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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Zeit sind in Kalifornien mehrere Kraftwerke im Planungsstadium. Ich habe es nachgeprüft. Eines soll im Silver River Valley entstehen. Dort gibt es eine rechtsextreme Organisation, die sich Los Alamos nennt. Brian, ich glaube, daß die Los Alamos und die Kinder von Eden identisch sind. Wir sollten eine Razzia vornehmen.«
    »Ach ja? Sollten wir?«
    Oh, verflucht!
    »Gibt es einen Fehler in meiner Gedankenkette?« fragte Judy mit frostiger Stimme.
    »Das kann man wohl sagen.« Kincaid erhob sich. »Der Fehler besteht darin, daß es nicht mehr Ihr Fall ist.«
    »Ich weiß«, sagte Judy. »Aber ich dachte …«
    Er unterbrach sie, streckte den Arm über den großen Schreibtisch aus und richtete anklagend einen Finger auf sie. »Sie haben den psycholinguistischen Bericht abgefangen und versuchen jetzt, sich wieder in den Fall hineinzuschleichen – und ich weiß, warum! Weil Sie diesen Fall für bedeutend halten und weil Sie auf sich aufmerksam machen wollen.«
    »So? Und wen?« fragte Judy zornig.
    »Die FBI-Zentrale, die Presse, Gouverneur Robson.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Hören Sie mir gut zu. Sie sind diesen Fall los. Haben Sie verstanden? L-o-s. Los. Sie werden nicht mehr mit Ihrem Freund Simon darüber reden. Sie werden nicht mehr in irgendwelchen Plänen für Kraftwerke herumschnüffeln. Und Sie werden keine Razzien bei rechtsextremen Spinnern mehr vorschlagen.«
    »Du liebe Güte! Ich möchte doch nur …«
    »Ich will Ihnen sagen, was Sie tun werden. Sie gehen nach Hause und überlassen diesen Fall Marvin und mir.«
    »Brian …«
    »Wiedersehen, Judy. Und schönes Wochenende.«
    Sie starrte Kincaid an. Sein Gesicht war gerötet, und sein Atemging schwer. Judy kochte vor Wut, doch sie fühlte sich machtlos.Nur mit Mühe hielt sie die scharfen Erwiderungen zurück, die ihr auf der Zunge lagen. Schon einmal war sie gezwungen worden, sich bei Kincaid zu entschuldigen, weil sie sich in der Wortwahl vergriffen hatte, und auf eine neuerliche Demütigung dieser Art konnte sie verzichten. Sie biß sich auf die Lippe. Nach langen Sekunden machte sie auf dem Absatz kehrt und ging aus dem-Zimmer.
Kapitel 11
    Im fahlen Licht des frühen Morgens parkte Priest den alten Plymouth Barracuda am Straßenrand. Er nahm Melanie an der Hand und führte sie in das Wäldchen. Die Bergluft war kalt, und beide schauderten in ihren T-Shirts, bis ihnen vom Laufen warm wurde. Nach wenigen Minuten gelangten sie auf eine Klippe mit Blick über die gesamte Breite des Silver River Valley.
    »Hier soll der Staudamm gebaut werden«, sagte Priest.
    An dieser Stelle verengte das Tal sich zu einem Flaschenhals, so daß die gegenüberliegende Seite nicht mehr als vier-, fünfhundert Meter entfernt war. Es war immer noch zu dunkel, als daß man den Fluß hätte sehen können, doch in der morgendlichen Stille hörten sie ihn in der Tiefe rauschen. Als es heller wurde, konnten sie im Tal die dunklen Schatten von Kränen und riesigen Erdbewegungsmaschinen ausmachen, regungslos und stumm, wie schlafende Dinosaurier.
    Priest hatte schon beinahe jede Hoffnung aufgegeben, Gouverneur Robson könne sich noch verhandlungsbereit zeigen. Heute war der zweite Tag nach dem Erdbeben im Owens Valley, und es gab immer noch keine Reaktion. Priest wußte nicht, welche Strategie der Gouverneur verfolgte, doch eines war klar: auf eine Kapitulation lief sie nicht hinaus.
    So blieb ihnen nur eine Möglichkeit: ein weiteres Erdbeben.
    Doch Priest machte sich Sorgen. Melanie und Star zogen womöglich nur widerstrebend mit, zumal das zweite Beben größere Schäden anrichten mußte als das erste. Seine Aufgabe war es daher, die beiden Frauen in ihrer Entschlossenheit zu bestärken, und mit Melanie fing er an.
    »Die Mauer wird einen See von zehn Meilen Länge aufstauen«, erklärte er, »und das ganze Tal überfluten.« Er sah, wie plötzlicher Zorn Melanies blasses Gesicht verzerrte. »Von hier aus stromaufwärts wird alles, was du siehst, unter Wasser stehen.«
    Unterhalb des Flaschenhalses befand sich eine breite Talsohle. Als die Landschaft in der zunehmenden Helligkeit sichtbar wurde konnten sie verstreut liegende Häuser und mehrere sorgfältig bebaute Äcker sehen, die allesamt durch Feldwege miteinander verbunden waren. »Aber es hat doch bestimmt jemand versucht, den Bau des Dammes zu verhindern?«
    Priest nickte. »Es gab ‚ne gewaltige juristische Schlacht. Wir haben uns nicht daran beteiligt. Wir glauben nicht an Gerichte und Anwälte. Und wir wollten nicht,

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