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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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flüsternd ihrer Freundin zu.
    »Wußtest du, daß ihr Vater mal ein Sklave war?«
    Hildegards Augen weiteten sich.
    »Und dann glaubt sie, einen König heiraten zu können? Welche Anmaßung!«
    Unglücklich über die tatsächliche Entfremdung, die zwischen ihr und ihrem einstigen Lieblingssohn Karlmann entstanden war, beschloß Bertrada Anfang Dezember, die Weihnachtstage bei ihrem Jüngsten und seiner Familie zu verbringen. Das Fest der Versöhnung sollte sie einander wieder näherbringen.
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    Böse Ahnungen bemächtigten sich ihrer, als der Eilbote beim Abendessen vorgelassen wurde und ihr mit äußerst ernster Miene einen versiegelten Umschlag aushändigte. Sie öffnete ihn hastig, sah kurz auf das Schreiben, griff sich ans Herz und fiel in Ohnmacht. Während Desiderata aufgesprungen war, um sich der bewußtlosen Bertrada anzunehmen, ließ sich Karl den Brief reichen, der auf den Boden gefallen war. Sein zwanzigjähriger Bruder war gänzlich unerwartet gestorben. Ein Blutsturz hatte den Tod herbeigeführt. Sollte den ein Gegner Karlmanns herbeigeführt haben, war dieser jedenfalls kein Feind Karls. Der junge König sprang so schnell auf, daß sein Stuhl dabei umstürzte.
    »Laß sofort alles zur Abreise vorbereiten! Wir reiten nach Corbeny an den Hof meines Bruders!« rief er seinem Marschalk zu, bevor er in höchster Eile den Saal verließ. Er würdigte weder seine Mutter noch seine Gemahlin eines Blickes.
    Mit dieser Nachricht war der Augenblick gekommen, da sich seine Zukunft und die des Reiches entschied. Er durfte jetzt keine Zeit verlieren.
    An Karlmanns Hof angekommen, warf er nur einen flüchtigen Blick auf den aufgebahrten Leichnam seines Bruders und befahl: »Schafft ihn zur Bestattung nach Reims!«
    »Mit Verlaub«, wandte Abt Fulrad ein, »Euer Bruder wünschte in Saint Denis begraben zu werden.«
    »Unmöglich«, entschied Karl, »dort werde ich mich dereinst bestatten lassen.« Der Gedanke, nach dem Tod neben dem verhaßten Bruder liegen zu müssen, war ihm unerträglich.
    »Er wird augenblicklich nach Reims gebracht, und Ihr, Pater Fulrad, bereitet alles für eine schnelle Krönungszeremonie vor.«
    »Kann das nicht warten? Die Söhne Eures Bruder sind schließlich noch sehr klein, und der älteste ist zutiefst verstört«, erwiderte der Abt.
    »Dann wollen wir sie auch nicht weiter stören. Schließlich sollen ja nicht meine Neffen gekrönt werden. Von jetzt an bin ich der König aller Franken, ehrwürdiger Vater.«
    Der Erzkaplan neigte das Haupt. Die Gewalt hat über den Geist gesiegt, dachte er und gestand sich ein, Karl unterschätzt zu haben. Der war wahrlich ein Sohn seines Vaters. Auch dieser hatte den Sohn seines Bruders Karlmann übergangen und sich die Krone, die für Drogo bestimmt war, auf das eigene Haupt gesetzt. In welchem Kloster würde Karl wohl seine Neffen unterbringen?
    »Eure Schwägerin möchte Euch empfangen«, sagte er.
    Karl schüttelte den Kopf. »Keine Zeit. Es muß alles schnellstens geregelt werden, ehe Unruhen ausbrechen.«
    Er überlegte kurz, ob sich Gerberga mit ihm auf einen Machtkampf einlassen würde, verwarf diese Vorstellung aber. Die Frau seines Bruders war keine Bertrada. Ebensowenig wie seine eigene Gemahlin.
    Beim Gedanken an Desiderata verzog er das Gesicht. Welch ein Knochengestell hatte ihm seine Mutter da ins Bett gelegt! Ein vergnüglicher Zeitvertreib war zu einer lästigen Pflicht verkommen, die zu erfüllen ihm inzwischen sogar regelrechte Schwierigkeiten bereitete. Wie sollte er da Nachkommen zeugen?
    Und welche Anlagen würden solche künftigen Königskinder von ihrer blutleeren, leidenschaftslosen Mutter erben? Wie schon so oft in den letzten Wochen sah er das frische Gesicht der erst dreizehnjährigen Hildegard vor sich. Wenn er schon seine Schwester nicht heiraten konnte, so wäre ihm die junge Alemannin immerhin eine sehr angenehme zweite Wahl. Alemanninnen verstanden sich durchaus darauf, einem Mann Freude zu bereiten, das hatte ihm Himiltrud gezeigt. Es war eigentlich ein Jammer, daß diese lebenslustige Frau jetzt im Kloster Nivelle ihr Leben fristen mußte, aber sie konnte sich ja wenigstens in dem Gefühl sonnen, Mutter eines künftigen Königs zu sein. Er schüttelte sich, wenn er an die lästige Szene dachte, die sie ihm gemacht hatte. Zu seinen Füßen war sie niedergefallen, hatte seine Beine umklammert und ihn unter Tränen angefleht, den kleinen Pippin ins Kloster mitnehmen zu dürfen. Aber das ging

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