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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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übermütigem Spiel. Oben an
dem steil ansteigenden Wiesenhang, an dessen Fuß der Weg
entlangführte, ragte dunkel der Bergwald auf. An seinem Rand
schnürte unbemerkt ein Fuchs vorbei. Mehlschwalben jagten mit
schrillem Ruf pfeilschnell durch die Lüfte nach fliegenden
Insekten, als wüßten sie, daß sie für die
baldige Reise nach Süden noch Vorratsspeck ansetzen mußten.
    Es war ein strahlend schöner
Hochsommertag, und jedermann schien guter Dinge. Nur die Knechte auf
der Zugbrücke waren weniger vergnügt. Sie mühten sich
immer noch vergeblich damit ab, den Karren wieder flottzumachen.
    Ein zweifacher Hornruf, ausgelöst
von den beiden Wächtern im östlichen Mauerturm und auf dem
Bergfried, verstärkt durch das Echo, schallte durch das Tal. Der
Fuchs oben am Waldrand verhielt mit hochgestellten Ohren und
verschwand gleich darauf im schützenden Dunkel der Fichten. Das
Alarmsignal ließ auch die Männer um den eingebrochenen
Wagen aufhorchen und in ihrer Arbeit innehalten. Henner, erstaunt,
daß die Wächter entgegen dem Verbot, ihre Blasinstrumente
benutzten, ging rasch ein Stück weit den Burgweg hinab, um an
der Mauer vorbei die Talstraße einzusehen. Er erblickte eine
größere Schar Berittener in Waffen, die an der Wegbiegung
ihre Rosse tummelten.
    Die Kinder über dem Bach
waren still geworden. Ihr fröhliches Lachen war verstummt. Schon
liefen die ersten zur nahen Brücke über den Bach. Gleich
darauf folgten die anderen. Alle rannten in großer Hast den
Burgweg empor, denn ihnen war eingeschärft worden, sich beim
Auftauchen unbekannter Reiter sofort hinter den Burgmauern zu bergen.
    Das aufgeregte Tuten der Hörner
und der mehrfache Widerhall des Echos schien die Rosse der Fremden
nervös zu machen. Henner glaubte zuerst, die Tiere würden
wegen des Lärms widerspenstig die Köpfe hochwerfen, sah
aber im nächsten Augenblick, daß sie zum Galopp
angetrieben wurden. Er konnte jetzt Einzelheiten unterscheiden. Seine
Augen hafteten starr an dem auf und nieder wogenden Pulk , der eine dichte weißgraue Staubwolke hinter sich
herzog, aufgewirbelt von den Hufen der dahersprengenden Rosse. Bald
vermochte er breitflächige Gesichter zu unterscheiden. Die
Fremden trugen Lederhauben, deren Eisenspangen in der Sonne blitzten.
Er sah vorspringende Backenknochen, entdeckte die runden Schilde, die
schlanken Speere in der Faust der Krieger, alles das, was er schon
einmal gesehen hatte - damals, als sie sein Elternhaus niederbrannten
und er allein ihnen mit knapper Not entkommen war.
    Er stürzte zurück zur
Zugbrücke und schrie: „Die Slawen kommen!“
    Als seine Genossen den
Schreckensruf hörten, ließen sie den steckengebliebenen
Leiterwagen samt Ochsengespann im Stich und zogen sich in panischer
Angst in den Burghof zurück.
    "Schließt das Tor!"
rief der Wächter vom Wehrgang neben dem Bergfried herunter.
    "Und der Karren?" gab
Bartholomäus zurück. "Wir können die Brücke
nicht hochziehen!"
    "Dann laßt ihn
stehen", erklang jetzt die helle Stimme Adelheids, die, von den
Warnrufen der Hörner aufgeschreckt, in den Hof geeilt war.
"Schließt um Gottes willen das Tor, so lange noch Zeit
dazu ist!"
    Die feindlichen Reiter trieben
ihre keuchenden Rosse bereits den Burgweg herauf. Mit gellendem
Geschrei schwangen sie ihre Speere, und das Tor stand immer noch
offen. Endlich sprangen ein paar beherzte Knechte vor und schoben
rasch die beiden schweren Flügeltore zu. Während sie die
Sperrbalken vorlegten, ertönte von draußen wütendes
Gebrüll.
    Im Burghof stand bangen Herzens
Adelheid, umringt von ihrem Gesinde, das sie ängstlich
anstarrte. Vom Bergfried herab schrie der Wächter: " Sie
spannen die Ochsen aus!"
    Der erschrockene Bartholomäus
rief der Burgherrin zu: "Was geschieht mit den Gefangenen? Sie
laufen hier frei herum, während ihre Kumpane draußen
angreifen!"
    Mein Gott, dachte Adelheid, wäre
Dietrich doch hier! Aber wenn sie in die verängstigten Augen
sah, die sie ringsum anstarrten, dann wußte sie, daß
solche Gedanken ihr nicht halfen. Auch Bartholomäus war ihr in
diesem Moment keine Hilfe, das hatte sie schnell begriffen. Der alte
Großknecht, dem das Waffenhandwerk und alles, was damit
zusammenhing, fremd war, stand ratlos herum und starrte sie mit
bleichem Gesicht an. Entschlossen raffte sie sich auf und rief die wenigen Waffenknechte zu
sich, die ihre wehrfähige Burgmannschaft bildeten: "Jeder
von Euch nimmt ein halbes Dutzend Mannen, egal ob Freie oder Hörige,
und verteidigt mit

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