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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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kämpft und die der Zeitung zufolge in verschiedenen Kreisen als terroristisch eingestuft wird. Es gibt Fotos von den dreien in einem Restaurant in Grefsen. Der Artikel stellt die Frage: Warum geht eine Parlamentsabgeordnete – die passenderweise noch dazu Mitglied des Finanzkomitees ist – mit einem Angestellten des Finanzministeriums und einem Mann, der die Guerilla in Westsahara vertritt, essen? Der Artikel gibt auch eine Antwort. Ich lese von Seite fünf:
    Zwischentitel: Okkupation
    Die Widerstandsbewegung Polisario setzt sich dafür ein, dass internationale Investoren ihre Anteile aus Konzernen zurückziehen, die unter der Regie oder in Kooperation mit derBesatzungsmacht Marokko arbeiten. Es ist bekannt, dass der Staatliche Rentenfonds Betriebe aufgekauft hat, die in diesen Gebieten operieren. DN hat Quellen, die bestätigen, dass der Ethikrat des Ölfonds einzelne Betriebe dieser Kategorie überprüft. Die Untersuchungen des Ethikrats wurden von Sveinung Adeler durchgeführt   – rechts im Bild. Adeler nahm am Mittwoch, dem 9. Dezember, an einem geheimen Treffen mit Repräsentanten von Polisario und Finanzkomitee teil. Wenige Stunden nach dem Treffen wurde er tot im Osloer Hafenbecken aufgefunden. Die Leiterin der polizeilichen Ermittlungen, Lena Stigersand, hat der Redaktion gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass die Polizei den Todesfall als verdächtig einstuft.«
    »Was?«, rief Lena und sprang bestürzt auf.
    »Freue mich schon auf Rindals Visage, wenn er kommt«, sagte Gunnarstranda.
    »Hat Aud Helen Vestgård sich schon dazu geäußert?«
    »Vestgård hat sich geweigert, den Artikel zu kommentieren. Dasselbe gilt für den Ethikrat und das Finanzministerium. Es gibt hier übrigens ein schönes Foto von dir, aufgenommen auf dem Rathauskai.«
    Lena sah aus dem Fenster. Das Tageslicht eroberte langsam den Dezembermorgen, doch sie fühlte sich plötzlich so müde wie nach einem langen Arbeitstag mit Überstunden.
    Ihr Fall war aus einer verstaubten Schreibtischschublade in eine Arena voller blitzender Kameras und lautem Gebrüll gezerrt worden. Aber das machte ihr eigentlich nichts aus.
    Steffen hatte gelogen.
    Er hatte von der dritten Person im Restaurant am Mittwochabend gewusst. Er hatte nicht nur von dem Mann gewusst, er hatte sogar Fotos von ihm und setzte sie in die Zeitung!
    »Bist du noch da?«
    »Ja«, sagte Lena. »Ich denke nur nach.«
    »Dann denk mal Folgendes«, sagte Gunnarstranda. »Die Fotos in der Zeitung beweisen, dass bei dem Essen von Adeler und Vestgård noch ein dritter Mann am Tisch saß. Jetzt haben wir Fotos von ihm. Es ist noch einmal bewiesen, dass Vestgård dich belogen hat. Aber ein Mensch weiß noch mehr als wir: der Fotograf, der die Bilder gemacht hat.«
    Als Gunnarstranda aufgelegt hatte, nahm er den Hörer sofort wieder ab, um Rindal anzurufen.
    »Gunnarstranda hier«, sagte er, als Rindal abnahm. »Ich stelle in der Regel dumme Fragen, Rindal, deshalb frage ich dich jetzt, ob du schon Dagens Næringsliv gelesen hast.« Er zwinkerte Emil Yttergjerde zu und hielt den Hörer weit weg vom Ohr, damit sein Trommelfell bei der zu erwartenden Lautstärke von Rindals Ausbruch keinen Schaden nahm.
    Als Rindal Luft holte, fragte er: »Die Frist, die du uns gesetzt hast, bevor der Fall Adeler zu den Akten sollte, gilt die immer noch?«
    Es schepperte, als Rindal den Hörer aufknallte.
    »Und?«, fragte Yttergjerde, »ist die Frist aufgehoben?«
    »Offensichtlich«, sagte Gunnarstranda.
2
    Lena fuhr in Richtung Zentrum und betrachtete den Verkehr durch einen plastikartigen Schleier vor ihren Augen. Warum hatte Steffen diesen Artikel geschrieben? Warum hatte er am Abend zuvor nichts gesagt? Das Einzige, woran sie sich erinnern konnte, war sein hilfloses Gesicht, als er in der Tür stand und mit dem Handy wedelte, während sie verzweifelt nach Luft rang. Warum hatte er einfach nur dagestanden?
    Je mehr ihr Gedankenstrom sich im Kreis drehte, desto breiter und paranoider wurde er.
    Sie quetschte sich in eine Parklücke vor einem Spar-Markt. Schaltete den Motor ab und saß in Gedanken versunken da.
    Sollte sie oder sollte sie nicht?
    Es gab keine andere Wahl. Sie musste.
    Die Hand, die das Telefon hielt, zitterte, als sie seine Nummer wählte.
    Ihr graute bei jedem Klingelton.
    »Hei, Lena.«
    »Du weißt sicher, warum ich anrufe?«
    »Ich habe so eine Ahnung.«
    Sie schwieg. Jetzt war er dran. Er war derjenige, der ihr das alles am Abend zuvor verschwiegen hatte.
    Die Stille zwischen

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