage, dass er seine
Frau überhaupt nicht bemerkt hatte. Die wiederum wischte sich die Hände an der
Schürze ab und steuerte mit geblähten Segeln auf die Bank hinter dem Kachelofen
zu. »Wenn mich nicht alles täuscht«, grollte sie, »ist heute Taufe, und wenn du
nur einen Funken Anstand im Leibe hättest, Heribert Scheuermann, dann würdest
du …«
    »Stimmt’s etwa nicht?«
    »Wenn du so etwas wie Anstand hättest, würdest du über
deine Mitmenschen nicht in derart unflätigem Ton …«
    »Erhitzt Euch nicht, gute Frau, es ist alles meine
Schuld!«, sprang Bruder Hilpert dem Hausherrn bei. »Ich bin es, der Euren
Gatten so weit brachte, dass er sich vergaß. Ich ganz allein!«
    Aus Sieglindes Augen schossen Blitze, und es lag ihr
auf der Zunge, Bruder Hilpert nach dem Grund zu fragen. Da er jedoch hoch im
Kurs bei ihr stand, schluckte sie ihren Ärger hinunter. Berengar atmete
erleichtert auf, umso mehr, als er eine der Mägde im Türrahmen auftauchen sah.
    Ruhe und Frieden. Und etwas zu essen. Der Herr hatte
seine Gebete erhört.
    Und seine Schwester offensichtlich auch. Als sei er am
heutigen Abend kein Gegner für sie, ließ sie von Bruder Hilpert ab und wandte
sich den um den Tisch Versammelten zu: »Ich weiß ja nicht, was die Herren
veranlasst hat, sich bis spät in die Nacht in der Stadt rumzutreiben, aber da
dies ein besonderer Tag für uns ist, habe ich mich auf meine Christenpflicht
besonnen und Euch vom Festmahl etwas abgezweigt.«
    »Amen!«, fügte Bruder Hilpert mit spitzbübischem
Grinsen hinzu, und obwohl ihm der Sinn nicht nach Essen stand, war er froh,
dass der Zwist bereinigt war.
    Dies traf auch auf Heribert, Bruder Wilfried und
Berengar zu, insbesondere auf Letzteren. Der Tag war anstrengend gewesen, und
er hatte die Nase gestrichen voll. Ein deftiges Mahl, ein Becher Wein – das war
alles, was ihn im

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