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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Das ist doch klar wie Kloßbrühe! Wer reich ist, hat auch eine Flinte! Was meinst du, was da sonst für Einbrecher ins Haus kommen würden!«
    »Ich finde es prima, daß wir einen reichen Onkel haben«, sagte Berti sinnend. »Norbert Beermanns Vadder ist bestimmt nicht so reich.«
    »Hat Onkel Oskar auch ein Auto?« fragte Walter.
    »Eins?« rief Bodo. »Mindestens zwei! Eins für sonntags und eins für alle Tage. Und einen Lastwagen hat er obendrein, für die Bilder, die er verkaufen muß.«
    »Nur eine Frau hat er nicht«, sagte Rena.
    Da machte Rolf eine wegwerfende Handbewegung.
    »Was soll er denn damit? Wenn er wollte, könnte er zehn haben!
    Aber er kennt sich aus mit den Weibern! Die wollen doch immer nur schöne Kleider haben und sich einen faulen Tag machen. Zum Arbeiten sind die doch nicht zu gebrauchen.«
    »Blödmann!« sagte Ingelore. »Mama schuftet von morgens bis abends, und schöne Kleider hat sie überhaupt nicht!«
    »Das ist was ganz anderes«, sagte Rolf. »Mama kannst du mit solchen Weibern nicht vergleichen, die kann für drei arbeiten.«
    »Ich wette, daß sie auch gerne schöne Kleider hätte!« sagte Berti.
    »Wenn ich groß und reich bin, kriegt sie eins von mir.«
    »Eins?« rief Rolf. »Von mir kriegt sie einen ganzen Schrank voll, das ist doch Ehrensache.«
    »Wo sie jetzt wohl ist?« fragte Ingelore leise.
    »Bei Papa, wo denn sonst!« rief Walter. »Wo sie doch schon so lange geflogen ist!«
    Sie schwiegen.
    Nur Willy nicht. Er sang so zufrieden vor sich hin, daß Ingelore sofort Bescheid wußte.
    »Willy«, sagte sie streng, »hast du wieder in die Hose gemacht?«
    »Ballallaballalla«, sang der Kleine.
    »Du bist ein richtiges Schweineferkel!«
    Seufzend nahm sie ihn auf den Arm und machte sich auf den Weg zur Toilette. Als sie zurückkam, brachte sie eine halbgefüllte Flasche Wein mit.
    Aber darauf hatte niemand mehr Appetit. Auch die Süßigkeiten schmeckten keinem mehr. Was ihnen jetzt fehlte, war ein herzhaftes Frühstück mit Wurst, Brot, Butter und Eiern. Darum machten sie sich auf den Weg in die Küche.
    Dort staunten sie über den Vierplattenherd und den mannshohen Kühlschrank, über die Hängeschränke und über den Spülautomaten.
    Willy indessen begeisterte sich nur für den roten Drehstuhl. Er wollte pausenlos Karussell fahren.
    Neugierig öffneten die Kinder die Schränke und stellten alles auf den Tisch, was ihnen schmackhaft erschien. Bodo quälte sich mit einer Dose Gänseleberpastete ab, weil er den Öffner nicht finden konnte, Berti aß einen dicken Würfel Käse ohne Brot, Rolf schälte sich eine grüne Gurke ab, Rena futterte drei Scheiben Pumpernickel, Walter angelte mehrere Salzgurken aus einem Glas, und Birgit zerknackte drei Vollreife Tomaten, daß der Saft ihr um die Ohren spritzte. Ingelore war die einzige, die nicht für sich allein, sondern für alle sorgte. Sie setzte eine Pfanne auf den Herd und schlug alle Eier hinein, die sie finden konnte, neunzehn Stück. Dann schnitt sie für jeden eine Scheibe Brot ab, bestrich sie dick mit Butter und stellte acht Teller auf den Tisch. Als die Eier gebraten waren, verteilte sie sie und nahm Platz. Da setzten sich auch ihre Geschwister und begannen mit der Schmauserei. Willy fuhr weiter Karussell. Ingelore steckte ihm immer, wenn er eine Fahrt beendet hatte, einen Brocken Ei in den Mund.
    Nach dem Ei gab es Leberpastete und nach der Pastete Zungenwurst und Schinken. Es folgten Mettwurst, Sahnekäse, Sülze und kalter Braten. Und dann nichts mehr, denn damit waren alle Vorräte im Hause des Kunstmalers Oskar Schlettmann aufgebraucht. Satt und mit der Welt zufrieden, beschlossen die Kinder, vors Haus zu gehen und sich ein bißchen Bewegung zu machen. Der Garten ihres Onkels war sicherlich groß und zum Spielen geeignet. Vielleicht konnten sie auch die vielen Autos irgendwo entdecken.
    Also stürmten sie über die im Wohnzimmer auf dem Fußboden hingestreckten Narren und Närrinnen hinweg und waren dabei nun nicht mehr vorsichtig. So kam es, daß Onkel Oskars Gäste unsanft geweckt wurden. Als letzter erhob sich der Maler selbst. Er gähnte, stieß mit dem Schienbein an einen umgefallenen Stuhl, stützte sich taumelnd am Tisch und sah sich nach seinen Freunden um, die im hellen Licht des jungen Tages in ihren verrutschten und zerknautschten Kostümen eher lächerlich als komisch wirkten. »Auweih!« rief er. »Ich glaube, ich brauche jetzt was Kräftiges zum Frühstück. Mir ist ganz flau im Magen. Kommt, Leute,

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