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Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nebenraum.«
    »Können wir den auch sehen?«
    Etwas verschmitzt lächelnd schaute uns der Arzt an. »Meinen Sie denn, daß Sie die Schwester dort finden?«
    »Wir wissen es nicht, Doktor. Aber wo würden Sie sich denn verstecken, wenn Sie dazu gezwungen wären? Hier im Krankenhaus, meine ich.«
    »Ich würde erst gar nicht in dieser Rattenfalle bleiben«, erklärte er.
    »Das wird Schwester Elfie möglicherweise anders sehen«, gab ich zu bedenken.
    »Hat sie denn noch was vor?«
    »Wenn wir das wüßten, ging es uns besser, Doktor.«
    »Na ja, dann kommen Sie mal mit. Wir können von hier aus direkt in den Leichenraum gehen. Im Moment liegen dort nur zwei Tote. Wir haben auch andere Zeiten erlebt. Aber die Medizin wird ja immer besser.« Er brummelte noch etwas und hebelte eine Stahltür auf. Dann zog er sie zu sich heran und machte zunächst Licht.
    Es war nicht so knallhell wie das im Obduktionsraum. Weicher, so daß auch mehr Schatten hatten entstehen können.
    Die leblose Gestalt lag noch auf der Bahre. Alles in ihrer Umgebung und auch sie selbst war kalt, erstarrt. Hier gab es eben kein normales Leben mehr.
    Ich sah die berühmten Schubfächer, die allerdings offenstanden. In einer Ecke lag ein Berg aus hellen Laken, der so gewachsen war, daß es aussah, als hätte sich jemand unter ihm versteckt. Ein Zombie, der nur darauf wartete, wieder aufstehen und sich zeigen zu können.
    »Der stumme Herr dort wäre heute noch an der Reihe gewesen«, erklärte uns Dr. Wise, »aber – grrr-ruuuhhhh – tsch…«
    Seine Worte waren in Geräusche übergegangen, die uns alarmierten.
    Wir fuhren herum, wir sahen ihn, aber wir sahen auch das Wesen hinter ihm, das seine Pranke um die Kehle des Arztes geschlungen hatte und in der anderen den Griff eines Messers hielt.
    Ein Gespenst aus dem Leichenkeller. Zugleich ein Mörder, vielleicht sogar der Mörder, der plötzlich die Klinge quer durch das Gesicht des Doktors zog…
    ***
    Wenn ich gestorben wäre, hätte ich ebenso still auf dem Fleck gelegen, dachte Sir James, der sich wirklich nicht rührte und nur mit weit geöffneten Augen auf die Gestalt schaute, die ihm da entgegenkam. Er sah sie genau, aber er konnte ihre Existenz nicht fassen. Sie war einfach zu anders, zu wenig menschlich, auch nicht stofflich, und für ihr Erscheinen gab es keinen logischen Grund. Aber sie war da.
    Und Schwester Elfie war auch noch da. Unbewaffnet jetzt, denn das Messer besaß die Erscheinung.
    Sir James hatte das erste Entsetzen schnell verdaut, und in seinem Kopf begann es wieder zu arbeiten.
    Er hatte es hier mit einer und trotzdem mit zwei Personen zu tun. Die menschliche Person kannte er, aber wer war die feinstoffliche? War sie der Astralleib der menschlichen? Konnte er sich lösen, wann immer es wollte? War er der Mörder?
    Die Überlegungen des Mannes wurden gestoppt, als die Gestalt noch näher an sein Bett herankam. Sie erreichte das Fußende. Sir James, der sie bisher nur gesehen hatte, bekam sie plötzlich zu spüren, denn über das Bett hinweg wehte vom Fußende her ein eisiger Hauch, der sogar seine Brust, danach das Kinn und dann das Gesicht erreichte, als wollte er dort die Wärme aus der Haut ziehen, um sie später zu vereisen.
    Und er schwebte weiter.
    Er beugte sich nach vorn. Er hatte die Umrisse eines menschlichen Körpers, aber kein Gesicht mit Augen, einer Nase und einem Mund. Der Kopf war nur in seiner Form als Kopf zu erkennen, vergleichbar vielleicht mit einem wattigen Oval.
    Die Erscheinung schwebte über das Bett hinweg. Schwester Elfie hielt sich im Hintergrund. Sie schaute nur zu, und sie gab auch keinen Kommentar ab. Sie überließ alles ihrem Astralkörper, auch das Messer.
    Der Geist hatte seinen Arm vorgestreckt. Die Klinge näherte sich zuerst dem Gesicht des Mannes, der sich noch immer nicht bewegte und auch keinen Alarm gab.
    Wie eingefroren lag Sir James in seinem Bett. Er konnte nicht an der Klinge vorbeischauen, sie war für ihn wichtig. Sie würde für ihn sogar entscheidend werden.
    Er mußte einfach davon ausgehen, daß hier jemand erschienen war, um ihn zu töten. Den Grund kannte er nicht, aber Sir James war ein Mensch, und wie jeder Mensch verspürte er auch Angst vor dem Tod, besonders dann, wenn er sich auf diese Art und Weise anmeldete. Er zitterte noch immer nicht. Aber der Herzschlag hallte als Echo in seinem Kopf wider.
    Das Blut hatte sich erhitzt. Er wußte, daß er unter einem plötzlichen Angstfieber litt, das ihn sogar töten konnte, wenn

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