Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
es zu stark wurde.
    Die Klinge wanderte weiter. Nicht mehr so schnell. Die feinstoffliche Erscheinung ließ sich Zeit, und sie bewegte sich dabei als Schemen sehr dicht über den Körper des Patienten hinweg. Sir James spürte ihre Kälte, trotzdem wollte die Hitze bei ihm nicht weichen. So blieb er zwischen den beiden Zustandsformen liegen, darauf wartend, daß ein Wunder geschah. Das positive Wunder blieb aus, dafür huschte die Klinge plötzlich auf seine Kehle zu, und da sie sich schlangengleich bewegte, hatte er das Gefühl, daß sie auf dem Weg zum Ziel überall hineinschneiden konnte.
    Etwas riß mit einem leisen Geräusch. Es war die Bettdecke. Die Schneide des Messers hatte sie durchtrennt.
    Genau auf dieses Geräusch hatte auch Schwester Elfie gewartet. Sie löste sich von ihrem Platz und trat mit sehr langsamen Schritten an das Bett des Mannes heran.
    Direkt daneben blieb sie stehen. Dabei hielt sie den Kopf gesenkt, so daß sie in das Gesicht des Mannes schauen konnte. Noch immer trug sie den Mundschutz, aber ihre Augen lagen frei, und die zeigten einen kalten, einen abschätzenden Ausdruck.
    Sir James wunderte sich, daß er sprechen konnte. Aber die Worte waren leise, und er hatte selbst Mühe, sie zu verstehen. »Wieso? Warum ich? Was habe ich getan…?«
    »Ich habe dich ausgesucht«, erklärte Schwester Elfie. »Ich werde hier meine Zeichen setzen. Man hat mich verurteilt, aber man hat nicht daran gedacht, welcher Beschützer auf meiner Seite steht. Die Menschen sind einfach zu dumm, aber sie werden noch lernen. Ich hatte Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken, und ich habe meinen Plan sehr genau entwickeln können.«
    »Mit meinem Tod?«
    »Noch lebst du.«
    »Ja, wie lange?«
    »Es kommt auf dich an…«
    Mit dieser Bemerkung wußte Sir James nichts anzufangen. Statt dessen schielte er auf die Klinge, die so verdammt nahe an seiner Kehle lag. Er konnte jetzt auch die Hand der Erscheinung besser sehen, aber er entdeckte dabei keine Finger.
    Die letzten Worte allerdings schwirrten durch seinen Kopf. Wenn er sich nicht sehr irrte, hatten sie sich sogar nach einem Kompromiß angehört.
    Sir James bemühte sich darum, einen klaren Satz zu sprechen. »Wieso kommt es dabei auf mich an?«
    »Du bist ein Teil meines Plans, alter Mann.«
    »Aber wir haben uns nie zuvor gesehen.«
    »Das stimmt. Nur weiß ich, wer du bist. Ich kenne nicht nur Aufseher in Gefängnissen, sondern auch Polizisten. Du bist ein Polizist. Du hast sogar Einfluß, aber jetzt liegst du hier im Bett, hast Angst, und all dein Einfluß nutzt dir nichts mehr. Du befindest dich einfach in meiner Hand. Ich kann bestimmen, ob du weiterhin am Leben bleibst oder ob ich dich töten werde.«
    »Du oder die andere?«
    »Beide«, flüsterte die Krankenschwester. »Uns kann man nicht mehr trennen. Wir gehören zusammen. Nur durch sie bin ich stark geworden, denn sie hat ihre Kräfte an mich abgetreten. Ich habe die Menschen geheilt, aber die Menschen haben es mir nicht gedankt und mich in den Knast gesperrt. Doch nicht lange. Ich bin entkommen, und ich werde nie mehr wieder dorthin zurückkehren, denn Personen wie ich sind unentbehrlich geworden, wenn du verstehst.«
    »Nein, das verstehe ich nicht.«
    »Es ist auch egal. Abgesehen davon, daß ich den Ärzten ein Kompliment machen muß, sie haben dich wirklich gut hinbekommen, kann es mir trotzdem nicht gefallen, wenn ich mich unentbehrlich machen will. Außerdem habe ich gespürt, daß du dich innerlich gegen mich und auch meine Begleiterin wehrst. Es ist ein Mann gekommen, der zu dir gehört. Ich weiß, daß er sich noch hier im Krankenhaus aufhält, ebenso wie seine Begleiterin. Er sucht mich, er will mich finden und wieder zurückbringen, aber er hat mich unterschätzt, denn es wird sehr bald die Zeit kommen, wo er mir auf den Knien danken wird, daß ich hier bin. Und in diesem Plan spielst du eine wichtige Rolle, alter Mann.«
    Sir James hatte nichts begriffen. Schwester Elfie entdeckte es in seinen Augen und lachte. Sie lachte auch noch, als das Geistwesen plötzlich in die Höhe huschte und sich zurückdrängte. Dabei machte das Messer die Bewegung mit, aber es schrammte nicht über den Körper des Patienten, sondern fand seinen Weg an anderer Stelle.
    Auch für Elfie Gazzow war der Mann plötzlich uninteressant geworden.
    Sie entfernte sich ebenfalls von seinem Bett, und Sir James verfolgte beide.
    Er sah, wie sich die zwei wieder vereinigten. Das Geistwesen floß in den Körper der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher