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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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die Hände am Bart ab und seufzte enttäuscht. »Nein«, sagte er. »Sie sind kein Dschinn. Aber wer weiß, was Sie mir vielleicht angetan hätten, wenn Sie einer gewesen wären. Ich habe ›vielleicht‹ gesagt, weil ich natürlich auf alles vorbereitet bin.« Er zeigte Groanin ein Medaillon, das er um den Hals trug und das ganz ähnlich aussah wie jenes, welches Nimrod mit der dschinternen Post erhalten hatte. »Das ist mein Talisman. Mein Vater, der Fakir, hat ihn angefertigt, um sich vor den Kräften der Dschinn zu schützen. Er war ein großer Mann. Und ein großer Fakir.« Der Guru kicherte. »Ohne dieses kleine Medaillon hätte ich bestimmt nicht versucht, mir Ihre Zähne anzusehen. Wenn Sie ein Dschinn gewesen wären, hätten Sie vielleicht   –«
    Guru Masamjhasara kniff die Augen zusammen und bekam wieder seinen Hexerblick.
    »Moment mal«, sagte er und sah die
Sadhaks
an. »Ist er nicht mit drei Kindern gekommen?«
    »Ja, Eure Heiligkeit«, bestätigte einer der
Sadhaks
.
    »Ich frage mich   –«, sagte der Guru. »Nein. Das kann nicht sein. Das wäre zu schön.«
    »Lassen Sie die Kinder in Ruhe«, sagte Groanin und hoffte, dabei einen möglichst väterlichen Ton getroffen zu haben.
    »Die Kinder. Hm.« Der Guru strich sich über den langen Bart, schnipste ein Reiskorn auf den Boden und legte denKopf schief, als lauschte er einer unhörbaren Stimme. »Eins plus eins plus eins macht drei«, sagte er leise. Und dann, ein wenig lauter, zu den
Sadhaks
: »Sucht sie und bringt mir die Kinder.«

Die Neunte Kobra

    In der Dunkelheit des Brunnenschachts setzten die Kinder ihre blinden Ausgrabungsarbeiten fort.
    »Irgendwie fühlen sich diese Steine komisch an«, meinte Philippa, als sie wieder einen davon in die Dunkelheit warf und ihn kurz darauf am Ende des Schachts ins Wasser klatschen hörte. »Sie sind viel leichter als die, die wir am Anfang weggeräumt haben.«
    »Das Gleiche hab ich auch schon gedacht«, gab Dybbuk zu. »Vielleicht ist es Vulkangestein. Wie das Zeug, mit dem man sich die Füße abrubbelt.«
    »Bimsstein? Ja, könnte sein.«
    Sie gruben seit fast einer Stunde, und aus der Öffnung, die groß genug gewesen war, um bequem darin zu sitzen, war ein drei bis vier Meter langer Tunnel geworden, der sich hoffentlich als Ausgang aus dem Brunnenschacht erweisen würde. Ihre Kleider waren immer noch feucht und ihre Körper zu kalt, um die Dschinnkräfte wiederzuerlangen, aber selbst im Stockfinstern war klar, dass sich ihre Situation ein wenig verbessert hatte. Und je tiefer sie in die Wand des Schachts eindrangen, desto optimistischer wurden sie. Von Staub und Schutt bedeckt, arbeitete Philippa sich energisch voran und pfiff vor sich hin, um bei Laune zu bleiben.
    »Wie sieht’s mit der Taschenlampe aus?«, erkundigte sich Dybbuk bei John.
    »Die Einzelteile scheinen jetzt trocken zu sein«, sagte John. »Ich denke, ich könnte sie wieder zusammensetzen.« Er ließ die Batterien in das lange Metallrohr gleiten. »Toi, toi, toi«, fügte er hinzu, als er den Deckel mit den Federn wieder aufschraubte. Er holte tief Luft und drückte auf den An-/​Aus-Knopf.
    Die Taschenlampe ging an und erhellte den kleinen Tunnel, den sie gegraben hatten. Doch niemand seufzte erleichtert auf. Im Gegenteil: Alle drei schrien vor Entsetzen, als ihnen klar wurde, wo sie sich befanden. Um sie herum lagen Dutzende menschlicher Skelette, denn sie waren in einer Art Gewölbe oder Gruft; und der Stein, der in Philippas Schoß lag, war überhaupt kein Stein, sondern der Schädel eines Menschen. Voller Abscheu schleuderte sie ihn in den Schacht. Auch Dybbuk stellte fest, dass der Stock, mit dem er sich durch die Rückwand der Höhle gegraben hatte, kein Stock, sondern ein menschlicher Oberschenkelknochen war. Zu dieser unangenehmen Entdeckung gesellte sich die Erkenntnis, was mit all den armen indischen Meuterern geschehen war, deren Leichname die Briten bergen mussten, nachdem sie sie in den Brunnen geworfen hatten. Aufeinandergestapelt wie einen Haufen Zigarren hatte man sie und in einem Gewölbe in der Brunnenwand verscharrt, wo sie mehr als einhundertundfünfzig Jahre unbehelligt gelegen hatten.
    Die Skelette waren so zahlreich, dass es kein Entkommen gab. Angewidert wandte sich Philippa von einem grinsenden Schädel ab, um sich sogleich Auge in Augenhöhle mit einemanderen wiederzufinden. Und als Dybbuk tiefer in das Gewölbe eindrang, erreichte er damit nur, dass weitere Gerippe auf ihn herabfielen, sodass ihnen

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