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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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»Einer Ihrer Klienten ist die Firma MacFarrell. Das brauchen Sie auch nicht abzustreiten. Ich bin wie die Detektive in den alten Comics. Ich weiß alles.«
    Råholt sah ihn an. »Nicht schlecht«, räumte er mit einem leichten Lächeln ein.
    Gunnarstranda verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Diese Bergbaugesellschaft hat First in Line engagiert – also Sie –, um den Regierungsausschuss dahingehend zu beeinflussen, dass der Staatliche Rentenfonds sich dort weiterhin engagiert, wie es so schön heißt.«
    »Wie um Himmels willen können Sie so etwas behaupten?«
    »Sehen Sie mir in die Augen und sagen Sie mir, dass ich mich irre«, sagte Gunnarstranda.
    Råholt schwieg.
    »MacFarrell hat Sie angeheuert, und Sie haben Ihren Teil der Arbeit getan, indem Sie einen Journalisten namens Steffen Gjerstad systematisch mit geheimen Informationen versorgten.«
    »Das behaupten Sie«, sagte Frikk Råholt. »Ich behaupte, dass ich ausschließlich einen multinationalen Konzern dabei beraten habe, wie er sich der öffentlichen Meinung in Norwegen gegenüber verhalten sollte.«
    »Beraten? Zuerst machen Sie einem Sekretär des Ethikrates einen Heidenstress. Und dann geben Sie unter der Hand ein Dokument an einen Journalisten weiter, das Ihre Frau als vertraulich behandelt sehen wollte. Ziemlich ausgeklügelte Beratung.«
    »Das sind alles nur Behauptungen von Ihnen«, sagte Råholt.
    Gunnarstranda wandte sich ab, um zu gehen. »Jedenfalls haben Sie bestätigt, was ich wissen wollte.«
    Råholt hielt ihn zurück.
    Gunnarstranda blieb stehen.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Råholt.
    »Was glauben Sie, was ich vorhabe? Was glauben Sie, wofür ich bezahlt werde?«
    Råholt lächelte ihn an. »Dann machen Sie Ihre Arbeit vielleicht besser als Ihre rothaarige Kollegin? Vielleicht sammeln Sie Beweise, bevor Sie Menschen mit Anklagen bedrängen?«
    Sie standen einander gegenüber und maßen sich mit den Blicken. »Sagen wir mal so, Herr Råholt: Wenn Sie von meinem Stande wären, hätte ich gefragt, ob Ihre Frau ab und zu Brot backt.«
    »Warum würden Sie das fragen?«
    »Weil ich ihr raten würde, sich darin zu üben, Werkzeuge mit einzubacken, beispielsweise eine Feile.«
    »Na so was«, sagte Råholt lachend. »Sie sind mir ja ein richtiger Spaßvogel!«
    »Aber Sie sind nicht von meinem Stand. Sie gehören zu demKreis von Menschen, die immer davonkommen. Ich bin schon viel zu lange Bulle, um mich darüber noch zu ärgern.«
    Ein Wagen hielt vor der Einfahrt.
    Råholt winkte dem Chauffeur zu, und der winkte zurück.
    »Meine Frau«, sagte Råholt.
    Gunnarstranda betrachtete den Wagen. »Weiß Sie es?«, fragte er.
    »Ob sie was weiß?«
    »Weiß Ihre Frau, dass Sie sie benutzt haben, um Adeler in die Scheiße zu reiten? Dass Sie den Journalisten Steffen Gjerstad angerufen und ihm erzählt haben, dass Ihre Frau und Asim Shamoun am 9. Dezember zusammen essen gehen würden?«
    »Sie geben nicht auf, was? Haben Sie vielleicht ein Mikro dabei?«
    Gunnarstranda schüttelte den Kopf. »Wir Polizisten sind naiv genug, uns an das Gesetz zu halten.«
    »Lassen Sie es mich mal so ausdrücken«, sagte Råholt. »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Frau.«
    »Aber Shamoun wusste es nicht?«
    Råholt warf einen kurzen Blick zum Wagen.
    »Er wusste es nicht«, sagte Gunnarstranda. »Im Gegensatz zu Ihnen und Ihrer Frau ist er ein redlicher Mensch. Sie haben clever gespielt, dass muss ich Ihnen lassen. Als Gjerstad das so genannte Treffen zwischen Rentenfonds, Finanzkomitee und Polisario aufdeckte, bekam Ihr Auftraggeber MacFarrell den ›Skandal‹, der das richtige Resultat brachte. Dass Polisario sozusagen mit einer Parlamentsabgeordneten konspirierte, um den Ethikrat zu beeinflussen, machte den Sachbearbeiter befangen, und seine eventuellen Ermittlungsergebnisse würden in den Augen der Öffentlichkeit wertlos. So würde MacFarrell in den Augen der norwegischen Öffentlichkeit sozusagen stubenrein. Die Firma nach dieser ›Entlarvung‹ aus der Liste des Rentenfonds herauszustreichen, hätte einen politischen Aufstand ohnegleichen ausgelöst. Und sobald das Ziel erreicht war, konnten Sie Ihre Frau elegant freisprechen und den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Sie konnten die Wahrheit ans Licht lassen. Die Verbindung zwischen Polisario und Ihrer Frau hatte nichts mit Politik zu tun, sondern mit der elterlichen Fürsorge für ein gemeinsames Kind.«
    Råholt nickte mit angestrengtem Gesichtsausdruck zu dem wartenden

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