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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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sich in die Bemühungen der schwitzenden Weiber ein und lenkte
mit der von ihm gewohnten Umsicht die Löschma ßnahmen.
    Die Bewaffneten auf dem Wehrgang
über dem Tor mußten dagegen tatenlos zusehen, wie die
Slawen aus sicherer Entfernung um ihre Feuerstelle herumstanden,
während einer von ihnen von Zeit zu Zeit einen Brandpfeil auf
das Tor abschoß. Die Geschosse blieben zwar im Holz stecken;
aber anders als bei den ersten beiden, die sie ins Burginnere sandten
und die sie wohl aus ihrem Lager mitgebracht hatten, schienen sie für
die weiteren Pfeile das brennbare Material erst in der Umgebung
zusammensuchen zu müssen. Es fiel entweder herunter, weil es
nicht richtig befestigt war, oder es verbrannte so schnell, daß
die für die Entzündung der Torbalken erforderliche Hitze
nicht erreicht wurde. Nach mehreren erfolglosen Versuchen hörte
die Beschießung auf. Offensichtlich waren die Feinde für
einen wirksamen Kampf mit Brandpfeilen nicht ausgerüstet. Dafür
tauchten die im Walde verschwundenen Kumpane wieder auf. Sie kamen
nicht mit leeren Händen zurück, sondern schleppten einen
frisch geschlagenen Baumstamm mit sich, den sie an einem Ende etwas
zugespitzt hatten.
    Die Beobachter auf den Mauern
sahen mit Furcht im Herzen, wie die Slawen Stirn- und Heckwand des
leeren Leiterwagens entfernten, dessen Deichsel zerbrachen und den
Baumstamm auf das Gefährt wuchteten. Sie richteten ihn so aus,
daß er vorne um etwa drei Ellen über den Karren
hinausragte. Henner, der das Treiben aus dem Torhaus heraus
verfolgte, berichtete Adelheid, die sich unten im Durchgang aufhielt,
was sich draußen vor der Burg anbahnte.
    "Sie werden wohl unseren
Ochsenkarren als Rammbock benutzen", rief er ihr zu.
    "Meinst du? Ich dachte, da
wäre ein Loch in der Brücke, in dem der Wagen
steckenblieb?"
    "Das schließen sie
gerade mit zugerichteten Hölzern, die sie einpassen!"
    "Ja, sag mal, werfen die
Unsrigen denn keine Steine, um sie davon abzuhalten?"
    "Doch, aber die Kerle haben
sich aus dünnen Baustämmen einen Schutzschirm gezimmert.
Die Steine nutzen nichts!"
    Er kam langsam die schmale,
steile Treppe herunter. "Wenn Ihr mich fragt, Herrin, dann
glaube ich, daß es für Euch und Eure Frauen Zeit wird, in
den Bergfried zu flüchten. Ich fürchte, niemand wird den
Feind davon abhalten können, das Tor aufzubrechen."
    Adelheid sah ein, daß
Henner recht behalten und es den Slawen tatsächlich gelingen
könnte, mit Hilfe ihres behelfsmäßigen Rammbocks in
die Thiersburg einzudringen. Schweren Herzens hielt sie sich an den
Rat des jungen Mannes und zog sich mit Frauen und Kindern in den
schlanken Wehrturm zurück. Henner und zwei Knechte halfen ihnen,
diese letzte Zuflucht über die angelegte Leiter zu erreichen.
Anschließend begaben sich auch die drei Helfer in den Turm,
zogen die Steigleiter ein und verriegelten die niedrige Tür.
Sollte es den Slawen gelingen, sie aufzubrechen, würden der
vierschrötige Henner und seine zwei Gefährten sie gebührend
empfangen. Sie hatten sich für diesen Zweck mit Keulen
bewaffnet, deren Kolben mit Nägeln gespickt waren.
    Mittlerweile hatten die Slawen
die Zugbrücke notdürftig ausgebessert und setzten zum Sturm
auf das Burgtor an. Niemand von den
Burgbewohnern ahnte, daß es sich hier nicht um eine
marodierende Kriegshorde handelte, die zufällig auf die
Thiersburg gestoßen war. Vielmehr ging ihr Anführer nach
einem klar umrissenen Befehl des Heerführers Gotvac vor. Diesen
Befehl hatte ihm der Pole unmittelbar nach dem erzwungenen Abbruch
des Belagerungskrieges gegen die Ortenburg erteilt.
    Es
war allerdings den Gesichtern der feindlichen Krieger anzusehen, daß
sie auch von Haß und Rache getrieben wurden. Denn jetzt wollten
sie sich holen, was die Ortenburg ihnen verwehrt hatte. Dabei
wurden sie zwar mit einem Steinhagel empfangen, aber sie deckten sich
mit ihren Schilden. Nur einer von ihnen wurden getroffen und fiel von
der Brücke. Von dem Moment an nahmen zwei feindliche
Bogenschützen die Verteidiger unter Dauerbeschuß. Als
diese die nächste Steinladung abkippen wollten, wurden beide
Burgmannen von tödlichen Pfeilen gefällt und stürzten
von dem hohen Wehrgang in den Hof, wo sie bewegungslos liegen
blieben.
    Die slawischen Bogner
beherrschten ihr Handwerk allzu gut. Sie hatten schnell erkannt, daß
der Burg offensichtlich keine Krieger mit Fernwaffen zur Verfügung
standen, und waren nahe herangerückt. Dadurch hatten ihre
Geschosse einen kurzen Weg und größere

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