Die Knochentänzerin
schelmisch zu.
Auch Frauen gab es, doch diese teilten die Tafel nicht mit uns. Worin ihre Aufgabe bestand, war nicht ersichtlich. Sie standen im Hintergrund und sahen uns beim Essen zu. Ihr Anblick ließ mich verstehen, warum Lord Eachann von Colbhasa den meinen so rühmte. Nicht ein einziges ebenmäßiges Gesicht erblickte ich, dies schien eine eigene Rasse zu sein – von gebückten, zahnlosen, krummnasigen Weibern mit Haaren wie Schafswolle.
Und dann fiel mir noch etwas auf, und ich schämte mich sogleich, warum dies jetzt erst geschah. Beinahe wäre ich aufgesprungen, bevor ich zur Sicherheit noch einen zweiten Blick in die Runde warf. Dann rief ich aus: »Wo ist William?«
»Wer?« Lord Eachann von Colbhasa schnappte ein faustgroßes Stück Hammel von seinem Dolch.
»William, mein Begleiter!«
»Du meinst die Knochengestalt mit dem Sack?«
»Wo ist er?« Ich verbot es mir, ihn über den Inhalt des Sacks aufzuklären.
»Beim Gesinde, nehme ich an. Dies ist eine Tafel, für mich, den Lord, und meine Ritter. Im Übrigen, nur wer entmannt ist, erhält den Ritterschlag an meinem Hof.«
Die Entmannten, die er Ritter nannte, fraßen und soffen wie das Vieh. Ihre Blicke tasteten nur kurz über mich hinweg, das Interesse schien nicht allzu groß. Kein Wunder, wenn sie tatsächlich Eunuchen waren.
»Doch meine Anwesenheit ist erlaubt?«
Er lächelte gönnerhaft. »Für eine schöne Frau ist immer Platz an meinem Tisch. Zumal, wenn sie bald meine Gemahlin ist.«
Bevor mir der Einspruch gelang, sprach er schon in diesem unverständlichen Dialekt zu seinem Gefolge. Doch erneut erzeugte seine Ansprache wenig Widerhall. Falls dieser nicht aus Schmatzen, Rülpsen und Furzen bestand.
Lord Eachann von Colbhasa hielt es hingegen für angebracht, mir seine Rede zu übersetzen: »Ich habe meinen Rittern erklärt, dass ich dich zur Frau ausgewählt habe – ebenfalls deine Antwort, du zögest junge Männer vor. Jetzt werde ich ihnen noch etwas erklären.«
»Darf ich erfahren, was?«
Er drosch seinen Dolch in die Tischplatte, wo er federnd stecken blieb. »Geduld ist nicht die Stärke der Frauen. Morgen. Morgen wirst du es erfahren.« Sprach’s und ließ, zusammen mit triefendem Fett, eine weitere sprachliche Gerölllawine aus seinem Mund rollen. Daraufhin kehrte für einen Moment Stille in der Runde ein. Täuschte ich mich, oder sah ich tatsächlich ein Aufflackern von Bestürzung in manchen Augen – oder doch zumindest den Anflug von Erstaunen? Doch all dies währte nur kurz. Gleich wandten sich die Ritter von Colbhasa wieder wichtigeren Aufgaben zu – den Hammel zu zerrupfen und die Humpen mit dem sauren Wein auszusaufen.
Lord Eachann lachte meckernd. Dann warf er einen Hammelknochen hinter sich und die fünf Wolfshunde stürzten sich knurrend darauf.
10
Eine gälische Bibel, Zeugnisse für Märtyrer und eine Reihe Lanzen
L ord Eachann von Colbhasa zeigte mehr Großmut als erwartet. In dieser mondbeschienenen Nacht wies er mir eine eigene Kammer zu. Zunächst traute ich dem Frieden nicht. Bestimmt kam er zu fortgeschrittener Stunde angeschlichen, um mir jene Dinge aufzuzwingen, von denen ich als Klosterzögling nichts wissen durfte. Doch natürlich wusste ich von dem, was heimlich getuschelt wurde – zum Beispiel, dass Schäfer nur aus einem Grund von Stiefeln träumten – nämlich um ein Schaf mit den Hinterbeinen in die Schäfte zu steilen, um sich dann an ihm zu vergnügen. Ich hatte noch keines von diesen Dingern gesehen, die von den Nonnen
Teufel
genannt wurden und die zwischen den Beinen eines jeden Mannes hingen, doch wo es Schafe gab, gab es auch Böcke. Natürlich war auch ich schon einmal Teil einer Schar kichernder Schwestern gewesen, die sich vorbeugten, um besser beobachten zu können, was passierte, wenn der Bock das Schaf bestieg. Und ich hatte schon sein steifes Ding gesehen, ein widerliches haariges Etwas, aus dem vorne ein feuerrotes Stück herausschaute, das aussah wie eine schleimige Hagebutte.
Ich stellte mir also vor, wie Lord Eachann von Colbhasa in meine Kammer kam, die Beinkleider herunterließ und mich mit seinem kleinen harten haarigen Ding, aus dem vorne die schmierige Hagebutte herausschaute, besteigen wollte. Entschlossen stemmte ich mich gegen die schwere Kiste in der Ecke meiner Kammer und schob sie mit triumphierendem Grimm vor die Tür. Bis ich bemerkte, dass diese nach außen aufschwang. Trotzdem ließ ich die Truhe stehen. Vielleicht fiel Lord Eachann vor lauter Geilheit
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