Die Kolonie Der Catteni
sagte Zainal knapp und schaute zu der schwarzen Masse hoch, deren Umrisse von blinkenden Lichtern angedeutet wurden.
Kris betete im Stillen, daß ihre heftigen Seitenstiche nachließen, aber als Zainal wieder startete, folgte sie ihm sofort mit den anderen im Schlepptau. Trotz der Dunkelheit überwanden sie das unwegsame Gelände. Sie stolperten zwar einige Male, aber sie stürzten nicht. Irgend etwas im Lärm, den das fremde Raumschiff verursachte, trieb sie zu größerer Eile an. Bilder von den Wunden, die Aasfresser in wehrlosen Körpern hinterließen, quälten sie, als die Seitenstiche sich wieder meldeten und sie sie auch diesmal ignorierte. Wichtig war nur, daß sie nicht strauchelte …
Zainal setzte über die erste Hecke hinweg und achtete nicht mehr auf die, die ihm folgten. Kris unterdrückte ein Gefühl des Zorns, als sie immer weiter zurückfiel. Sie blieb vor der Hecke, die zu hoch war, als daß sie sie hätte überspringen können, abwartend stehen. Joe und Sarah holten sie ein und hielten ebenfalls inne. »Nun, für diesen Fall kenne ich einen Armeetrick«, sagte Joe, betrachtete das Hindernis und warf sich ins Dickicht, um eine Schneise durch das Astwerk zu brechen. Kris und Sarah kletterten vorsichtig über seinen Körper hinweg, dann halfen sie ihm aus der Hecke heraus und rannten erneut hinter Zainal her, der bereits das andere Ende des Feldes erreicht hatte.
»Verdammter Catt«, schimpfte Kris halblaut und gab sich alle Mühe, den Rückstand aufzuholen. Mittlerweile hatte das Schiff einen beträchtlichen Vorsprung. Kris konnte aus der Bewegung der blinkenden Lichter ersehen, daß das Heck herumschwang. Landete es etwa auf dem Schwanzende? Wie lud es die bewußtlosen Passagiere ab? Es verschwand am Fuß des Hügels, den sie nun hinunterrannten, und das schneller, als bei diesem schlechten Licht und dem unebenen Gelände vernünftig war. Im Dämmerlicht des heraufziehenden Morgens konnten sie erkennen, wie Zainal durch eine Lücke in der Hecke stürmte, und sie änderten ihren Kurs ein wenig und benutzten dieselbe Lücke, um auf das nächste Feld zu gelangen.
Waren sie neulich vielleicht hier abgelegt worden, nichts von den Gefahren ahnend, die irgendwo unter ihnen lauerten, überlegte Kris, aber die Felder sahen alle gleich aus. Ihre Hauptsorge bestand darin, daß sie, selbst wenn das Schiff einige Felder entfernt aufsetzte, nahe genug wären, um größere Schäden oder gar Todesfälle unter den Neuankömmlingen zu verhindern. Der Himmel hellte sich auf. Aber, verdammt noch mal, die Catts konnten die Schriftzeichen im Dunkeln gar nicht gesehen haben. Sie waren im falschen Winkel eingeflogen und hatten wahrscheinlich noch nicht einmal die hellen Steine bemerkt, die die Zeichen säumten.
Und was wäre – bei diesem Gedanken verlor sie beinahe das Gleichgewicht wenn Zainal mit ihnen wegflöge? Sie wimmerte, einmal, zweimal, während sie sich zu höherem Tempo antrieb, um den Mann einzuholen. Immer wenn ihre Füße den Untergrund berührten, spürte sie ein leichtes Beben. Die Masse des riesigen Schiffs senkte sich auf den Planeten herab. Mit mächtig dröhnenden Maschinen, dachte sie völlig zusammenhanglos. Oh, Gott, wenn die Catts sie jetzt wieder einfingen? Sie wäre beinahe stehen geblieben, als sie kurz überlegte, ob es überhaupt klug war, irgendwelche fremden Leute retten zu wollen. Aber der Gedanke an Coo, der dahinsiechte, und an die anderen Angehörigen der Rasse, die bereits gestorben waren, und an das Baby, dessen Geburt kurz bevorstand, spornte sie an. Du bist eine schöne Menschenfreundin! Solche Überlegungen erfüllten ihre Beine mit neuer Energie.
Joe und Sarah prallten beinahe mit ihr zusammen, als sie vor der nächsten Begrenzungshecke anhielt und gebannt die Masse des gelandeten Raumschiffs vor sich aufragen sah. Kein Wunder, daß sie die größeren Felder Botanys benutzten.
Das Schiff besetzte das obere Drittel der gesamten Fläche. Plötzlich flammten Lichter auf und erhellten das Feld mit derart grellen Strahlen, daß Kris ihre Augen mit den Händen abschirmen mußte.
»Sie … machen … nichts … Halbes … nicht wahr?« keuchte Sarah, während sie das Geschehen zwischen gespreizten Fingern hindurch verfolgte. Sie klang jedoch eher neugierig als furchtsam.
Kris entdeckte Zainal, der, im Licht der Scheinwerfer deutlich erkennbar, bergauf und auf das Schiff zurannte. Mittlerweile senkte sich eine Rampe von der Öffnung eines Frachtraums herab.
»Verdammter Kerl!«
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