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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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das Geleit geben dürften.
    Frau Berta nickte kurz. Sie war noch immer etwas ungehalten, daß der Bischof es wieder einmal abgelehnt hatte, nach Mürlenbach zu kommen, um auf die angelsächsischen Frauen einzuwirken, denen sie im Längshaus des Genitiums eine Beschäftigung gegeben hatte. War es denn zuviel verlangt, sich etwas Zeit für die unglücklichen Geschöpfe aus seiner Heimat zu nehmen? Dringende Aufgaben riefen ihn nach Saint Denis, hatte er bedauert. Was ihn aber nicht daran gehindert hatte, sich stundenlang mit Flora zu unterhalten. Frau Berta warf der jungen Frau einen leicht verärgerten Blick zu. Wer war diese Fremde, die sich erlaubte, ihre Herkunft vor der Herrin von Mürlenbach geheimzuhalten? Was hatte den Bischof bewogen, ihr so viel Zeit zu widmen? Hatte das Mädchen ihm gegenüber vielleicht ihr Geheimnis gelüftet? Es war höchst ärgerlich, daß Bonifatius ihre Magd freundlich, aber bestimmt gebeten hatte, das Reinigen des Kapellenbodens den Mönchen zu überlassen, als er sich mit der jungen Frau unterhalten wollte.
    Karlmann spürte den Unmut der Klosterstifterin und bemerkte mit seiner sanften Stimme, die selten ihre Wirkung verfehlte: »Schon immer wollte ich Eure berühmte Burg einmal sehen, Frau Berta. Stimmt es, daß Ihr sie auf den Ruinen eines alten römischen Kastells errichtet habt?«
    Tatsächlich schenkte ihm Frau Berta ein freundliches Lächeln.
    »Ich habe auf einer Kuppe über der Kyll vor zwanzig Jahren so etwas wie ein zerstörtes Felsennest entdeckt«, erklärte sie, »es war wohl zum Schutz der beiden Römerstraßen in der Nähe errichtet worden. Und so habe ich einen Teil des Gemäuers mit Stein und viel Holz wieder instand gesetzt. Dabei haben wir sogar Spuren einer einstmals römischen Kultstätte zutage gefördert, die ganz offensichtlich später dann von germanischen Heiden für ihre Zwecke genutzt wurde.« Sie lachte. »Wo einst Jupiter und Donar angebetet wurden, habe ich meine Burgkapelle einrichten lassen.« Im Schutz dieses alten Gemäuers wurde in einer stürmischen Regennacht mein drittes Kind tot geboren. Ich habe überlebt. Ganz allein.
    »Ihr fürchtet nicht den Fluch der Heiden?«
    »Bonifatius läßt ja auch Kirchen über zerstörten heidnischen Tempeln bauen«, gab Frau Berta scharf zurück. »Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe meinem Gesinde Anweisungen zu erteilen.«
    Sie sprengte davon.
    »Ihr seid eine geübte Reiterin«, wandte sich Karlmann an Bertrada, die ihren Fuchs mühelos an den Bäumen vorbei über den abschüssigen Pfad lenkte.
    »Es ist ein gutes Pferd«, erwiderte sie und verdrängte jeden Gedanken an ihren letzten Ritt durch den Wald. »Herr Karlmann«, begann sie dann und mühte sich, ihrer Stimme einen beiläufigen Ton zu geben. »Ihr wart doch auf der Hochzeit Eures Bruders. Ist seine Gemahlin wirklich so schön, wie man behauptet?«
    »Ich glaube schon«, antwortete er belustigt.
    »Habt Ihr sie denn nicht gesehen?«
    »Doch, aber sie hat ihre Schönheit mit so viel Schmuck, Zierrat und kostbarem Tuch bedeckt, daß sie mir vorerst noch verborgen blieb.«
    Das sah Leutberga ähnlich. Sie hatte schon immer gern mit beiden Händen in die Schmucktruhe gegriffen, dachte Bertrada grimmig.
    »Habt Ihr auch mit ihr gesprochen?«
    »Als Ältester der Familie habe ich sie natürlich bei uns willkommen geheißen. Sie hat huldvoll genickt«, antwortete Karlmann, wieder die direkte Anrede meidend. Er wollte dieses Mädchen nicht mit einem Namen ansprechen, der ganz offensichtlich nicht der ihre war.
    »Und Euer Bruder – ist er mit seiner Wahl zufrieden?« fragte Bertrada, starr geradeaus blickend.
    »Ich hoffe es. Er schien nur ein wenig enttäuscht, daß ihr an Pferden so wenig gelegen ist. Darüber war ihm zuvor wohl anderes berichtet worden.«
    Bertrada gefiel der Gedanke, daß Leutberga, die Pferde zutiefst haßte und Ausritte mied, wo sie nur konnte, jetzt Begeisterung für die Jagd heucheln mußte.
    Sie sah zu Karlmann hinüber. Seine tiefe weiche Stimme ließ die entstellende Narbe fast vergessen.
    »Seid Ihr Eurem Bruder ähnlich?« fragte sie.
    »Überhaupt nicht!« erklärte Karlmann und erzählte Bertrada offen von den Auseinandersetzungen, die er früher mit Pippin gehabt hatte. Er berührte leicht seine Narbe. »Ein Andenken an unseren letzten Zweikampf.«
    Entgeistert starrte Bertrada ihren Begleiter an. »Das hat er Euch angetan? Aber Ihr seid doch Brüder!« rief sie.
    Karlmann hob die Schultern. »Wir waren wie Kain

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