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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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viel Anerkennung, sowohl für ihre Technik als auch für den verrutschenden Ausschnitt ihres Oberteils, der einen Moment lang einen verlockenden Blick auf ihre Brust freigab. Sie trocknete sich ihre glänzende Haut ab, so abgelenkt war sie von Neds Leiche, dass sie die anzüglich grinsenden Soldaten gar nicht bemerkte.
    »Ende der Lehrstunde. Morgen behandeln wir die Pike mit dem besonderen Schwerpunkt Bohren und Aufspießen. Wenn wir Zeit haben, demonstriere ich die richtige Art und Weise, einen Kopf aufzuspießen.« Sie warf sich ein weniger enthüllendes Gewand um die Schultern und ihre Schüler zerstreuten sich.
    Frank, der Ned am Hals hielt, schüttelte den Leichnam. Seine steifen Gliedmaßen wackelten wie die einer billigen Marionette. »Er ist tot.«
    Regina legte die Hand unter Neds Kinn und starrte in sein einzelnes, glasiges Auge. »Wie?«
    Frank senkte die Stimme. »Weißt du das nicht?«
    »Was willst du damit unterstellen?«
    »Ich unterstelle gar nichts.« Er ließ Ned los, der als Haufen in sich zusammmenfiel. »Ich frage dich ganz offen. Hast du ihn umgebracht?«
    »Nein, das habe ich nicht«, antwortete sie. »Und du?«
    »Sei nicht albern. Ich kenne die Abmachung.«
    »Genau wie ich«, knurrte sie. »Keiner von uns wird den Kommandeur los, ohne es zuerst zu besprechen. Das ist die Abmachung, auf die ich geschworen habe, und eine Amazone bricht niemals ihr Wort.«
    Sie verbrachten eine Weile mit dem Austausch von verstohlenen, misstrauischen Blicken.
    »Es muss Gabel gewesen sein«, sagte Regina schließlich. »Traue niemals einem Ork, dass er sein Wort hält. Vor allem keinem Ork, der in Wirklichkeit ein Kobold ist.«
    Frank nickte. »Ich schätze, wir sollten uns mit ihm unterhalten. Das könnte Ärger bedeuten.«
    Bereitwillig stimmte sie zu. Die drei ranghöchsten Offiziere der Oger-Kompanie hatten eine etwas aktivere Rolle hinsichtlich ihrer Beförderungsmöglichkeiten eingenommen, doch alle ihre bisherigen Unfälle waren peinlich genau über jeden Verdacht erhaben gewesen. Ned allerdings war ohne klaren Grund tot, und das würde sicherlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die fatale Pechsträne der Oger-Kompanie konnte einer genaueren Prüfung eventuell nicht standhalten. Es sah Gabel nicht ähnlich, einen solchen Fehler zu machen, aber vielleicht war er einfach ungeduldig geworden, nahmen sie an.
    Auf dem Weg zu Gabel zog Frank Ned am Bein hinter sich her. Regina, die unmittelbar dahinter marschierte, ertappte sich dabei, wie sie ihren Kommandeur anstarrte. Irgendein unverständliches, fremdes Gefühl regte sich in ihr. Es war nicht Mitleid. Sie hatte kein Mitleid mit den Toten. Noch war es Schuld. Töten war ihr Beruf, und sie kannte wenig Skrupel, jemanden abzuschlachten, der ihr im Weg war. All die bisherigen Kommandeure waren Schwachköpfe gewesen. Sie hatte nichts an Ned bemerkt, was sie auf den Gedanken brachte, er könnte auf irgendeine Art anders sein.
    Aber als sein Kopf von den Pflastersteinen abprallte, stellte sie fest, dass noch immer ein unidentifizierbarer Reiz übrig geblieben war.
    »Musst du ihn so tragen?«, fragte sie.
    »Wie?«
    »So. Er hat die halbe Kopfhaut verloren.«
    Frank hielt an und sah Stücke von Haaren und Haut auf ihrem Weg liegen. »Ich höre ihn nicht protestieren.«
    Sie wusste nicht, warum es ihr etwas ausmachte, aber trotzdem war es so. »Lass mich ihn einfach tragen.« Sie nahm Ned auf die Arme. Er stank ein bisschen nach Verwesung, aber sie bemerkte es kaum. Sie sah in sein aufgedunsenes Gesicht und musste aus irgendeinem unbegreiflichen Grund lächeln.
    »Soll ich euch zwei allein lassen?«, fragte Frank.
    Ihr einziger Kommentar war ein barsches Grunzen. Sie warf sich Ned über die Schulter und setzte ihren Weg zu Gabeis Büro fort. Er war damit beschäftigt, Formulare auszufüllen, etwas, das er mit der Präzision eines Uhrwerks tat. Die Unmenschliche Legion stand in einem nie endenden Kampf gegen eine Flut von Papierkram, und in Verzug zu geraten bedeutete, die Katastrophe heraufzubeschwören. Gabel war über die Unterbrechung verärgert, aber noch mehr über den Grund dafür.
    »Wer von euch hat es getan?«, fragte er beim Anblick Neds, der in der Ecke lehnte. »Welcher von euch Idioten konnte den richtigen Moment nicht abwarten?«
    »Schau nicht mich an«, sagte Frank.
    »Ich war’s nicht«, antwortete Regina. »Wir haben angenommen, dass du es warst.«
    »Ich hatte nichts damit zu tun«, widersprach Gabel.
    »Wenn doch, hättest du es uns sagen

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