Die Korallentaucherin
Wein.
»Blair, versuche nicht, es abzustreiten. Tu mir wenigstens diesen Gefallen.«
Blair füllte sein Glas auf. Jennifers Weißwein war noch nicht gebracht worden. »Es hatte nichts zu bedeuten.«
»Du hast mit ihr geschlafen«, zischte sie.
»Was soll ich denn sagen?«
»Es tut mir leid, das wäre schon mal ein Anfang.«
Blair sagte nichts darauf, und Jennifer fühlte sich trotz ihres Zorns verletzlich, wollte es jedoch nicht zeigen. »Liegt es an mir? Warum hast du dich mit … ihr eingelassen?«
Er drehte sein Glas in den Händen, wich ihrem Blick aus und antwortete nicht.
»Sag mir einfach, was ich falsch gemacht habe, Blair. Damit es nicht noch einmal passiert.«
»Sprich doch bitte leise. Es wird nicht noch einmal passieren.«
»Woher soll ich das wissen? Liegt es daran, dass ich schwanger bin? Hässlich? Weil du dieses Kind nicht willst?«
»Himmel, Jennifer, reiß dich doch zusammen. Nein. Ich weiß nicht, wieso es passiert ist, verdammt. Vielleicht war ich einsam.«
»Einsam! Du hast doch immer Menschen um dich herum. Ich bin diejenige, die einsam ist.«
»Wie kannst du das sagen, wenn du immerzu mit diesen anderen Leuten zusammen bist? Akademische Gespräche führst? Du behandelst mich wie einen Dummkopf, weil ich nicht auf der Uni war.«
Jennifer war sprachlos. Der Kellner, der auf eine günstige Gesprächspause gewartet hatte, brachte ihnen den Weißwein und entfernte sich schnell wieder.
»Das hast du mir nie gesagt. Blair, so denke ich überhaupt nicht. Du bist doch der Kluge, Geschäftstüchtige, der das Geld verdient.«
»Erzähl mir nicht, du wärst nicht ehrgeizig. Ich habe immer das Gefühl, dass du meine Karrierepläne nur so lange hinnimmst, bis du etwas Besseres gefunden hast.« Er wirkte so zerknirscht, so gekränkt, dass Jennifer bestürzt war.
»Mag sein, dass ich Träume hatte, aber ich war nie sicher, wie ich sie erfüllen sollte. Ich fühlte mich eingeengt von dem, was meine Mutter erwartete, was ich werden sollte …«
»Deine Mutter hat eine ganze Menge zu verantworten.«
»Für diese Sache können wir ihr nicht die Schuld zuschieben! Vermutlich wollte ich, wie man so sagt, einfach alles zugleich. Einen Mann, für jeden von uns eine tolle Karriere, eines Tages eine Familie. Warum soll das unmöglich sein?«
»Ich dachte, wir hätten das alles. Ich wollte eine Frau, die mir zur Seite steht und die auch ihre eigenen Interessen hat, und, na ja, wenn sich ein Kind anmeldete, würden wir das schon schaffen. Was ist daran so schlimm?«
Sie sahen einander an und spürten voller Unbehagen die Ansichten und Gefühle des jeweils anderen und die Ahnung, dass sie vielleicht das Gleiche gewollt hatten, aber aus verschiedenen Richtungen darauf hinarbeiteten, und dass sie nie über ihre jeweiligen Ziele und Träume gesprochen hatten.
»Und wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Jennifer.
»Ich habe meine Arbeit, einen Vertrag, der mich hier bindet. Du bist meine Frau. Ich dachte, du wärst bereit, mich bei meiner Arbeit zu unterstützen.«
»Das klingt, als hätte ich das nie getan«, fuhr sie ihn an, gekränkt durch die Ungerechtigkeit dieser Andeutung.
»Komm schon, Jennifer. Du hast dich immer nur darüber beschwert, hier sein zu müssen. Du hast kaum jemals Kontakt mit den Gästen gepflegt, hast dich nicht mit den Mitarbeitern bekannt gemacht, nichts getan, um mir zu helfen. Stattdessen treibst du dich mit diesen Uni-Typen herum, die mit der Ferienanlage nichts zu tun haben.«
»Du bist so unfair. Ich habe alles getan, was du wolltest«, zischte sie, bemüht, nicht zu laut zu werden. »Ich bin diejenige, die ihre Karriere aufgegeben hat, vergiss das nicht.«
»Damals warst du doch ganz zufrieden damit. Was soll denn der Scheiß, dass du das Buch für diesen Professor schreibst? Was hast du denn gemacht? Schwanger geworden bist du, sonst nichts, und das ist für mich in meiner Situation nicht gerade hilfreich.«
»Nun, entschuldige mal. Warst du daran denn gar nicht beteiligt? Es war nicht geplant, es war eine Panne, aber du kannst doch nicht mir die Schuld daran geben. Und wo liegt das Problem? Rosie ist gern bereit, uns auch nach der Geburt des Babys bleiben zu lassen, bis dein Vertrag ausläuft.«
»Ja, und dann?«
Sein bitterer, vorwurfsvoller Tonfall weckte Jennifers Zorn. »Blair, du bist schließlich fremdgegangen.«
»Dann lassen wir das eben hinter uns. Lernen daraus.« Seine Stimme klang forsch.
»Das kannst du leicht sagen.«
»Jennifer, fang nicht
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