Die Kinder des Kapitän Grant
bemerkte eine Rauchsäule, die sich in die Luft erhob. Der Kapitän näherte sich der Küste und bemerkte bald zwei Menschen, welche Nothsignale gaben. Er schickte ein Boot an’s Land, welches Jacques Paine einen jungen Mann von zweiundzwanzig Jahren, und Robert Proudfort im Alter von achtundvierzig Jahren, aufnahm. Diese beiden Unglücklichen waren ganz unkenntlich. Seit achtzehn Monaten fast ohne Nahrungsmittel und süßes Wasser, nährten sie sich von Muschelthieren, angelten mit einem schlechten umgebogenen Nagel, erbeuteten manchmal einen Frischling im Laufe, harrten manchmal drei Tage lang aus, ohne überhaupt zu essen, wachten wie Vestalinnen an dem mit dem letzten Stückchen Schwamm entzündeten Feuer, das sie nie ausgehen ließen, und auf ihren Ausflügen wie eine Sache von größtem Werthe mitnahmen – so lebten sie unter Elend, Entbehrungen und Leiden. Paine und Proudfort waren von einem Schooner, der auf den Robbenfang ging, auf der Insel an’s Land gesetzt worden. Nach Gewohnheit dieser Fischer sollten sie während eines Monats Vorräthe an Fellen und Thran sammeln und die Rückkehr des Schooners erwarten. Der Schooner kam nicht wieder. Fünf Monate später landete der Hope, der nach Van-Diemensland ging, an der Insel; der Kapitän verweigerte es aber in Folge einer unerklärlichen, barbarischen Laune, die beiden Schotten aufzunehmen; er ging wieder unter Segel, ohne ihnen nur einen Schiffszwieback, oder einen Feuerstahl dazulassen, und die beiden Unglücklichen würden binnen Kurzem unterlegen sein, wenn sie nicht die Palmira, als sie in Sicht der Insel Amsterdam vorbeifuhr, an Bord aufgenommen hätte.
Das zweite Abenteuer, dessen die Geschichte der Insel Amsterdam – wenn man bei einem solchen Felsen von einer Geschichte reden kann, – erwähnt, ist das des Kapitän Péron, dieses Mal eines Franzosen. Es beginnt übrigens und endet auch ebenso, wie das der beiden Schotten, ein freiwilliges Zurückbleiben auf der Insel, ein Schiff, das nicht zurückkehrt, und ein fremdes Fahrzeug, welches durch das Spiel der Winde nach jener Inselgruppe getrieben wird, und zwar nach vierzigmonatlicher Verlassenheit. Doch zeichnet ein blutiges Schauspiel den Aufenthalt des Kapitän Péron aus und bietet wunderbare Aehnlichkeiten mit den erdachten Ereignissen, welche Daniel de Foë’s Helden bei der Rückkehr nach seiner Insel erwarteten.
Kapitän Péron hatte sich mit vier Matrosen, zwei Franzosen und zwei Engländern, ausschiffen lassen, fünfzehn Monate wollten sie der Jagd auf Seelöwen widmen. Die Jagd war wohl glücklich, als aber ihr Schiff nach Verlauf der fünfzehn Monate nicht wiederkam, und als die Nahrungsmittel nach und nach zur Neige gingen, wurden die internationalen Beziehungen gespannt. Die beiden Engländer empörten sich gegen Kapitän Péron, der ohne die Hilfe seiner Landsleute unter ihren Händen erlegen wäre. Von dieser Zeit an führten die beiden Parteien, die sich Tag und Nacht unausgesetzt unter Waffen bewachten, wechselsweise als Sieger und Besiegte, unter Elend und Angst eine schreckliche Existenz. Und gewiß hätte endlich eine Partei die andere aufgerieben, hätte nicht ein englisches Schiff die Unglücklichen in ihr Vaterland zurückgeführt, sie, die ein erbärmlicher Nationalhaß auch auf einem Felsen des Indischen Oceans entzweit hatte.
Das waren diese Abenteuer. Zweimal wurde die Insel Amsterdam so zur Heimat verlassener Matrosen, welche die Vorsehung beide Male von dem Elende und dem Tode rettete. Seitdem aber hatte sich kein Schiff wieder an diese Küsten verloren. Von einem Schiffbruche wären die Trümmer an das Ufer getrieben, die Schiffbrüchigen selbst wären durch die Fischereien Viot’s aufgefangen worden.
Der Greis bewohnte die Insel seit langen Jahren, aber nie bot sich ihm eine Gelegenheit, seine Gastfreundschaft an etwaigen Opfern des Meeres zu üben. Von der Britannia und dem Kapitän Grant wußte er Nichts. Weder die Insel Amsterdam, noch die Insel St. Paul, welche von Wallfischfängern und Robbenjägern häufig besucht wurde, konnte der Schauplatz dieser Katastrophe gewesen sein.
Glenarvan war durch diese Antwort weder erstaunt, noch entmuthigt.
Bei diesen verschiedenen Aufenthalten suchten seine Begleiter und er vielmehr festzustellen, wo Kapitän Grant nicht wäre, als wo er wäre. Sie wollten sich nur seiner Nichtanwesenheit auf den verschiedenen Punkten des betreffenden Breitengrades versichern, das war jetzt ihr ganzer Zweck. Die Abfahrt des Duncan
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