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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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intensiv sie heute schon über den Tod nachgedacht hatte. Und vor allem warum.
    Sie hatten La Costo jetzt hinter sich gelassen. Vor ihnen lagen die Höhen des Großen Luberoun, und hoch auf den Felsen, ein Kegel, der dem Himmel zustrebte wie dereinst der Turm zu Babel, Bonieus. Cristino zeigte in die Hügel zur Linken, da liegt Roussillon, erklärte sie dem Comte, was päpstlich ist, wie Bonieus, und das dahinter, das ist der Vaucluse, und der Mont Ventoux. Sie war stolz darauf, wie gewandt sie die korrekte französische Aussprache der Orte benutzte.
    «Ihr seid gewiss nach Eurem Vater benannt», sagte Trévigny dann plötzlich.
    «Wie?»
    «Nun, er hieß Christian, nicht wahr? Und Ihr Christine.» Er sprach «Christian» mit einem gedehnten Nasal aus, wie bei den Franzosen üblich, und verschluckte das «e» von «Christine». Es klang fremd. Aber faszinierend.
    «Wir hofften natürlich auf einen Jungen», mischte sich die Dame Castelblanc eifrig ein. «Er hätte dann Cristous Namen erhalten. Stattdessen wurden es zwei Mädchen, hahaha.» Sie lachte glockenhell. «Also nannten wir die eine Cristino und die andere nach meiner Großmutter Catarino.»
    «Und warum wurde aus dem jungen Herrn dann kein Christian?», fragte der Comte vergnügt.
    «Weil ich Fabiou schöner fand.» Fabiou verdrehte die Augen.
    «Nun, wir… äh…» Die Dame schien etwas aus dem Konzept gebracht. «Wir wollten… wir…» Wieder das glockenhelle Lachen.
    «Ich Dummerchen, ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, warum. Es war Cristous Entscheidung», fügte sie erklärend hinzu.
    «Ach ja, mein Christian… so lang ist das jetzt schon her, die Kinder haben keinerlei Erinnerung mehr an ihn.» Sie versuchte, die französische Aussprache des Namens nachzumachen. Christiaaang .
    «Das ist nicht wahr. Ich erinnere mich schon noch an Vater», widersprach Catarino vehement.
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    «Ach, Kind, das kann nicht sein, das musst du dir einbilden», meinte die Dame Castelblanc kopfschüttelnd. «Du warst kaum drei Jahre alt, als er starb.»
    «Ich erinnere mich aber trotzdem noch», murmelte Catarino verstimmt
    «Da! Da! Da sind sie!», schrie Frederi Jùli und lehnte sich aus dem Fenster.
    In der Tat. Vor ihnen waren ein paar einzelne Häuser aufgetaucht, Bonieus Vorhut, zwei Schenken und eine Schmiede, gedacht, den Reisenden vor ihrem Eintritt in die Schlucht noch das Geld aus den Taschen zu ziehen, und auf der Straße vor den Häusern erkannte man jetzt Menschen, Berittene, eine Kutsche, ein paar Pferdekarren. Die Buous. Der Baroun de Buous war mit seiner Frau und den drei jüngeren Kindern unterwegs, zwei Jungen und ein Mädchen, alle zwischen sechzehn und zwanzig Jahren alt. Die drei älteren Mädchen waren bereits verheiratet, ein Sohn studierte in Italien, «in Bologna», wie die Frau Barouno in den nächsten Stunden jedem strahlend versichern würde. Das Treffen in jener Schenke entsprach einem großen Entgegenkommen der Buous in konkreter wie übertragener Hinsicht, denn für sie war es ein Umweg von fast zehn Meilen, von denen die Hälfte steil den Berg hinauf ging, doch die Dame Castelblanc, die auf keinen Fall allein in die Schlucht hinunter fahren wollte, hatte darauf bestanden. Sie konnte nun ernsthaft beruhigt sein, Buous hatte zwölf Diener und zehn Bewaffnete mitgebracht –
    man hätte meinen können, der Herr Baroun zöge in den Krieg und nicht etwa in sein Stadthaus in Ais. «Viel hilft viel», erklärte der Baroun, während er dem Cavalié de Castelblanc seine gigantische Pranke auf die Schulter schlug, dass Frederi um sein Gleichgewicht kämpfen musste.
    Hugue de Pontevès, Baroun von Buous, war ein stattlicher Herr Mitte fünfzig, mit einer ordentlichen Leibesfülle ausgestattet, ohne jedoch dicklich zu wirken. Sein Haupt war bis auf einen schmalen Kranz dünner grauer Haare vollkommen kahl, das Gesicht rundlich, mit kräftigen, geröteten Wangen, in die sich Lachfältchen eingegraben hatten. Dem gegenüber wirkte die Frau Barouno geradezu zierlich, eine schlanke Erscheinung mit vollem, schnee63
    weißem Haar und einem Gesicht, das auch mit den Zeichen des fortschreitenden Alters noch äußerst attraktiv wirkte. Die Kinder sahen einander unglaublich ähnlich, dreimal das gleiche fröhliche, rundliche Gesicht, die gleichen schwarzen Augen, die gleichen struppigen Haare, denen weder mit Wasser noch mit Kamm beizukommen war. Ihre Kleidung war eher praktisch als elegant; die Herren trugen ein Lederwams, die Frauen einfache,

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