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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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«Tut mir leid für dich, Joujou. Ich weiß, du hättest lieber für alle Zeiten das Mäntelchen des Vergessens über die Vergangenheit gebreitet. Armer, kleiner Joujou.» Mit diesen Worten beugte er sich nach vorne, und seine rechte Hand drückte die Kerze aus.
    ***
    Fabious Hoffnung, der Viguié werde ihn vor der Tür absetzen und seiner Wege gehen, war umsonst gewesen. Crestin ließ es sich nicht nehmen, den Cavalié aus dem Bett zu holen und ihm brühwarm von den Untaten seines Stiefsohns zu unterrichten. Der Cavalié besaß genug Feingefühl, zu warten, bis der Viguié
    gegangen war, bevor sich sein Donnerwetter über Fabiou entlud. Dieses fiel dafür umso heftiger aus. Zu Fabious Überraschung war es gar nicht einmal die Tatsache, dass er in ein fremdes Haus eingedrungen war, die seinen Stiefvater so erzürnte. Was Frederi wirklich in Rage brachte, war, dass er leichtfertig sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. «Er hätte dich auch töten können, kapierst du das nicht?», brüllte er mindestens zwanzig Mal. «Himmel, da läuft ein wahnsinniger Mörder in der Stadt herum, und du hast nichts Besseres zu tun, als ihm hinterher zu spionieren. Mein Gott, wenn dein Vater das wüsste! Ich habe ihm auf dem Totenbett verspro424
    chen, mich um dich zu kümmern», – immer die alte Leier –, «und jetzt so etwas! Bist du denn komplett wahnsinnig geworden? Wenn du auch nur ein Jahr jünger wärst, würde ich dich jetzt übers Knie legen, junger Mann, damit dir diese irrsinnigen Unternehmungen ein für alle Mal vergehen…»
    Und so weiter, und so fort. Fabiou gab zu, dass es leichtsinnig gewesen war, in das Haus einzudringen, sagte, dass es ihm leid tat und er ganz bestimmt nie wieder so einen Unsinn anstellen würde, und wartete ansonsten mit eingezogenem Kopf auf das Ende des Unwetters. Als Frederi schließlich die Luft ausging, konnte er sich aber doch eine Frage nicht verkneifen: «Vater, sagt Euch eigentlich der Name Carfadrael etwas?»
    Der Cavalié starrte ihn einen Moment lang perplex an, dann sagte er gereizt: «Nein! Ab ins Bett jetzt! Und wehe, ich höre noch einmal so etwas über dich!»
    Frederi Jùli schlummerte schon süß und selig, einen Arm um seinen Holzdegen geschlungen, als Fabiou ins Zimmer schlüpfte. Er ließ sich angezogen aufs Bett fallen. Er war noch etwas zu aufgedreht, um zu schlafen. Unten klappten Türen. Noch mehr Besucher? Onkel Philomenus hat offensichtlich heute Nacht ganz Ais zu Gast!
    «… ach, du bist es, gut dass du kommst…»
    War das Onkel Philomenus’ Stimme? Schwer zu sagen, die Tür zum Salon war zwar offensichtlich geöffnet, doch der Raum lag einen Stock tiefer und die schweren Teppiche dämpften und verzerrten jedes Geräusch. Eine kurze Stille unten. Dann ein tonloser Hauch: «Rouland.»
    «Guten Abend.» Ein Räuspern. «Ganz schön lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.»
    Wieder Stille. Stühle wurden gerückt. «Ich denke, wir sollten an diesem Abend über alles hinwegsehen, was zwischen uns steht», sagte einer. «Die Lage ist zu ernst.»
    Erneut das Räuspern. «Was meinst du dazu?»
    Wieder die andere Stimme, wie viele waren es? Drei? Vier? «Ich bin Katholik. Strenggläubiger Katholik.»
    «Oh, vergiss es!» Die erste Stimme wieder? Es war so schwer zu sagen. «Du wirst bald ein toter Katholik sein, wenn das so wei425
    tergeht! Das Muster, nach dem dieser Mörder vorgeht, ist ja wohl mehr als eindeutig!»
    «Wie… meinst du das?»
    «Ich meine, dass der-oder diejenigen, die Bossard getötet haben, mit ziemlicher Sicherheit auch uns auf ihrer Liste haben.»
    «Ja, aber, das würde ja bedeuten…»
    «Das ist doch Blödsinn, wer sollte so etwas denn tun?»
    «Oh, mir fällt da schon jemand ein!» Ein wütendes Fauchen. Oma Felicitas? Nein, das kann nicht sein. Onkel Philomenus würde sie nie in seiner Runde zulassen.
    «Meine Güte, bleib bitte auf dem Teppich. Ich mag den Kerl ja auch nicht, aber es gibt auch noch das eine oder andere Verbrechen auf dieser Welt, für das er nicht direkt die Verantwortung trägt!»
    «Aber es passt doch! Er will zu Ende bringen, was er damals angefangen hat!»
    «Dein Hass auf ihn ist etwas krankhaft, findest du nicht auch?»
    «Krankhaft? Bei allem, was er getan hat? Was er uns angetan hat? Meinem Bruder… und Schio…»
    Wieder Stille. Dann, eine kaum hörbare Stimme. «Armer kleiner Schio…», murmelte sie.
    «Oh, verdammt, Junge!», polterte eine Stimme – die des Neuankömmlings? «Hör endlich auf, dir

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