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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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hier teilweise sogar feste Arbeitsverträge, zum Beispiel bei der Bergwerksgesellschaft.»
    «Ich weiß nicht. Ich glaube, für einen Chinesen ist die Arbeit für uns eher ein zweifelhaftes Vergnügen. Aber es ist wohl alles besser, als zu verhungern.»
    «Ach, was soll’s, sie müssen das Beste aus den Verhältnissen machen. Wie wir auch. Hast du schon gehört, dass nächsten Montag in Fang tse der erste Spatenstich für den Annie-Schacht der Schantung-Bergbaugesellschaft erfolgen soll? Wahrscheinlich müssen wir da wieder spielen.»
    «Ja, und wenn am 1. Juli die Badesaison beginnt. Und am 13. wenn Major Brock das Kommando des I. Bataillons des I. Ostasiatischen Infanterie-Regiments übernimmt. Für den 17. Juli ist der Armeetransport-Dampfer Rhein in Tsingtau angekündigt. Am 20. Juli heißt es dann für den Dampfer Dagmar Leinen los. Ich frage mich nur, woher sie immer diese Schiffsnamen nehmen.»
    Rathfelder lachte. «Wahrscheinlich von irgendeiner Ehefrau irgendeines Werftingenieurs. Was weiß ich. Aber ab dem 20. Juli wirst du ohne mich spielen müssen. Dann packe ich entweder oder ich befinde mich bereits an Bord des Dampfers Rhein auf dem Weg in die Heimat.»
    «Du darfst nach Deutschland?»
    «Ja. Meine Dienstzeit ist abgelaufen.»
    «Und was machst du dann?»
    «Ich werde mich in Stuttgart als Uhrmachermeister selbständig machen. Ich kenne dort ein nettes Mädel. Ihr Vater hat eine gutgehende Uhrmacherwerkstatt. Ich hoffe, sie wartet dort auf mich. Besuch mich doch, wenn du in der Nähe bist. Außerdem sollten wir meinen Abschied gemeinsam feiern. Ich kenne da einige sehr entgegenkommende Damen auf einem Blumenboot im Kleinen Hafen. Es sind keine gewöhnlichen Huren, sehr sauber. Sie nehmen normalerweise nicht jeden, schon gar keine einfachen Soldaten. Doch der Gefreite Eugen Rathfelder hat sie mit seiner Manneskraft überzeugt. Wenn ich dich einführe, Kamerad, dann hast du kein Problem.»
    Zu seinem eigenen Erstaunen sagte Konrad Gabriel zu. Für einen kurzen Moment dachte er an Else, die auf seine Erklärung hoffte, wenn er heimkam. Doch auch sie war nicht die Frau, die er in seinen Armen halten wollte. Diese Frau war ihm ferner denn je. Und wenn er Mulan nicht haben konnte, dann war es egal, wen er umarmte. Er sehnte sich so sehr nach ein wenig Zärtlichkeit. Nach ein wenig Vergessen.
     
    Einige Wochen später fand er sich auf einem Sampan wieder, der ihn auf eine luxuriöse Dschunke brachte und von zwei martialisch aussehenden Chinesen mit Ringerstatur gesteuert wurde. Auf diese Weise kamen nur ausgewählte Gäste an Bord. Schon am reich geschnitzten Aufbau des Schiffes war leicht zu erkennen, dass hier nur wohlhabende Herrschaften bewirtet wurden. Wenn die Kabinen der Freudenmädchen ebenso ausgestattet waren, dann erwartete ihn eine angenehme Nacht. Außerdem bestand weder Mangel an Opium noch an den notwendigen Utensilien, mit denen die Mädchen ihren Besuchern angenehme Stunden verschafften. Manche von diesen Gegenständen zur Steigerung der Liebesfreuden hatte Konrad noch nie gesehen, und er wusste auch nicht, wozu sie gut sein sollten. Er hoffte nur, dass er sich ein Mädchen leisten konnte.
    Er musste sich keine Sorgen machen. Das Mädchen, das sich ihm als Lotosblüte vorstellte, machte dem Gefreiten mit den traurigen meerblauen Augen und dem blonden Schopf einen Sonderpreis. Seine Melancholie rührte ihr Herz. Es gefiel ihr, dass er Chinesisch sprach und sie wie eine Dame behandelte.
    Als Konrad zusammen mit Rathfelder wieder von dem kleinen Sampan an Land gebracht wurde, war er sternhagelvoll. Er hatte mit Rathfelder Brüderschaft getrunken. Sie hatten sich unter dem Gekicher der Mädchen feierlich geschworen, einander baldmöglichst zu besuchen.
     
    Der Trompeter Gabriel brachte den Tubaspieler Rathfelder noch zum Schiff. Er fühlte sich sehr einsam, nachdem der Marinetransportdampfer abgelegt hatte. Er schaute dem Schiff nach, bis sich auch die letzten Fetzen der Rauchfahne im blauen Himmel verloren hatten.

Kapitel 17
    «SAG MIR, WO SIE IST! Bitte, Tang. Ich weiß, dass du sie versteckt hältst. Wang hat es mir schließlich doch noch erzählt.»
    Tang schaute aufs Meer hinaus. «Sie will dich nicht sehen, Kangle.»
    «Aber ich… Sie…»
    Der junge Chinese legte Konrad die Hand auf den Arm. «Mein Freund, was immer zwischen euch war oder sein mag, behalte es für dich. Es ist nicht mehr von Belang. Mulan will dich nicht sehen. Und so wie ich sie kenne, wird sie ihren Entschluss nicht

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