Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
Rebus mit starrem Blick. Siobhan nickte. »Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen, an dem Tag, als Fairstone freigesprochen wurde.« Rebus schaute zur Theke hinüber. »Sind Sie sich sicher, dass sie es war?« »Ziemlich sicher. Als ich ihre Stimme hörte... ja, hundertprozentig. Ich habe sie nach dem Ende der Verhandlung draußen vor dem Gericht gesehen.« »Nur das eine Mal?« Siobhan nickte erneut. »Es war jemand anders, der sie wegen des Alibis für ihren Freund vernommen hat.« »Wie heißt sie?« Siobhan dachte so angestrengt nach, dass sie dabei die Augen zusammenkniff. »Rachel Soundso.« »Wo wohnt Rachel Soundso?« Siobhan zuckte die Achseln. »Vermutlich in derselben Gegend wie ihr verstorbener Freund.« »Das heißt, wir befinden uns also nicht direkt bei ihr um die Ecke.« »Nicht direkt.«
»Wir sind, um genau zu sein, etwa fünfzehn Kilometer von ihr um die Ecke entfernt.« »In etwa.« Siobhan hielt immer noch das Glas in der Hand; allerdings hatte sie bisher keinen Schluck davon getrunken.
»Haben Sie noch einen Brief bekommen?« Sie schüttelte den Kopf.
»Glauben Sie, dass die Frau Sie verfolgt?« »Jedenfalls nicht die ganze Zeit. Das wäre mir aufgefallen.« Inzwischen schaute auch Siobhan zur Theke hinüber. McAllisters kurzzeitige Betriebsamkeit war verebbt, und er spülte jetzt wieder Gläser ab. »Es kann natürlich auch sein, dass sie nicht meinetwegen hier war...« Rebus ließ sich von Siobhan bei den Renshaws absetzen. Er sagte ihr, sie solle nach Hause fahren. Er werde später ein Taxi nehmen oder einen Streifenwagen für die Rückfahrt in die Stadt anfordern. »Ich weiß nicht, wie lange ich bleiben werde«, sagte er. Kein dienstlicher Besuch, sondern ein familiärer. Sie hatte genickt und war weggefahren. Er hatte an der Haustür geklingelt, aber vergebens. Dann durchs Fenster gespäht. Im Wohnzimmer standen noch immer die Kartons mit den Schnappschüssen herum. Kein Anzeichen dafür, dass jemand zu Hause war. Er drückte probehalber den Türgriff hinunter, und der Griff bewegte sich. Die Tür war nicht abgeschlossen.
»Allan?«, rief er. »Kate?« Er schloss die Tür hinter sich. Ein summendes Geräusch drang aus dem Obergeschoss herunter. Er rief erneut, bekam aber keine Antwort. Vorsichtig ging er die Treppe hoch. Im ersten Stock stand mitten auf dem Flur eine Aluminiumleiter, die zu einer offenen Luke in der Decke führte. Rebus stieg langsam von einer Strebe auf die nächste.
»Allan?« Auf dem Dachboden brannte Licht, und das Summen war inzwischen lauter. Rebus streckte den Kopf durch die Luke. Sein Cousin saß im Schneidersitz auf dem Boden, eine Fernbedienung in der Hand, und ahmte das Geräusch des Spielzeugrennwagens nach, der über eine Bahn in Form einer liegenden Acht raste. »Ich habe ihn jedes Mal gewinnen lassen«, sagte Allan Renshaw, der dadurch jetzt endlich zu erkennen gab, dass er Rebus' Anwesenheit bemerkt hatte. »Derek meine ich. Wir haben ihm die Rennbahn irgendwann einmal zu Weihnachten geschenkt...« Rebus sah einen offenen Karton, aus dem etliche überzählige Fahrbahnstücke gepurzelt waren. Geleerte Umzugskisten, geöffnete Koffer. Rebus sah Frauenkleider, Kinderkleidung, einen Stapel Singles. Er sah Zeitschriften mit Fotos längst vergessener Fernsehstars auf den Umschlägen. Er sah Teller und Nippes, ausgepackt aus den Zeitungen, in die sie zum Schutz eingewickelt gewesen waren. Bei einigen der Sachen dürfte es sich um Hochzeitsgeschenke gehandelt haben, die der Wandel im Geschmack in die Dunkelheit verbannt hatte. Ein zusammengeklappter Buggy harrte der Benutzung durch die nächste Generation. Rebus war am Ende der Leiter angekommen und setzte sich auf den Rand der Luke. Irgendwie hatte Allan Renshaw es geschafft, inmitten des vielen Krimskrams Platz für die Rennbahn zu schaffen. Sein Blick folgte dem roten Plastikauto, das unablässig seine Runden drehte.
»Hab den Reiz davon nie verstanden«, meinte Rebus. »Gilt genauso für Spielzeugeisenbahnen.« »Mit Rennautos ist es was anderes. Man hat die Illusion von Geschwindigkeit... und man kann Wettrennen fahren. Außerdem...« Renshaw drückte den Geschwindigkeitsregler weiter nach unten, »wenn man zu schnell um eine Kurve fährt und die Kontrolle verliert...« Sein Wagen flog von der Fahrbahn. Er griff danach und schob den vorne angebrachten Stromabnehmer in den Spalt in der Fahrbahn. Drückte auf den Knopf, und der Wagen raste wieder los. »Siehst du?«, sagte er, mit Blick auf Rebus. »Man
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