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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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völlig
entkräftet im Sattel hin und her schwankte.
    Schließlich
zügelte Dietrich sein Pferd, um sich um den Grafen zu kümmern,
der während des wilden Rittes seinen Helm verloren hatte. An
ihnen vorbei sprengten zahlreiche eigene Krieger, die nur bestrebt
waren, dem übermächtigen Feind zu entkommen. Die Auflösung
des Mortenauer Heeres artete sichtlich in eine panische Flucht aus.
Zersprengte Scharen ritten oder liefen um ihr Leben, nachdem das
slawische Reiterheer mit zermalmender Kraft die Verteidigungsstellung
der Mortenauer in einem einzigen Sturmlauf zerschmettert hatte. Noch
schien es, als wogte in einiger Entfernung die Schlacht, aber es
waren nur noch Rückzugsgefechte, die allmählich erstarben
wie ein erlöschendes Feuer. Dietrich wandte sich seinem
einstigen Lehnsherrn zu, der vornübergesunken im Sattel hing.
    "Kommt, Graf
Max, wir wollen uns in die Burg zurückziehen, dort seid Ihr
sicher und könnt Euch erholen. Der Kampf ist zu Ende, und der
Feind wird sich jetzt ausbreiten."
    Der Graf versuchte,
sich aufzurichten. Da sah Dietrich, daß ihm unter der
Kettenhaube das Blut hervorquoll. Jetzt erst fiel ihm auch auf, daß
das metallene Gewebe am rechten Halsteil zerrissen war.
    "Mein Gott, Ihr
seid ja verletzt!" rief Dietrich, sprang vom Pferd und eilte auf
die Seite des Grafen, der in diesem Moment vollends auf den Widerrist
seines Rosses sank und heruntergefallen wäre, wenn Dietrich ihn
nicht aufgefangen hätte. Die anderen beiden hatten sich
ebenfalls aus dem Sattel geschwungen, und gemeinsam betteten sie den
Schwerverletzten ins Gras. Vorsichtig lüftete Dietrich das
Kettengewebe. Was er sah, ließ ihn erstarren - hier kam jede
Hilfe zu spät. Ein Schwertstreich mußte den Grafen am Hals
getroffen haben, und aus der an sich nicht sehr großen Wunde
pulsierte das helle Blut. Das Gesicht des Verletzten zeigte bereits
die Blässe des Todes, denn die Halsschlagader war getroffen, aus
der das ermattende Herz den kostbaren Lebenssaft aus dem Körper
hinauspumpte...
    "Höre...Dietrich",
hauchte Graf Max mit weit aufgerissenen Augen. Dietrich beugte sich
über ihn und brachte sein Ohr an den Mund des Grafen, um ihn
besser zu verstehen.
    "Du weißt...was
du mir...versprochen...hast? Weißt du...es noch?..."
    "Ja, Graf, und
ich werde mein Wort halten. Aber jetzt braucht Ihr Hilfe, versteht
Ihr? Wir müssen Euch in die Burg bringen."
    Der Verwundete
machte eine abwehrende Handbewegung. "Zu...spät,
mein...Freund. Ich sehe meine...Burg nicht..."
    Er war verstummt.
Dietrich hob den Kopf und sah in gebrochene Augen. "Tot",
sagte er tonlos und bekreuzigte sich. "Gott sei seiner Seele
gnädig."
    *
    Der Sommer ging zur
Neige. Graf Max war längst begraben, und seine Gemahlin Ida war
nun als Witwe die Herrin der Ortenburg. Aber da sie als Frau nach
geltendem Recht nicht lehensfähig war, hatte Herzog Berthold im
fernen Burgund eine Entscheidung getroffen, die so manchen Adligen in
der Grafschaft verwunderte. Als Lehensträger auf Zeit hatte der
Herzog ausgerechnet Dietrich vom Hain bestellt, über den er doch
erst Monate vorher wegen des Verdachts der Buhlschaft mit Ida zu
Gericht saß. Das war natürlich Öl ins Feuer der
Mortenauer Gerüchteküche, in der es fortan entsprechend
brodelte und summte.
    Was sich der Herzog
bei dieser, wie manche es ausdrückten, "anstößigen"
Entscheidung gedacht haben mochte, kam nie heraus. Aber allein die so
geschaffenen Tatsachen sprachen für sich: Dietrich war als
Lehensträger verpflichtet, den mit der Burg verbundenen Dienst
als Kastellan zu übernehmen. Das bedeutete, daß er seinen
Wohnsitz dort aufschlagen mußte und daß er die Feste
gegen mögliche Angriffe mit allen Mitteln zu verteidigen hatte.
Er war ferner für das Wohlergehen der Witwe und ihres einzigen
Kindes, des Knaben Bernhard, verantwortlich. Um seine eigene Burg in
dem verschwiegenen Tale nahe der Thiersperger Höhen nicht zu
vernachlässigen, bat Dietrich seine Gemahlin Adelheid, mit dem
Gesinde dort wohnen zu bleiben, obwohl er nicht wußte, wann er
als Burgherr an den heimischen Herd zurückkehren konnte.
    Diese
schwerwiegenden Veränderungen der Lebensumstände waren die
Folgen des Krieges, den die Slawen in die Mortenau getragen hatten.
Es gab manche Ereignisse, die den Bewohnern der Grafschaft drastisch
vor Augen führten, daß jetzt landfremde Herren den Ton
angaben. Den Menschen rund um die Ortenburg wurde das bereits durch
das ungewöhnliche Begräbnis des Grafen Max bewußt, an
das sich vor

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