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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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entschädigt werden wollten.«
    »Es tut mir leid, aber das reicht nicht, Thiel. Ich kann es nicht ertragen, mit dem Wissen herumzulaufen, wie viel dieser Hof den Menschen schuldet. Es interessiert mich nicht, ob sie es wollen oder nicht. Ich finde es nicht gerecht, es ihnen vorzuenthalten.«
    Thiel betrachtete sie schweigend mit gefalteten Händen. Sie konnte diese eigenartige Hoffnungslosigkeit in seinen Augen nicht deuten. »Thiel«, sagte sie fast flehend. »Bitte. Was ist los? Was ist mit Ihnen?«
    Nach einem Augenblick sagte er leise: »Ich verstehe Sie, Königin, und ich freue mich, dass Sie damit zu mir gekommen sind. Ich hoffe, Sie werden in solchen Angelegenheiten immer als Erstes zu mir kommen. Ich empfehle Ihnen Folgendes: Schreiben Sie Ihrem Onkel und fragen Sie ihn um Rat. Vielleicht können wir bei seinem Besuch besprechen, wie wir weiter vorgehen sollen.«
    Es stimmte, Ror würde wissen, was zu tun war und wie man es am besten anging. Es war kein schlechter Rat. Aber Rors Besuch war erst für Januar geplant und jetzt war gerade mal September.
    Aber wenn sie ihm schrieb, könnte er vielleicht schon vor seinem Besuch Anregungen per Brief schicken.
    Der Regen, der auf das Glasdach des Turms und die Steine der runden Wände fiel, war einschläfernd. Bitterblue fragte sich, wie es heute wohl im großen Schlosshof war, wo die Tropfen auf die Glasdächer trommelten und das Wasser aus der Regenrinne in ein breites Rohr strömte, das sich entlang der Hofmauer abwärtsschlängelte und in einem Wasserspeier endete, der Regenwasser in den Brunnen spuckte. An Tagen wie diesen floss das Brunnenbecken über auf den Boden des Hofs. Es wurde kein Wasser verschwendet: Im Boden gab es Abflussrohre, die zu Zisternen im Keller und im Gefängnis führten.
    Sie war unpraktisch, die Flut im Schlosshof an Regentagen. Es war eine seltsame Anlage, die man leicht hätte verändern können. Nur, dass sie keinen großen Schaden anrichtete in einem Hof, der entworfen worden war, damit es darauf regnete; und dass Bitterblue das Schauspiel liebte, wenn es ihr – selten genug – gelang, aus ihrem Schreibzimmer zu flüchten, um es sich anzusehen. Die Fliesen auf dem Boden um den Brunnen herum waren mit Mosaiken von Fischen verziert, die aussahen, als zappelten und schwammen sie unter Wasser. Leck hatte gewollt, dass der Hof im Regen dramatisch aussah.
    Als Darby mit einem so hohen Papierstapel ins Zimmer kam, dass er beide Arme dafür brauchte, verkündete Bitterblue, dass sie zur königlichen Schmiede gehen würde, um ein Schwert in Auftrag zu geben.
    Aber gute Güte, antworteten sie, war ihr klar, dass man, um zur Schmiede zu gelangen, im Regen das Gelände überqueren musste? War sie nicht auf die Idee gekommen, dass es Zeit sparen würde, einen Schmied in ihren Turm kommen zu lassen, anstatt selbst zu gehen? Hatte sie nicht bedacht, dass es vielleicht für ungewöhnlich gehalten würde …
    »Um Himmels willen«, fuhr Bitterblue ihre Ratgeber an. »Ich habe einen Spaziergang zur Schmiede vorgeschlagen und keine Expedition zum Mond. In ein paar Minuten bin ich wieder da. In der Zwischenzeit können Sie alle an Ihre Arbeit zurückkehren und aufhören, mir auf die Nerven zu gehen, wenn das überhaupt möglich ist.«
    »Nehmen Sie wenigstens einen Schirm mit, Königin«, bat Rood.
    »Nein«, erwiderte sie und verließ so theatralisch wie möglich das Zimmer.
    Bitterblue stand in der östlichen Vorhalle und blickte durch einen Rundbogen auf das plätschernde Wasser des Brunnens, das wirbelnde Wasser auf dem Boden, das gurgelnde Wasser in den Abflüssen. Das Geräusch und der erdige Geruch besänftigten sie.
    »Königin«, sagte eine leise Stimme neben ihr, »wie geht es Ihnen?«
    Bitterblue war leicht verlegen, als sie erkannte, dass sie sich in der Gesellschaft von Lord Giddon befand. »Oh«, sagte sie, »Giddon. Hallo. Mir geht es gut. Tut mir leid wegen vorgestern Nacht. Dass ich eingeschlafen bin, meine ich«, sagte sie stockend, »und … und das mit den Haaren.«
    »Das muss Ihnen nicht leidtun, Königin«, sagte er. »So ein schrecklicher Vorfall wie der mit Danzhol ist schließlich aufwühlend; es war das Ende eines außergewöhnlichen Tages.«
    »Das war es allerdings«, sagte sie und seufzte.
    »Wie kommen Sie mit Ihrem Rätsel voran?«
    »Miserabel«, antwortete sie, dankbar, dass er sich daran erinnerte. »Ich habe Lords wie Danzhol, die in Lecks Namen gestohlen haben, und Diebe, die die Sachen zurückstehlen; dazu

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