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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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könnte ein Meisterwerk schreiben!«
    »Apropos schreiben, können wir uns bald einmal zusammensetzen und prüfen, wie weit wir sind? Ich muss für eine Weile weg, und wenn mein Verleger auch ganz zufrieden ist, glaubt er doch, ich könnte noch ein paar andere Features liefern.«
    »Du gehst wieder nach Übersee?«
    Tonys Lächeln erlosch. »Nein. Wenn ich auch nicht mehr in Kriegsgebieten arbeiten will, habe ich doch keine Lust, in der Stadt hinter einem Schreibtisch zu sitzen und über Wichser zu schreiben, entschuldige den Ausdruck. Ich will ihn dazu überreden, mich meine eigenen Nachforschungen anstellen zu lassen.«
    »Möchtest du unser Gespräch auf heute Abend festlegen? Wann reist du ab?« Es würde sonderbar für sie sein, ihn nicht mehr im Erdgeschoss zu wissen. Zwar hatten sie zusammen gewohnt und gemeinsam an einem Buch gearbeitet, aber sie hatten wenig Zeit zu zweit verbracht. Meistens waren sie Teil der Gruppe.
    »In ein paar Tagen. Ich möchte über Isobels und Gideons Tauchgang berichten. Und ich habe Lloyd versprochen, mit ihm segeln und angeln zu gehen, wenn er aus Südamerika zurück ist.«
    »Er stellt sich also tatsächlich Carmels Eltern vor? Sicherlich wollen sie ihn auf Herz und Nieren prüfen«, vermutete Jennifer. »Sie werden ihn bestimmt mögen.«
    »Er will richtig schön altmodisch um ihre Hand anhalten«, sagte Tony. »Schön, nicht wahr? Er ist nervös, weil ihre Familie dem alten Geldadel angehört.«
    »Unser Lloyd macht das schon. Wie auch immer, wenn sie der Meinung sind, er wäre nicht der Richtige, traue ich es Carmel durchaus zu, dass sie mit ihm durchbrennt.«
    »Ah, das Ungestüm der Jungverliebten.« Bevor Jennifer etwas darauf erwidern konnte, ging er ins Haus. »Komm zum Abendessen zu mir. Gib mir eine halbe Stunde oder so Zeit, um etwas zusammen zu brutzeln.«
    »Ich kann dir beim Dosenöffnen helfen. Prima Idee.« Sie lief die Treppe hinauf, froh, an diesem Abend nicht allein zu sein. Sie hatte noch nicht endgültig verarbeitet, dass sie Blair den Laufpass gegeben hatte. Während es ihr richtig erschien, die zerrüttete Ehe zu beenden, solange Isobel noch anwesend war, würde sie es vielleicht, wenn sie allein im Bett lag und spürte, wie das Kind sich in ihrem Leib bewegte, doch bereuen, dass sie ihre Meinung gesagt hatte. Sie hätte gern mit Rosie gesprochen, wollte aber Blairs Stellung nicht gefährden. Sie wusste, dass sie Rosie irgendwann alles erklären musste, sonst würde Rosie selbst dahinterkommen.
     
    Tony hatte hinter dem Haus einen Grill aufgebaut und stand jetzt vor einem dampfenden roten Kaiserfisch, den er mit einem Satayspieß auf seine Konsistenz prüfte.
    »Hol dir drinnen was zu trinken. Ich habe auch Nüsse, aber ich würde dir raten, nicht so viel zu naschen. Doyley hat den Fisch gespendet; er war mit Gästen angeln und hat heute Abend Dienst.«
    »Es duftet köstlich. Was kann ich tun? Auf den Drink verzichte ich lieber. Ich habe schon einen intus – und, mein lieber Mann, den brauchte ich.«
    »Du kannst den Salat zubereiten. Die Zutaten liegen auf der Arbeitsplatte.«
    Tony hatte die Musik leiser gedreht und eine andere, sanftere David-Bridie- CD eingelegt. Jennifer bereitete den Salat, fand Olivenöl, mischte eine Vinaigrette und suchte nach Papierservietten. In dem winzigen Wohn-/Essbereich stand eine Kommode, und darin schaute sie nach. Sie fand keine Servietten, aber auf einem Regal bewahrte Tony Weinflaschen, mehrere Bücher, CD s und Notizbücher auf, und zu ihrer Überraschung standen dort mehrere Fotos, auch von ihr selbst – eines bei Sonnenuntergang am Strand und ein anderes, auf dem sie auf der Küstenmauer saß und irgendwelche Aufzeichnungen las. Sie betrachtete sie neugierig und warf dann einen Blick auf die anderen Fotos. Als sie einen ganzen Stapel entdeckte, blätterte sie ihn durch und staunte über Tonys Kompositionstalent, die Art, wie er einen Augenblick, eine Persönlichkeit, eine Situation einfangen konnte. Sie fragte sich, warum er schrieb, wenn er doch solch ein großartiger Fotograf war.
    Sie ging, um ihm diese Frage zu stellen, und sah zu ihrer Verwunderung Patch bei ihm stehen. Die beiden schauten einen Stoß Papiere durch. Sie wirkten wie Verschwörer, und das beunruhigte sie. Sie ging zurück ins Haus. Die beiden hatten sie nicht bemerkt.
    Wenig später kam Tony herein, legte die Papiere neben seinen Laptop und verkündete aufgeräumt: »Der Fisch ist fertig. Ich stelle den Picknicktisch draußen auf, okay?«

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