Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
Vom Netzwerk:
du?«, fragt sie, und ich sage: »Nichts!«
    »Ich hätte schwören können, du liegst mit Chips auf der Couch und guckst Fußball.«
    »Quatsch!«, sage ich und merke, wie froh ich bin, dass sie mich so gut kennt. Selbst Ramonas Vorwurf, wie einsilbig ich mal wieder bin, klingt wunderbar vertraut. Ramona ist mein Deutschland. »Nichts!« und »Quatsch!« sind mitunter die schönsten Komplimente, die ein Mann machen kann. Eines Tages wird auch Ramona das verstehen …

Langjährig gut laufende Beziehungen sind wie Formel-1-Rennen ohne Unfälle: wünschenswert, aber langweilig.
    Je länger es gut geht, desto mehr macht sich das Gefühl breit, dass da jetzt so langsam aber auch mal wieder was passieren muss. Wenn das nicht passiert, hilft einer von beiden nach und baut vorsätzlich Scheiße. Immer. Weiß ich aus eigener Erfahrung zahlreicher Freundinnen. Und immer, immer sind es die Männer, die Scheiße bauen. Weil denen nach Jahren in einer prima Beziehung irgendein Gen sagt, dass »Alles läuft prima!« das Gleiche ist wie »Laaangweilig …!« Und ab dem Punkt, Ladys und Waldorflehrerinnen, ist es dann nur noch eine Frage von Zeit und Gelegenheit …
    Rainer und ich waren im Alltag angekommen. Im Alltag ankommen ist für jedes Paar wie in Duisburg ankommen. Man weiß die ganze Zeit, wie ernüchternd es sein wird, und ist trotzdem geschockt. Wir saßen also jetzt seit einiger Zeit in unserem ganz privaten Duisburg, und ich machte mir Gedanken, ob Rainer wirklich jeden Dienstag mit seinen Kumpels wegging oder heimlich Scheiße baute. Diese Vorstellung machte mich schon seit Wochen wahnsinnig, und weil ich in einer Beziehung grundsätzlich für Offenheit bin, teilte ich Rainer in einem Anflug von Hormonen meine Sorgen mit. Und erntete dafür einen Blick, als wäre ich in Sekundenbruchteilen 20 Jahre älter und 30 Kilo schwerer geworden. Ob ich jetzt eigentlich »völlig matsche in der Hirse« wäre, wollte Rainer wissen. Dann ging er aufs Klo und nahm meine InStyle mit. Männer, die mit Frauenzeitschriften aufs Klo gehen, wollen nicht diskutieren.
    Es gab auch eigentlich tatsächlich keinen konkreten Anlass für Misstrauen, aber allein die Tatsache, dass ich mir Sorgen um unsere Beziehung machte und er nicht, war für mich ein Alarmsignal. Ich brauchte dringend ein klärendes, ausführliches Beziehungsgespräch.
    Als ich von Nicole zurückkam, wusste ich, dass ich mir alles nur einredete und der Formel-1-Vergleich grundsätzlich für die Tonne war. Ich musste viel lockerer werden und aufhören, mir Gedanken zu machen, wo Rainer war und was Rainer wohl gerade tat, und endlich wieder anfangen, an mich selbst zu denken. An das, was ICH wollte. Darum sollte ich, so Nicole, jetzt auch eben nicht schon mal vorsorglich bei Immoscout 24 nach Single-Appartements gucken, sondern die Fortbildung in der Eifel machen, die mein Chef mir schon vor Monaten angetragen hatte.
    Ich wollte nicht hin, weil ich es hasse, wenn ich woanders schlafen muss als in meinem eigenen Bett neben meinem eigenen Rainer. Aber mein eigener Rainer fand die Idee gut, dass ich ein ganzes Wochenende weg war und mich um mein berufliches Vorankommen kümmern wollte. Und genau diese offensichtliche Scheißegal-Haltung war dann letztlich der Grund, weshalb ich tatsächlich fuhr. Sollte der ignorante Vollhorst von einem Freund doch sehen, wie doof es ohne mich ist und wie leer das Bett und wie kalt die Couch … Damit der Mann begreift, was er hat, muss die Frau ihm etwas wegnehmen. Am besten sich selbst.
    Schon auf der Zugfahrt wurde klar, dass das Wochenende eine Katastrophe werden würde. Außer mir waren noch fünf weitere Kollegen dabei: vier verheiratete Männer aus dem mittleren Management und eine frisch geschiedene Buchhalterin Anfang vierzig. In unserem Abteil ging es bald schlimmer zu als auf einer Hurenversteigerung im Mittelalter. Nach drei Zwischenstationen und zwei Flaschen Sekt wurde beschlossen, dass die Buchhalterin während der Fortbildung mit dem graumelierten Herrn links von ihr schlafen würde und ich mit allen anderen. Das Ganze war natürlich »witzig« gemeint. Ich nahm mir dringend vor, in Zukunft wieder mehr über Rainer zu lachen, und fragte mich, ob er mich jetzt wohl genauso vermisste wie ich ihn.
    Bis zu unserer Ankunft in der Eifel las ich alle SMS, die Rainer und ich uns in den letzten zwei Jahren geschrieben hatten noch mal, und war erstaunt, wie oft es darin ums Abendessen ging, und wer die Zutaten dafür einkaufen

Weitere Kostenlose Bücher