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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Wahrscheinlich hatte Onkel Erik sich die Schuhe
    vorm Kamin geputzt, bevor er wegfuhr,

    und danach nicht den Deckel auf die Dose gedrückt.
    »Hei, hei!«, rief Kerstin, als sie uns sah.
    »Stand etwas darüber in der Zeitung, wann man kleine
    Kinder verprügeln darf?«, fragte ich.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte Inga. »Ich bin
    zu müde.«
    Da stand Kerstin auf und kam aus dem Kamin heraus und
    wollte Inga streicheln. Aber Inga brüllte so laut sie konnte:
    »Willst du wohl stehen bleiben, wo du stehst, du Balg!«
    Aber das wollte Kerstin nicht. Sie lief auf Inga zu und
    streichelte sie, ob Inga wollte oder nicht.

    Und Inga hatte das ganze Gesicht voller Schuhkrem. Da
    lachte ich so laut, wie Inga gelacht hatte, als ich den Spinat in die Augen bekommen hatte.
    »Tante Lisa wird denken, dass wir Kerstin gegen ein
    Negerkind eingetauscht haben«, sagte ich, als ich aufgehört
    hatte zu lachen.
    Wir wussten nicht, wie man Schuhkrem von kleinen Kindern
    herunterbekommt. Wir beschlossen, Britta zu fragen. Inga,
    die ja schon beschmiert war, sollte bei Kerstin bleiben und sie
    am Kamin festhalten, während ich zu Britta lief, um zu fragen.
    Ich erzählte ihr, was Kerstin angerichtet hatte, und da sagte
    Britta:
    »Ha, hihr heid haber heine Hinderhädchen!«
    Dann putzte sie sich die Nase und drehte sich zur Wand und
    sagte, sie sei krank und wisse nicht, wie man die Schuhkrem
    entfernen könne.
    Inzwischen war Ole aus dem Stall ins Haus gekommen,
    und er wurde rasend, als er Kerstin sah.
    »Habt ihr den Verstand verloren?«, brüllte er. »Jetzt habt ihr
    sie auch noch schwarz angemalt!«
    Wir versuchten ihm zu erklären, dass es nicht unsere Schuld
    sei. Ole war wütend und sagte, es müsse durch ein Gesetz
    verboten werden, dass solche wie wir Kindermädchen
    würden. Und jetzt sollten wir uns jedenfalls ein anderes Kind
    zum Üben besorgen. Aber dann halfen wir uns gegenseitig
    und machten Wasser warm. Wir trugen eine Wanne hinaus
    auf die Wiese und setzten Kerstin hinein. Als wir sie über
    den Fußboden führten, blieben hinter ihr süße, kleine
    schwarze Fußspuren zurück.

    Wir steckten Kerstin in die Wanne und scheuerten sie
    ordentlich ab. Von oben bis unten. Wir wuschen ihr auch
    die Haare und sie bekam etwas Seife in die Augen. Und da
    schrie sie so laut, dass man es über ganz Bullerbü hören
    konnte, und Lasse und Bosse kamen angelaufen und fragten,
    ob wir Schweine schlachteten.
    »Nee«, sagte Ole, »hier sind nur zwei feine Kindermädchen,
    die gerade üben.«
    Wir kriegten die Schuhkrem nicht ganz ab. Als wir fertig
    waren mit dem Schrubben und Kerstin abgetrocknet war,
    hatte sie am ganzen Körper eine merkwürdige graue Farbe.
    Aber sie war sehr glücklich. Sie sprang nackt, wie sie war, im
    Gras herum und schrie »Hei, hei« und lachte, dass alle
    Reiskörner in ihrem Mund zu sehen waren. Und Ole sagte:
    »Was ist sie doch für ein liebes Kind!«
    Wir hofften, dass dieser graue Farbton sich mit der Zeit
    abnutzen und das rosige Kind, das sich darunter befand,
    wieder zum Vorschein kommen würde. So gegen
    Weihnachten etwa, meinte Lasse, würde es wohl soweit sein.
    Hinterher legte Ole Kerstin ins Bett. Und sie sagte keinen
    Mucks, sondern steckte ihren Daumen in den Mund und
    schlief auf der Stelle ein.
    »So soll man kleine Kinder ins Bett bringen«, sagte Ole.
    Dann ging er die Schweine füttern.
    Inga und ich setzten uns auf die Küchentreppe und ruhten uns
    aus.
    »Arme Tante Lisa«, sagte ich, »die hat das nun jeden Tag so.«
    »Weißt du, was ich glaube?«, sagte Inga. »Ich glaube, das,
    was in der Zeitung gestanden hat, war gelogen. Denn es ist
    doch ganz egal, wie man mit kleinen Kindern redet. Ob
    man mild und freundlich mit ihnen spricht oder ob man sie
    anschreit, sie tun doch immer, was sie wollen.«
    Dann waren wir lange Zeit still.
    »Inga, willst du wirklich Kindermädchen werden, wenn du
    groß bist?«, fragte ich schließlich.
    »Vielleicht«, sagte Inga. Aber dann blickte sie nachdenklich
    und starr über das Stalldach hinweg und sagte: »Ich weiß es
    noch nicht genau...«

    Die Kirschen- Verkaufs-Gesellscbaft
    ir haben sehr viele Kirschbäume hier in Bullerbü. In
    W unserem und in Ingas und Brittas Garten. In Oles
    Garten gibt es keine, jedenfalls keine, auf denen besonders
    gute Kirschen wachsen. Aber dafür haben die auf dem Südhof
    einen Baum mit wunderbaren Augustbirnen und zwei Bäume
    mit herrlichen, kleinen gelben Pflaumen.
    Vor Großvaters Fenster

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