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Die Knochentänzerin

Die Knochentänzerin

Titel: Die Knochentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Körner
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dann befestigte sie den Glaspenis an einer Art Geschirr und schnallte es sich um.
    »Auf alle viere, mein Hündchen«, befahl sie. Als er gehorchte, lächelte sie zufrieden. Sie schlug ihm mit der Peitsche aufs nackte Gesäß. Er wimmerte, und die Lederriemen fuhren erneut nieder.

12
    Lord Eachann von Colbhasa und seine Eunuchen
    D ie Klippen brachen schroff zu meinen Füßen ab. Tief unten lag das Meer, trügerisch still und grau. Mein Atem ging keuchend. Panisch drehte ich mich um. Ich saß in der Falle. Gleich würde der Lord daherkommen – mit seinen übrig gebliebenen Schergen –, denn alle Männer hatte er bestimmt nicht köpfen lassen, aus Gründen wie diesem. Spring, Cailun!, befahl mir eine innere Stimme. Alles ist besser als ein Leben an der Seite dieses mörderischen Inselgreises. Selbst der Tod! Meine Füße tasteten sich vorwärts. Unter mir drehten sich das Meer und die Klippen im Kreis. So schlimm kann es nicht sein, Cailun. Ein aufregender Flug durch die Luft und dann – nichts. Du spürst nichts. Es geht alles viel zu schnell.
    Ich blickte über die Schulter. Da kam er an, Lord Eachann, und ich hatte mich nicht geirrt. Seine widdergehörnten Eunuchen folgten ihm auf dem Fuß. Erstaunlich, wie schnell er lief, der alte Mann. Aber er war ja auch beim Köpfen nicht gerade langsam gewesen. Und ich? Gleich würde ich zerschmettert dort unten liegen. Und wie mich immer noch schauderte beim Gedanken an die aufgespießten Häupter! Rannen mir Tränen die Wangen hinunter, bei dem Gedanken an all die Schicksale, oder flossen sie um meinetwillen? Alles war doch nur meine Schuld, ob dieser unbedachten Worte. Hatten die Nonnen nicht immer gewarnt: Bedenke deine Worte, denn sie werden zu Taten? Aber wie hätte ich ahnen können, dass derart Furchtbares daraus entstehen würde?
    Spring, Cailun! Gleich sind sie hier! Wenn sie dich fangen, kannst du gar nichts mehr tun. Jetzt, jetzt hältst du dein Schicksal noch in den eigenen Händen. Gleich nicht mehr. Der Boden schwankte unter meinen Füßen, das Meer wogte. Warum nur sah der Lord in mir eine Schönheit? Es war ein Fluch! Wäre ich hässlich und krumm, niemals müsste ich jetzt hier auf den Klippen stehen, kurz vor meinem Tod. »Heilige Maria, Mutter Gottes, steh mir bei, errette mich«, murmelten meine zitternden Lippen. Eine Möwe beäugte mich im Flug.
    Wäre ich doch nie aus Icolmkill geflohen. Was gab es denn Schöneres, Ruhigeres als den Rhythmus der Gebete, das monotone Plätschern der Psalmen, dieses Geborgensein in den immer wiederkehrenden Pflichten?
    »Cailun.«
    Jetzt hörte ich schon Stimmen. Ein Windhauch kräuselte das Meer tief unter mir. Ich spürte, wie er mein Haar streichelte, als wolle er mich zärtlich in den Abgrund locken.
    »Cailun!« Drängender nun.
    Nein, auch diesmal war es nicht der Wind, der meinen Namen säuselte. Mein Zaudern hatte den Lord und seine Männer bis auf einen halben Steinwurf herankommen lassen. Warum hatte er seine Wolfshunde nicht mitgebracht? Alles war seltsam verlangsamt, als habe meine Unentschlossenheit die Zeit angehalten. Die heraneilenden Eilandwilden, das Meer – alles schien still wie im Zauber. Nur meine Gedanken rasten, als wollten sie in einem Wimpernschlag das zusammenfassen, was mir die Zukunft nicht vergönnte. Und über all dem lag wie ein Wolkenband die Stimme, die nun laut und hektisch forderte.
    »Cailun! Hierher!«
    Verwirrt folgten meine Augen dem Klang. Da, dicht unter mir in einer Felsnische, hockte William und umklammerte den Knochensack.
    »Verdammt! Gleich sind sie hier! Was zögerst du?«
    »William?«
    »Ja, verflucht! Mach schon! Oder willst du, dass sie dich erwischen?«
    Nun endlich erwachte ich aus meiner Starre. In fliegender Hast kletterte ich zu ihm. Die Nische war kaum groß genug für zwei.
    »Weiter! Vorsichtig! Aber rasch!«
    Stück für Stück kletterten wir nach unten. Über uns fuchtelte und schrie Lord Eachann. Nun hingen auch er und seine Eunuchen in den Klippen.
    »Wohin willst du? Da unten ist nur Meer«, keuchte ich atemlos und zitternd.
    Er schüttelte den Kopf, dann deutete er nach rechts. »Dorthin! Nicht innehalten!«
    Während meine Hände und Füße Halt suchten, sah ich es. Ein kleines, natürliches Hafenbecken, ein Boot und ein Schiff, an dessen Mast ein schlaffes, schmutziges Segel hing.
    »Weiter!«, feuerte William mich an. Er war schon beinahe unten, wo die Klippen sich gnädiger neigten und schnelles Klettern zuließen. Der Lord und seine Entmannten

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