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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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versprachen, in weite Ferne gerückt. Also wur842
    de ein Beauftragter des Parlaments mit einem neuerlichen Hetzschreiben gegen die Waldenser zum königlichen Hof geschickt, wo er sich in Abwesenheit des Königs an dessen Conseil privé wandte, dessen Mitglieder bisher noch nicht mit der Sachlage in Berührung gekommen waren und aus dieser Unkenntnis heraus letztlich dazu zu bewegen waren, ein Ermächtigungsschreiben zu unterzeichnen, das die Umsetzung des Arrêt de Mérindol gestattete. Mehr noch, es gibt hinreichende Anhalte für die Tatsache, dass der Arrêt, der dem Conseil zur Ermächtigung vorgelegt wurde, gar nicht der bekannte Arrêt de Mérindol war, sondern ein wesentlich gemäßigterer Erlass, der dann nach Erhalt des Ermächtigungsschreibens ausgetauscht wurde. Die Ermächtigung, den Arrêt de Mérindol durchzusetzen, wurde also nicht nur durch Lügen und maßlose Übertreibung der örtlichen Vorkommnisse, sondern letztlich durch glatten Betrug erreicht. Dies geschah im Januar dieses Jahres 1545.»
    Die Bruderschaft. Man sagte, sie haben sich gegen die Edelleute gewandt, die ihre Untertanen ausbeuteten. Wer war ihr größter Feind? Wirklich die französische Krone? Oder waren ihre eigentlichen Gegner viel näher gewesen, ein Bossard, ein St. Roque, ein Jansoun?
    «Seit Februar, lange bevor das Ermächtigungsschreiben dem Parlament vorgelegt und die Durchführung des Arrêt de Mérindol dort zur Diskussion gestellt wurde, also lange bevor diese Dinge an die Öffentlichkeit dringen konnten, wo sie eventuell den Widerstand vieler Adliger des Lubéron und anderer gutmeinender Menschen ausgelöst hätten, ging Baron d’Oppède daran, sich militärische Unterstützung für sein Vorhaben zu sichern. Diese erhielt er beim Vizelegaten von Avignon unter der Bedingung, dass auch das Comtat von der Waldensischen Pest befreit, sprich Cabrières zerstört würde, sowie bei den in Marseille stationierten königlichen Truppen, die dort darauf warteten, gegen die Gegner des Königs eingeschifft zu werden. Überzeugt von dem königlichen Ermächtigungsschreiben stellte deren Befehlshaber Capitaine Polin, Baron de la Garde, seine Soldaten dem Parlament zur Durchführung des Arrêt zur Verfügung. Des Weiteren erging ein Aufruf an die Barone des Lubéron, dem Parlament Bewaffnete zur Erfüllung des Arrêts zu senden. Doch damit nicht genug: ein gewisser Vaujouine 843
    wurde beauftragt, zur Unterstützung dieser regulären Truppen Männer aufzubringen, und sammelte ein wahres Heer aus zweifelhaften Subjekten um sich, bestehend aus Abenteurern, Söldnern und Raubgesindel, die weder die Loyalität zum König noch die Liebe zu Recht und Gesetz und schon gar nicht der wahre Glaube in seine Reihen trieb, sondern einzig und allein die Gier nach Beute, Frauen und Blut. Diese Armee aus Plünderern und Mördern war es, die am 16. April 1545 auf den Lubéron losgelassen werden sollte.»
    Fabiou dachte an Frederi, auf der Straße nach Menerbo. Gut katholisch Menerbo. Wenn die Hartherzigkeit einen Namen hätte, wäre er Jean Maynier.
    «Am Sonntag von Quasimodo, dem 12. April 1545, rief Maynier d’Oppède das Parlament zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. In jener Sitzung verlangte der königliche Advokat Guérin in Übereinkunft mit dem Ersten Präsidenten Maynier die umgehende Umsetzung des Arrêt de Mérindol sowie die Abordnung von Kommissaren, die mit der Ausführung des Arrêt sowie der Befehlsgewalt über die Truppen betraut werden sollten. Daneben forderte er besagten Ersten Präsidenten auf, in seiner Eigenschaft als stellvertretender Gouverneur den Oberbefehl über die geplante Aktion zu übernehmen, eine Aufforderung, der Maynier natürlich prompt nachkam. Drei Kommissare wurden daraufhin vom Parlament bestellt: Seigneur de la Font, zufälligerweise Zweiter Präsident desselben, sowie Monsieur Bernard de Badet und Monsieur Honoré de Tributiis. Und so fiel in den Abendstunden jenes Tages das Beil, das so lange über den Waldensern geschwebt hatte.»
    Quasimodo. Quasimodo war der 12. April 1545. Ein Todesurteil an Quasimodo, eines zwei Tage später. Eine Gruppe von Edelleuten im Schutz einer Pinie. Du bist auch dabei gewesen, Philo, hatte der Jansoun gesagt, da am 14. April, als es entschieden wurde. Ein heimliches Treffen im Hôtel Maynier an einem Dienstagabend. Wer war sonst noch dort gewesen, außer Onkel Philomenus, außer Gaspard de Jansoun und seinem Bruder, außer dem Sazo de Goult, außer St. Roque, Faucoun

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