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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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sie zusam444
    men. «Nimm dich in Acht vor denen, Junge, ein kleiner Rat von mir», zischte er.
    «Vor den Mergoults?»
    «Vor Mayniers ganzer verdammter Sippschaft», murmelte La Costo. «Jansoun, Faucoun, Mergoult, Pourrières, Souille… Es gibt nur einen einzigen Menschen in dieser Familie, mit dem ich freiwillig ein Wort wechseln würde, und das ist Philippe Maynier, was auch immer aus ihm geworden ist. Würde mich nicht wundern, wenn sie ihn umgebracht hätten, diesen armen Jungen, diese gottverdammte Bande von Halsabschneidern.» Er spuckte aus.
    «Ihr mögt Maynier wohl nicht sonderlich», stellte Fabiou fest.
    «Nicht mögen?» La Costo lachte bitter auf. «Eine etwas schwache Formulierung für jemanden, der mein Dorf abgebrannt, meinen Besitz gestohlen, die Ehre meiner Schwestern bedroht und meine Untertanen niedergemetzelt hat. Gott, Fabiou, diese Menschen haben mir vertraut! Sie waren meine Schutzbefohlenen! Und ich musste danebenstehen und zusehen, wie man ihnen die Kehle durchschnitt und ihre kleinen Töchter vergewaltigte! Keinen konnte ich retten, Fabiou, nicht mal Jacque Bergotz! Als sie auf die Kirche zu sind, in die sich ein paar alte Frauen und kleine Kinder geflüchtet hatten, und als ich Jacque da in der Tür stehen sah und hörte, wie er sagte, keinen Schritt weiter, das ist ein heiliger Ort, diese Leute stehen unter dem Schutz Gottes, und als dann dieser Baudouin da seinen Soldaten zurief, macht diesen Schweinepriester fertig, da habe ich meinen Degen gezogen und bin losgerannt und habe geschrien, nur über meine Leiche rührt ihr diese Menschen an! Heldenhaft, was? Baudouin hat mir mit einem Schlag meinen Degen aus der Hand gehauen, und zwei Landsknechte haben mich festgehalten, und drei Schritte von mir entfernt haben sie erst Jacque niedergestochen und dann die Menschen in der Kirche. Beschwert Euch doch, hat dieser Baudouin zu mir gesagt, aber seid vorsichtig, man könnte sich an entscheidender Stelle sehr über Eure Liebe zu diesen Ketzern wundern. Oh Gott, Fabiou!» Er schüttelte den Kopf. Jacque Bergotz. Er dachte an das, was Suso ihm erzählt hatte. So ein netter Junge. «Ihr habt Pater Bergotz wohl gut gekannt», mutmaßte er.
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    Jorgi de La Costos Gesicht war versteinert. «Er war mein Bruder», sagte er. Fabiou schluckte einen größeren Kloß in seinem Hals herunter.
    «Es kommt natürlich vor allem darauf an, eine ruhige Hand zu haben!», erklärte hinter ihm Alexandre de Mergoult laut. «Wenn man auch nur ein bisschen zittert, hat man schon verloren.»
    «Euer… Bruder?»
    Über La Costos Gesicht glitt ein bitteres Lächeln. «Mein Vater war kein Kind von Traurigkeit», sagte er. «Ich hatte sieben uneheliche Geschwister unter den Bauern der umliegenden Dörfer. Jacque war eines von ihnen. Eine Treibjagd, so wie heute. Der Bossard hat ein paar Bauernmädchen zur Bewirtung mitgebracht. Jacques Mutter war ein unschuldiges junges Ding, das mein Vater verführt hatte, noch bevor es zur Vesper läutete. Er war relativ großzügig gegenüber seinen Bastarden, gab den Müttern eine kleine Mitgift, dass sie trotzdem noch einen fanden, der sie nahm, und die Kinder waren an den großen Feiertagen bei uns im Schloss zu Gast. Was Jacque betraf, so hat Vater sich dafür eingesetzt, dass er ein Stipendium an einer Klosterschule erhielt, und ihm später die Ausbildung zum Priester ermöglicht. Jacque war… so ein wunderbarer Mensch. Er war nur der bescheidene, arme Bankert und ich war der Erbe von La Costo, aber ich habe ihn geliebt, Fabiou, so sehr man einen Bruder nur lieben kann.»
    «Vergiss es, Jorgi.» Neben La Costos Sattel war Nicolas de Bouliers aufgetaucht. Er hatte die Arme in die Seiten gestemmt, seine massige Gestalt warf einen breiten Schatten über den Waldboden. «Ich weiß, man kann wahnsinnig werden, wenn man darüber nachdenkt, aber es bringt doch nichts. Wir haben überlebt, wir haben unsere Ländereien behalten, und wir haben sie wieder zu einem Ort gemacht, in dem Menschen in Frieden leben können. Das ist es schließlich, was zählt, oder? Alles andere sind sinnlose Tagträumereien.»
    «Ich verstehe nur nie, warum sie das zulassen.» La Costo fuhr sich mit einer hektischen Bewegung durch die Haare. «Damals nach dem Prozess dachte ich, gut, sie sind freigesprochen worden, aber nach allem, was ans Licht gekommen ist, wird kein Mensch in Ais ihnen mehr ins Gesicht sehen. Verdammt, das Gegenteil war 446
    der Fall, sie sind mächtiger als je zuvor, und das Parlament

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