Die Kinder vom Teufelsmoor
sehen, nach drei Tagen fühlen sie sich dort so wohl, daß sie gar nicht mehr zurück wollen!« Oskars Gesicht hellte sich auf.
»Tatsächlich!« sagte er. »Das wäre eine Möglichkeit!« Erleichtert sah er auf die Kinder hinab und bemerkte nun erst, daß sie fast alle schliefen. Nur Walter und Bodo hielten noch die Augen krampfhaft offen. »Helft mir, sie ins Schlafzimmer zu bringen!« bat er seine Freunde. »Dann können wir hier noch ein bißchen weiterfeiern.« Eine Viertelstunde später lagen Ingelore, Rena, Willy und Birgit in dem mächtigen Doppelbett und Walter, Berti, Bodo und Rolf auf dicken Wolldecken davor und daneben.
Vorne in dem großen Wohnzimmer aber konnte das Kostümfest weitergehen. Oskar und Rita gossen ihren Gästen ein Glas Wein nach dem andern ein und zwischendurch noch viele Getränke, die das Herz leicht und die Beine schwer machen. Kein Wunder, daß die Gesellschaft anfangs immer lauter und später immer leiser wurde und im Morgengrauen keiner mehr Kraft hatte, nach Hause zu gehen, sondern einfach da einschlief, wo er gerade saß oder lag.
Junge Künstler am Werk
In aller Frühe mußte Berti auf die Toilette. Er tastete sich im Halbdunkel des jungen Tages durch das Wohnzimmer und suchte die Tür zum Flur. Als er zurückkam, schaltete er das Licht an und schaute nach, ob er nicht irgendwo etwas Eßbares finden konnte. Auf einem Beistelltisch entdeckte er eine große Glasschale mit Erdnüssen, Salzstangen und Kartoffelchips. Die nahm er mit ins Schlafzimmer hinein. Dort kuschelte er sich wieder unter die Decke und begann zu knabbern. Sein Schmatzen weckte bald den kleinen Walter, der neben ihm lag.
»Oh«, sagte der nur, grapschte sich eine Handvoll und schmatzte mit seinem Bruder um die Wette. Als nächster wurde Bodo wach.
»Höh!« rief er empört. »Warum weckt ihr mich denn nicht, ihr verfressenen Strümpfe! Meint ihr, daß das nur für euch da ist?« Er kletterte über Rolf hinweg, tauchte sein Gesicht in die Schale und begann zu essen, so schnell er konnte. »Mensch, sei doch nicht so gierig!« rief Berti. »Gierig seid ihr«, grunzte Bodo. »Ihr habt schon 'ne halbe Stunde gefressen. Wenn ich euch einholen will, muß ich mich ganz schön ranhalten.«
Es dauerte nicht lange, da waren alle wach und stopften in sich hinein, was sie greifen konnten. Da war die Glasschale natürlich bald leer. Aber jeder, der mal auf die Toilette mußte und sich vorsichtig an den schlafenden Narren vorbei durch das Wohnzimmer tastete, brachte auf dem Rückweg etwas Eßbares mit: Schokolade, Pralinen, Keks, Käsehäppchen, Tortenreste und Bodo auch Wein, Zigaretten und Streichhölzer. Sie aßen, lutschten, tranken aus der Flasche und zündeten sich Zigaretten an. Auch Willy durfte einen Zug machen, weil er so fürchterlich schrie. Danach hustete er minutenlang und schrie noch lauter. Erst als Ingelore mit einer Tüte Milch ankam, die sie in der Küche aufgestöbert hatte, beruhigte er sich wieder. »Onkel Oskar ist klasse«, sagte Berti. »Hier kann ich's aushalten.« »Und ob der klasse ist!« bekräftigte Rolf. »Vor allen Dingen hat er Geld, Geld wie Mist. Was meint ihr, was das Haus hier gekostet hat!«
Walter zerknackte nachdenklich eine Salzbrezel. »Ein bißchen arm ist Onkel Oskar aber auch«, sagte er. »Wie kommste denn darauf?« fragte Bodo verblüfft. »Weil er nur einen Badeanzug anhat! Die andern haben viel schöneres Zeug an.« Bodo grinste.
»Mensch, was bist du dämlich!« sagte er. »Begreifste denn nicht, daß das nur 'ne Verkleidung ist? Die feiern Maskenball oder so was. Wenn Oskar wollte, könnte er sich einen ganz feinen Anzug anziehen, das ist mal sicher.«
»Die andern haben aber schöneres Zeug an!« beharrte Walter. »Das hat nichts mit Geld zu tun«, erklärte Rolf. »Oskar findet eine Badehose eben lustiger.« Er stand auf und öffnete den Kleiderschrank.
»Guck doch mal, was er für Zeug hat«, sagte er. »So feine Klamotten hast du bestimmt noch nicht gesehen!« Er nahm einen hellen Sommeranzug heraus und hielt ihn sich vor die Brust. »Und diesen zieht er wohl nur zur Beerdigung an!« Damit schwenkte er einen schwarzen Smoking vor sich her. »Wenn ich größer bin, laß ich mir den grünen hier von ihm schenken, der gefällt mir am besten.« Er nahm die Jacke vom Bügel und schlüpfte hinein. »Steht mir gut, was?« »Wenn du noch ein Gewehr hättest, wärst du ein richtiger Jäger«, rief Rena bewundernd. »Ob Onkel Oskar wohl ein Gewehr hat?« »Doofe Frage!
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