Die Korallentaucherin
sollten.
»Du brauchst nicht viel an Kleidung. Dort geht es ganz entspannt zu. Nur etwas Hübsches zum Anziehen, wenn wir mal mit den Gästen etwas trinken. Falls du Fragen hast, ruf Rosie an, sie kann dir sagen, was du nicht brauchst.«
»Wer ist Rosie?«
»Die Geschäftsführerin auf der Insel. Die Chefs sitzen in Sydney, du kennst sie ja.«
»Dann ist sie also deine Chefin. Auf der Insel.« Warum freute es sie, dass Blair einer Frau als Chefin Rechenschaft schuldig sein würde?
»Ich bekomme meine Anweisungen aus der Chefetage. Sie ist schon seit Jahren auf der Insel. Wahrscheinlich nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber sie kennt sich in der Umgebung gut aus, vermute ich. Sie wird nicht in der Hotelkette weiter versetzt wie ich.«
»Hoffentlich.«
»Hör zu, Jenny, das hier ist eine Art Prüfung. Die großen Chefs haben mich im Visier. In dem Urlaubshotel werde ich in ziemlich allen Bereichen eingesetzt, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie diese Edelhotels funktionieren. Das ist etwas anderes als die großen internationalen Hotels, in denen man kaum jemals drei Viertel der Belegschaft kennenlernt. Entsprechend lang werden meine Arbeitszeiten sein.«
»Und ich werde in der Sonne liegen und braun werden«, sagte sie schnippisch, doch er ignorierte den Kommentar.
Während des Packens wurde Jennifer bewusst, wie wenig sie ihr Eigen nannte. Abgesehen von ihren Kleidern, Büchern, ein paar Bildern, ihrem Laptop, CD -Player, Arbeitsmaterial und dem Entsafter, den sie gekauft hatte, war das Haus mit allem, was es enthielt, von den Möbeln bis zu Platzdeckchen und Bettlaken, von Blair eingerichtet worden. Alles war fix und fertig, als sie als Ehefrau einzog. Sie hatte Topfpflanzen und Kübel mit Kräutern auf der winzigen Terrasse aufgestellt, und diese übergab sie nun Vi und Christina, für den Fall, dass die Mieter den Garten nicht gossen.
Don hatte Jennifer eines seiner Erdbeerköpfchen in einem kleinen Käfig zum Abschied schenken wollen, doch Vi hatte es ihm ausgeredet.
»Ich glaube nicht, dass man Tiere auf der Insel einführen darf, denn sie ist zum größten Teil Nationalpark«, sagte Jennifer. »Außerdem wimmelt es dort von Vögeln. Trotzdem danke für die nette Idee.«
»Du schickst uns E-Mails und schilderst uns alles ganz genau?«, fragte Vi.
»Natürlich. Und ihr beide müsst mich besuchen kommen.«
»Tja, bis wir kommen können, wird noch einige Zeit vergehen, aber zunächst mal haben wir ein Geschenk für dich«, sagte Don und überreichte ihr ein kleines Satellitenradio.
Jennifer war gerührt. »Don! Vi! Nicht doch! Das ist so lieb von euch!«
»Wir wissen ja, dass Blair eine Digitalkamera besitzt. Du kannst uns per E-Mail Fotos schicken«, sagte Vi. »Ich nehme Computerunterricht. Und deine Mum wird es auch glücklich machen. Don meint, der Radioempfang auf der Insel könnte wacklig sein, und er weiß ja, dass du gern Nachrichten hörst.«
Es hatte Jennifer überrascht, dass der Abschied von ihrer Mutter nicht in den erwarteten emotionalen Kampf ausartete.
»Ich gehe ja nicht weit fort, Mum. Nicht nach Übersee oder so. In ein paar Monaten kommst du uns besuchen.«
»Du bist mein Mädchen, vergiss das nicht Jen-Jen.«
Der Kosename, mit dem ihr Bruder Teddy sie gerufen hatte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie konnte nichts sagen.
»Los jetzt. Und fahre bitte vorsichtig. Ruf mich an, wenn du angekommen bist. Diese lange Autofahrt gefällt mir gar nicht.« Christina bemühte sich tapfer um ein Lächeln.
»Wird schon werden. Das alles wird ein großes Abenteuer. Ich rufe dich von unterwegs an, wenn ich eine Pause einlege. Hab dich lieb, Mum.«
Christina nickte nur. Entweder war ihre Kehle zugeschnürt, oder sie war einfach nicht in der Lage, die Worte auszusprechen, die Jennifer so viel bedeuteten.
Das Terminal in Headland Bay, wo der Katamaran, der Reef Cat, vor Anker lag, war sogar zu dieser frühen Morgenstunde dicht bevölkert und chaotisch. Jennifer stand inmitten der wogenden Scharen von Urlaubern und Touristen und einer Klasse aufgeregter Schulkinder. Die Belegschaft, in blütenweiße Shorts und T-Shirts mit einem roten Segel auf einer Schulter, blieb ruhig und freundlich. Eine Frau nahm Jennifer zur Seite, als sie die auf dem Gepäckwagen neben ihr gestapelten Kisten und Koffer sah.
»Hallo, wollen Sie auf die Insel? Eine neue Mitarbeiterin?«
»Hm, in gewisser Weise. Mein Mann ist der neue stellvertretende Direktor.«
»Ah, Mr.Towse. Habe ihn vor über
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