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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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Umhang nur noch erahnen. Auch sie guckte ihn grimmig an, aber
ihr Blick hatte im Gegensatz zu den Blicken der anderen eine gewisse Klarheit.
    Zunächst wollte Aron nicht
eintreten. Er stand einfach nur da und starrte auf die gespenstische Szenerie.
>> Ja, was jetzt? Raus oder rein? <<, keifte die Wirtin hinter dem
Tresen hervor. Er gab sich einen Ruck und trat in den Gastraum. Mit einem
unbehaglichen Gefühl schloss er die Türe hinter sich. Langsam bewegte er sich
durch den Raum, und die Augen der Anwesenden blieben starr auf ihn geheftet.
Manche murmelten leise vor sich hin, andere saßen zu zweit oder zu dritt
zusammen, sprachen aber nicht miteinander.
    Aron kam der Gedanke, dass dies
all jene Unglücklichen sein mussten, die ihre Seele an die Gryla verloren
hatten. Es waren Kaufleute, die sich nicht an Abmachungen gehalten hatten, oder
ehemalige Trunkenbolde, die übermütig in den Wald hineingelaufen waren. Aber
sicherlich nur von außerhalb. Einem Urmitzer kam so eine dumme Leichtsinnigkeit
nicht unter. Sie alle schienen hier seit endloser Zeit zu sitzen. Willenlose
Schergen Grylas.
    Als er am Tresen angelangt war,
musterte die Wirtin ihn neugierig.
    >> Ich brauche ein Zimmer
für die Nacht, in dem ich sicher bin. <<
    Er schielte auf die Gestalten an
den Tischen. Die Wirtin verstand, was er meinte, doch noch ehe sie etwas sagen
konnte, fiel ihr Blick auf Arons Stein. Im selben Moment fiel Arons Blick
ebenfalls auf einen Anhänger um den Hals der Wirtin. Es war ebenfalls ein
schwarzer Stein.
     >> Ich habe ein Abkommen
mit der Hex und mit Zagel <<, begann sie unaufgefordert.
    >>Ist nicht immer einfach.
Meine Gäste sind manchmal Todgeweihte, wie Du. <<
    Sie lachte gehässig, und Aron
spürte, wie es ihr Freude machte, ihm Angst einzujagen.
    >>Ganz selten mal sind es
Kaufleute, die die Umstände zwingen im Wald zu übernachten, meist aber diese
Gesellen dort. <<
    Sie deutete mit dem Kinn zu den
Tischen hinüber. Die Männer widmeten sich wieder ihren Getränken. Geredet wurde
jedoch nicht. Alle saßen nur starr an den Tischen, wie ausgestopfte Puppen, die
auf etwas zu warten schienen.
    >>Ich kann raus und rein
gehen wie ich möchte<<, sagte die Wirtin, während sie einen Krug mit
einem dreckigen Lappen ausputzte. Der Stolz in ihrer Stimme war nicht zu
überhören.
    >> Aus dem Wald! <<,
fügte sie noch hinzu, als Aron nicht reagierte. Er erwiderte darauf nichts. Er
konnte sich schon denken, dass auch sie ihre Seele dafür verpfändet hatte, und
sie vielleicht früher oder später genauso, wie einer dieser armen Teufel enden
würde.
    >>Gibt es die Möglichkeit,
die Nacht hier sicher zu verbringen? << fragte er noch einmal. Sie lachte
bitter.
    >>Bisher hat noch jeder überlebt,
der in einer meinen Betten geschlafen hat. Dieses Haus steht unter besonderem
Schutz. Es ist die letzte Bastion, die Zagel im Raunewald noch hat. Hier im
Gastraum bist du allerdings nicht sicher. Sobald die Gryla merkt, dass du hier
bist, werden dich ihre Leibeigenen dort drüben zerfleischen. Wieder deutete sie
mit dem Kopf zu den Umhersitzenden. Anscheinend scheint die Gryla deine Flucht
noch nicht bemerkt zu haben. Du kommst doch aus Urmitz, oder? <<
    Aron wagte nicht zu nicken. Wieder
lachte sie ein hässliches, rollendes Lachen, das ihre verfaulten Zähne
entblößte.
    >>Keine Angst, ich verpfeife
doch nicht meine eigene Kundschaft. Es sei denn, du hast zu wenig Münzen dabei.
Dann scher dich zum Teufel. Von mir kannst du kein Mitleid erwarten. <<
    Aron griff in die Tasche und zog
seinen Beutel hervor. Der Verdienst eines ganzen Jahres befand sich darin, und
er hoffte inständig, dass sie ihm nicht alles wegnehmen würde. Tatsächlich
entriss sie ihm gierig den Beutel und bediente sich großzügig mit ihren dreckigen
Fingern. Als sie Aron den Beutel zurück auf die Theke warf, befand sich nur
noch ein Drittel von dem darin, was vorher darin gewesen war. Sie zählte es
eifrig und ließ es dann in einer Schublade unter der Theke verschwinden.
    Dann drehte sie sich um und nahm
einen großen Schlüsselbund von einem Brett. Sie wankte hinter der Theke hervor
auf eine Steintreppe zu, die in den oberen Stock führte. Sie schien diesen Weg
nicht oft zu laufen, denn sie ächzte bei jedem Schritt. Aron folgte ihr voll
Unbehagen unter das Dach. Dort befand sich ein Gang, von dem vier Türen
abgingen. Über zweien hingen schwarze Amulette, was vermuten ließ, dass in
diesen Zimmern die Gryla keinen Zugriff hatte.
    >> Wenn sie könnte, würde
die

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