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Die Knochentänzerin

Die Knochentänzerin

Titel: Die Knochentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Körner
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»Dieses Mal geht es nicht um Murano.«
    Alberti hob die Brauen. »Nicht? Um was dann?«
    Faliero zögerte, und sein Blick wurde prüfend, als wolle er abwägen, inwieweit er sein Gegenüber in seine Pläne einweihen konnte. Schließlich schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. »Es geht um unseren neuen Dogen.«
    Alberti hatte Falieros Zögern bemerkt. Er lächelte fein. »Du kannst mir vertrauen. Ich verabscheue Dandolo ebenso wie du. Die ganze Sippe. Ich stehe auf deiner Seite.«
    »Gut.« Falieros Körper straffte sich. »Du kannst dir vorstellen, dass mich Dandolos Wahl nicht begeistert hat. Die Macht in Venedig befindet sich in
meinen
Händen. Also gebührt mir auch das höchste Amt. Eine Menge Geld ist geflossen, damit ich diesmal gewinne, aber entweder nicht genug – oder es ist in den falschen Kanälen versickert.«
    »Du willst, dass ich herausfinde, welche Kanäle das sind?«
    »Auch. Es schadet nie, Heuchler zu kennen. Aber, wie gesagt, es geht in erster Linie um Dandolo. Du wirst mir helfen, ihn loszuwerden. «
    »Wie? Hast du schon einen Plan?«
    »Natürlich.« Faliero betrachtete den Wein in seinem Becher. »Die politische Lage könnte uns zum Vorteil gereichen.«
    »Hm.« Alberti lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Spielst du auf den Besuch des Kaisers an? Oder auf den Konflikt mit Ungarn?«
    »Weder noch. Der Kaiser ist hauptsächlich hier, um sich den neuen Dogen anzusehen. Er wird gewisse politische Dinge ansprechen, aber keine politischen Stellungnahmen oder Entscheidungen von Dandolo erwarten. Das wäre zu früh. Sie sind wie zwei Hunde, die sich beschnüffeln. Dabei ist die Rangordnung klar. Dandolo wird dem Böhmen die Kehle zeigen.«
    Albertis schläfriger Blick blieb unverändert. »Dann geht es also um England und Frankreich.«
    »Gut kombiniert. Wir werden uns den Krieg zunutze machen. Du kennst das Sprichwort: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.«
    »Wie?«
    »Jetzt kommst du ins Spiel. Deine Aufgabe wird es sein, ein Gerücht zu streuen.«
    »Ah – lass mich raten.« Alberti löste die Verschränkung seiner Arme und beugte sich interessiert vor. Nun veränderte sich auch der Tonfall seiner Stimme. Sie klang mit einem Mal hell und forsch. »Das Gerücht bezieht sich auf die Rolle Venedigs.«
    »Richtig.«
    »Es könnte besagen, dass Venedig sich auf eine bestimmte Seite schlagen wird.«
    Faliero klatschte begeistert in die Hände. »Ich wusste, dass ich mich auf deinen Scharfsinn verlassen kann. Wichtig ist dabei, dass sowohl die Engländer als auch die Franzosen glauben, sie hätten das Geheimnis alleine herausgefunden. So musst du es machen.«
    Alberti nickte eifrig. »Bestimmte Kreise sollen also erfahren, dass Venedig Partei ergreift. Und wenn Dandolo dabei vor die Hunde gehen soll, muss das Gerücht natürlich lauten, sein Spiel ist falsch.«
    »Äußerst falsch sogar.« Faliero grinste hämisch. »Er wird sozusagen Verräter an beiden. Beiden verspricht er die Unterstützung unserer Flotte. Natürlich nicht ohne Gegenleistung.«
    Auch Alberti grinste nun. »Natürlich nicht. Bei einer Sache dieser Größenordnung kann die Gegenleistung nicht groß genug sein.«
    Zufrieden hob Faliero den Becher. »Ich sehe, du hast verstanden. Darauf wollen wir trinken.«
    Die beiden Männer sahen sich in die Augen, als die Becher über dem Tisch zusammenstießen.

    Als Faliero in seinen Palazzo zurückkehrte, blieb immer noch genug Zeit für seine Hure. Er wies den Diener an, sie holen zu lassen. Diesem Befehl fügte er hinzu: »Lass ihr ausrichten, sie soll das Glaskunstwerk mitbringen.«
    Der Diener war verwirrt. »Das Glaskunstwerk?«
    »Sie weiß schon Bescheid.« Faliero wedelte ungeduldig mit der Hand. »Geh schon, und sag ihr, sie soll sich beeilen.«

    Felicia begrüßte Faliero mit einem lasziven Lächeln. Er führte sie in ein Zimmer, dessen ganze Einrichtung aus einem Schrank und einem Bett bestand. Ohne Umschweife begann er sich auszuziehen.
    »Wie ähnlich wir uns doch sind«, gurrte sie und öffnete die mitgebrachte Tasche. Sie griff hinein und holte als Erstes eine lederne Peitsche heraus. »Heute ist dir also danach, die Macht in meine Hände zu legen.«
    Faliero war jetzt nackt. »Red nicht herum. Fang an.«
    »Aber sicher doch.« Nun entnahm sie der Tasche ein längliches Etwas und hob es ins Licht. Es war das perfekte gläserne Abbild eines männlichen Phallus. »Ein weiteres Meisterwerk venezianischer Glaskunst.« Zärtlich strich sie darüber,

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