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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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ein Lamm war. An die anderen Brüder wollte er gar nicht erst denken.
     
    ***
     
    Tatsache war, dass selbst die Redakteure der Schmierblätter nicht so genau wussten, wem sie diese hochinteressante Information zu verdanken hatten. Tatsache war auch, dass mehrere Zeitungen sehr früh am Montagmorgen anonyme Anrufe erhalten hatten, in denen ihnen eine weibliche Stimme mit großer Bestimmtheit mitteilte, der bekannte Autor Alexander Sterling habe sich auf eine heiße Sexaffäre mit einer Frau eingelassen, die gerade mal halb so alt war wie er selbst. Die Stimme nannte den Namen und die genaue Adresse der betreffenden Frau. Man könne sich von der Korrektheit ihrer Angaben überzeugen und nein, sie wolle keine Bezahlung für ihr Wissen. Vielleicht hätte man ja sogar Glück und könne das Paar in flagranti erwischen.
    Da Storys über alternde Männer und junge Betthäschen immer gut ankamen und für Auflage sorgten, schickten alle vorsichtshalber ihre Leute aus. Man wollte nicht riskieren, einem anderen Blatt den Knüller des Tages zu überlassen und selbst leer auszugehen.
     
    ***
     
    Der Belagerungszustand hielt die gesamte Woche über an. Das Haus überhaupt zu betreten und zu verlassen, glich einem Spießrutenlauf. Nach einem besonders langweiligen Gespräch mit einer verknöcherten Mitarbeiterin seines Verlages am Donnerstagnachmittag musste sich Alexander durch die Hintertür schleichen, um Rosalinds Haus halbwegs unbemerkt betreten zu können. Als er das Geschäft betrat, empfing ihn eine ungewöhnliche Versammlung. Janice, Rosalind und zwei Männer standen neben den Sesseln der Handarbeitsecke und berieten sich. Ein Mann, etwa zehn Jahre älter als Alexander selbst, saß zwischen ihnen und spießte mit einer Gabel an einem Kuchenstück herum.
    „Alex, endlich! Wir sind mitten in einer Krisensitzung.” Rose schlang einen Arm um seine Hüfte und drückte sich an ihn.
    „Gerade mal vier Kundinnen heute und allein zwölf Absagen für die Strickkurse der kommenden Woche!”, schleuderte Janice ihm missbilligend entgegen.
    „Lass’ gut sein, Jan. Du sagst seit einer halben Stunde nichts anderes.”
    Erst jetzt erkannte Alexander Duncan Fielding. Er sah an diesem Tag anders aus, weil er sein Haar offen trug. Der Anblick brachte selbst Alex’ Atem kurz zum Stocken. Die langen rotbraunen Locken ließen Rosalinds Bruder aussehen, als wäre er einem präraffaelitischen Gemälde entstiegen. Dass Frauen diesem Mann reihenweise erlagen, konnte der Schriftsteller sich lebhaft vorstellen.
    „Guten Tag, Mr Sterling”, begrüßte er ihn freundlich und reichte ihm die Hand. „Das ist mein Bruder Claudio. Der Herr, der zum Trost Rosies Mandeltarte verspachtelt, ist unser Vater Callum.”
    „Alexander Sterling. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen.”
    „Claudio Fielding. Nett, Sie mal zu Gesicht zu bekommen. Duncan hat uns ins Bild gesetzt.” Der Mann sah seinem Bruder sehr ähnlich, konnte also nicht viel älter sein. Er war einen Kopf kleiner als Duncan und trug sein welliges Haar kurz und zurückgekämmt. Ein Rest Sommerbräune und unzählige Sommersprossen verliehen seiner Haut tatsächlich etwas Mediterranes.
    „Dann haben wir Ihnen diesen ganzen Schlamassel zu verdanken?” Callum Fielding schaute kritisch von seiner Mandeltarte auf. „Sind Sie wirklich so berühmt, dass man Sie jagen muss, nur, weil meine Tochter einen Narren an Ihnen gefressen hat?”
    „Ja, Mr Fielding, meine Beziehung zu Rosalind scheint der Grund für die Irren da draußen zu sein. Ob es an meinem Bekanntheitsgrad liegt, den ich persönlich nicht für so überwältigend halte, oder an unserem Altersunterschied, können Sie höchstwahrscheinlich den Zeitungen entnehmen.”
    Fielding schnaubte leicht. „Wohl eher eine Kombination aus beidem. Verstehen Sie mich nicht falsch, Sie scheinen ein netter Kerl zu sein, aber kann es sein, dass Sie einen schlechten Umgang pflegen?”
    „Wie darf ich das verstehen?” Alexander zog eine Augenbraue hoch.
    „Niemand aus Rosies Umfeld würde in der Öffentlichkeit über ihre Liebhaber sprechen. Bleiben nur Ihre Freunde, Mr Sterling. Gibt es jemanden, der Ihnen den Sex mit meiner hübschen Tochter neidet?”
    Alexanders andere Augenbraue wanderte ebenfalls nach oben. Offensichtlich war Callum Fielding kein Freund davon, um den heißen Brei herumzureden. Ganz nebenbei war es überraschend, dass er ihm nicht die Beziehung selbst verübelte, sondern lediglich diese

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