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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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einer Woche eingecheckt. Und Ihnen hat er das Packen und Schleppen überlassen, wie?« Sie lächelte. »Ich bin Vera. Hören Sie, wegen dieser Kinder – Schulausflug – ist der Katamaran ein bisschen überfüllt. Wie wär’s, wenn Sie Ihr gesamtes Gepäck außer der Handtasche mit dem Katamaran schicken und ich Sie in den Hubschrauber stecke? Da ist noch ein Platz frei.«
    »Oh, und wie viel kostet das?«
    »Keine Sorge. Sie gehören zur Belegschaft, betrachten Sie es als Willkommensgruß auf Branch. Wenn Sie möchten, können Sie auch Ihren Wagen hier unterstellen. Der Hubschrauber fliegt so oder so rüber, und es dauert nur fünfundvierzig Minuten. Der Cat braucht über zwei Stunden.«
    »Ich hatte Angst, seekrank zu werden. Der Hubschrauber wäre phantastisch.« Jennifer war noch nie in einem geflogen, hätte aber wirklich alles getan, um sich die Seereise zu ersparen.
    Der andere Passagier, der mit dem Piloten auf sie wartete, war ein großer Mann mit einem kurzen Bart und ergrauendem, im Nacken zum Pferdeschwanz gebundenem Haar und Nickelbrille. Er trug ein verwaschenes Hawaiihemd und blaue Shorts. Sein Gepäck, eine Computertasche und ein Aktenkoffer, bildeten einen deutlichen Kontrast zu seinem Aussehen.
    Der Pilot gab Jennifer die Hand. »Bob Ford. Sie sind Jennifer Towse. Schön, Sie und Ihren Mann an Bord zu bekommen. Blair hat sich schon prima auf der Insel eingelebt.« Er lächelte. »Das ist Professor Macdonald Masters.«
    Jennifer und der Professor nickten einander zu, und der Pilot verstaute ihre Laptops hinter den Sitzen.
    »Ich hoffe, es gefällt mir auf Branch Island genauso gut wie meinem Mann«, sagte Jennifer zu Bob. »Ich bin zum ersten Mal hier.« Sie war plötzlich nervös. Der Hubschrauber war so klein.
    »Hey, es gibt jede Menge zu tun … schnorcheln, angeln, das Riff erforschen, segeln, Vögel beobachten. Bald ist auch wieder Schildkrötenzeit, nicht wahr, Prof?«
    »In einem Monat.« Der ältere Mann nahm den hinteren Sitz ein. »Wenn es Ihr erster Besuch auf dem Riff ist, müssen Sie vorn sitzen.«
    Bob absolvierte die Sicherheitsmaßnahmen und zeigte Jennifer, wie das Headset mit dem Mikrophon gehandhabt wurde. Er bot an, ihr alles, was sie sah, zu erklären.
    Sie nickte und schluckte krampfhaft, als der Rotor surrte und sie dann so sanft vom Boden abhoben, dass sie es kaum merkte, bis sie plötzlich seitwärts kippten, als Bob den Hubschrauber über den Hafen und die Bucht aufs offene Meer hinaussteuerte. Jennifer schloss die Augen und konnte nur hoffen, dass ihr nicht übel wurde.
    Allmählich legte sich das unbehagliche Gefühl in Magen und Kehle, und sie begann, sich zu entspannen. In der Plastikkapsel des Cockpits fühlte sie sich wie im Auge einer Hummel. Blauer Himmel traf auf blaues Meer, dessen glatter Wasserspiegel gelegentlich durch weiße Gischt aufgewühlt wurde, wenn ein Boot ihn durchpflügte oder ein Vogel herabstieß. Das Wasser wechselte allmählich die Farbe, wurde türkisblau, als würde es von unten angestrahlt.
    »Wie in den Touristenprospekten, was?« Bobs Stimme knisterte in ihrem Kopfhörer. »Bald können Sie das Riff sehen. Na ja, zumindest teilweise.«
    Sie lächelte ihn an. »Wie lang erstreckt es sich? Besteht es aus lauter Inseln oder hängt es zusammen?«
    »Es ist fast so groß wie Texas! Größer als Großbritannien! Es besteht aus fast dreitausend einzelnen Riffen, die sich vor der Küste von Queensland vom Golf von Papua bis knapp hinter den Wendekreis des Steinbocks erstrecken. Wirklich eines der großen Wunder dieser Welt. Und eines der wenigen größeren Riffsysteme, die noch nicht völlig zerstört sind. Sie müssen tauchen, um seine Schönheit wirklich begreifen zu können.«
    »Ich doch nicht. Ich tauche nicht. Ich schnorchle nicht einmal.«
    Der Pilot sah sie forschend an. »Na ja, bei Ebbe können Sie immerhin den Rand des Riffs erforschen. Sehen Sie sich das an.«
    Es war atemberaubend. Unter dem türkisfarbenen Wasser konnte sie schattenhaft Stücke und Streifen des Riffs und, oberhalb des Wassers, kleine Koralleninselchen erkennen, einige von ihnen mit goldenen Stellen oder weißen Schaumkronen gesäumt. Es sah aus wie ein gigantisches Wesen, das träge knapp unter dem Meeresspiegel ruhte und seinen schuppigen, hornigen Rücken teilweise der Sonne darbot.
    »Branch gehört zu den drei Koralleninseln auf dem tatsächlichen Rücken des Hauptriffs. Die anderen Urlaubsinseln sind Riffausläufer, was bedeutet, dass sie nur per Boot oder

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