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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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jedes Detail – an den Cocktail, den Dunja in der Cocktailbar getrunken hat, an ihren Anruf bei der Tante, die Fahrt nach Reinickendorf, den Einkauf im Supermarkt. Und er wiederholt, dass er sich nach dem zweiten und mehr noch nach dem dritten Zigarillo, den er am Seiteneingang der Praxis geraucht habe, »äußerst schwummrig« gefühlt habe. Aber schließlich habe er ja vorher auch jede Menge Rum, vermischt mit Cola, getrunken.
    Hier hakt Hauptkommissar Heitner ein. »Am Samstagabend hatten Sie keinerlei Alkohol mehr im Blut«, erklärt er. »So viel können Sie also in der Tatnacht nicht getrunken haben.«
    »Das weiß ich besser«, gibt Wassilow zurück, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Scheinbar emotionslos berichtet er weiter. Auch wenn er da schon benommen gewesen sei, habe er noch mitbekommen, wie irgendwann nach ein Uhr nachts Dunjas Handy geklingelt habe. Sie sei in den kleinen Flur hinausgegangen und habe dort telefoniert.
    »Später war sie wieder da und hat gesagt, dass sie gehen muss. Danach muss ich etwas getan haben, das ihr Angst gemacht hat. Ich versuche die ganze Zeit, mich zu erinnern, was dann passiert ist. Aber ich komme nicht darauf.«
    »Sie haben sie geschlagen«, sagt Heitner.
    »Wahrscheinlich ja«, gibt der junge Russe zu.
    Beide schauen auf Wassilows Hände, deren Knöchel noch immer von den Schlägen gezeichnet sind. Es sind große, kräftige Hände, und derartige Hautrisse und Blutergüsse zieht man sich nur dann zu, wenn man mit aller Kraft und hoher Intensität zuschlägt.
    Tom Heitner sieht ihn durchdringend an. »Es ging um Sex!«, sagt er. »Geben Sie es doch zu, Herr Wassilow! Das Mädchen war nackt und durch den Alkohol enthemmt. Sie sahen sich fast schon am Ziel Ihrer Wünsche – da erklärt sie plötzlich, dass sie nach Hause gehen will. Und da sind Sie ausgerastet und haben sie totgeschlagen!«
    Sascha Wassilow schüttelt den Kopf und hebt gleichzeitig die Schultern. »So war unser Verhältnis nicht«, sagt er erneut. »Ich glaube nicht, dass es um Sex ging, aber ich weiß es einfach nicht. Als Nächstes weiß ich erst wieder, dass sie vor mir am Boden lag, in eine Tüte verpackt. Ich habe sie zum Seitenausgang gezogen, hochgehoben und hinten in das Auto gelegt.«
    »Und davor haben Sie die gesamte Praxis geputzt!«, hält ihm Heitner vor. »Außerdem haben Sie den Tresor am Empfangstresen geöffnet und die Autoschlüssel herausgeholt.«
    »Das alles ist für mich unbegreiflich«, antwortet Wassilow. »Ich wusste nicht mal, dass es da in der Praxis einen Tresor gibt.«
    Heitner hat Mühe, ein genervtes Schnaufen zu unterdrücken.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Herr Wassilow«, sagt er. »Das ist alles auf dem Überwachungsvideo aufgezeichnet. Leugnen hat also keinen Zweck! Aus dem Video geht klar hervor, dass Sie absolut zielstrebig vorgegangen sind. So benimmt sich niemand, der angeblich unter Ausfallerscheinungen leidet!«
    Der Hauptkommissar beobachtet jede Regung des jungen Mannes. Doch als er das Überwachungsvideo erwähnt, zuckt Wassilow nicht einmal zusammen.
    »Dafür habe ich keine Erklärung«, antwortet er mit unbewegtem Gesicht. »Ich kann Ihnen nur erzählen, was hier oben abgespeichert ist.« Er klopft sich mit dem Knöchel gegen die Stirn. »Ich war tanken«, setzt er unvermittelt hinzu.
    Heitner sieht ihn verständnislos an.
    »Ich war tanken!«, wiederholt der junge Russe. »Am Morgen, nachdem ich Dunja in den Wald gebracht hatte. Niemand sollte merken, dass ich das Auto genommen hatte. Also habe ich für ungefähr zehn Euro nachgetankt. Und gerade als ich wieder losfahren wollte, bekam ich einen Anruf von Vera.«
    »Von Frau Markov?«, vergewissert sich der Hauptkommissar.
    Wassilow nickt. »Sie hat gefragt, was passiert ist. Es war, als würde ich aus einem Traum herausgerissen. Aber gleichzeitig ist mir klargeworden, dass es nicht nur ein Traum war.«
    Wieder starrt er auf seine Hände.
    »Sie haben zu Frau Markov gesagt«, erinnert ihn Tom Heitner, »dass Sie etwas sehr Schlimmes getan hätten. Und ich kann mir auch denken, was Sie damit meinten. Sie haben Dunja Kritovna vergewaltigt!«, fährt der Hauptkommissar mit erhobener Stimme fort. »Und danach haben Sie sie umgebracht, damit das Mädchen Sie nicht verraten konnte!«
    Sascha Wassilow starrt vor sich hin. »Wie kommen Sie darauf?«, fragt er, fast ohne die Stimme zu heben.
    Hauptkommissar Heitner präsentiert seinen stärksten Trumpf. Er hat ihn sich absichtlich für das Ende der Vernehmung

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