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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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überwältigt. Nein, er durfte sie nicht gehen lassen, ohne sich zu verabschieden. Er würde sie nie Wiedersehen, und er musste ihr die Wahrheit sagen.
    Jetzt.
    »Ich kann nicht … Ich kann nicht mitkommen«, sagte er mit gepresster Stimme. »Das Jal hält mich zurück.«
    Die Worte wollten ihm kaum über die Lippen kommen. Amanon und Niss starrten ihn fassungslos an. Dann ließ Niss das Seil los, das Amanon ihr entgegengestreckt hatte.
    Sie spürte einen jähen Schmerz am Hals. Die Würgemale, die Caels Angriff hinterlassen hatte, waren fast verheilt, doch in diesem Moment spürte sie die Verletzung wieder, wie eine Warnung. Niss beschloss, den Schmerz zu ignorieren. Nicht jetzt. Nicht so nah am Ziel.
    »Was sagst du da?«, rief sie. »Halt dich am Seil fest und lass dich hinaufziehen, mehr brauchst du gar nicht zu tun.«
    Cael blieb wie angewurzelt stehen, als wollte er sie nicht hören. Doch in seinen Augen las sie abgrundtiefe Verzweiflung. Irgendetwas hielt ihn gefangen.
    Auch Amanon begriff zunächst nicht, was mit Cael los war. Er ging mit dem Seil auf seinen Cousin zu, und als der sich nicht von der Stelle rührte, rief er zu den anderen hinauf, es noch weiter herabzulassen. Doch kaum machte er Anstalten, es ihm um die Brust zu binden, sprang Cael zurück wie eine tollwütige Katze und stieß dabei einen Schrei aus, der halb klagend, halb bedrohlich klang.
    »Bleibt weg«, warnte er mit tränenerstickter Stimme. »Versucht nicht, mich mit Gewalt nach oben zu ziehen! Das Jal würde mich zwingen, euch zu töten!«
    Diese Antwort verwirrte Niss mehr als alles andere. Von welcher sonderbaren Macht wurde Cael diesmal beherrscht? Unter dem Einfluss seines inneren Dämons verhielt er sich jedenfalls ganz anders.
    »Du musst mitkommen«, beharrte Amanon. »Jetzt oder nie! Je länger du wartest, desto schwieriger wird es.«
    »Es ist zu spät«, gab der Junge zurück, und seine Stimme klang dabei merkwürdig verzerrt.
    Niss litt mit ihm, und es zerriss ihr das Herz, ihm nicht helfen zu können. Es durfte doch nicht sein, dass sie einen der Ihren ausgerechnet hier zurücklassen mussten, wo sie nur noch drei oder vier Schritte von den Gärten trennten! Sie suchte fieberhaft nach einer Lösung und ließ sich selbst die abwegigsten Einfälle durch den Kopf gehen. Wenn sie so stark gewesen wäre wie fünf Männer zusammen, hätte sie sich einfach auf Cael gestürzt und ihn durch die Öffnung nach oben gehievt, bevor er überhaupt dazu kam, sich zu wehren. Aber vielleicht war er selbst im Dara nicht außer Gefahr. Was, wenn ihn das schwarze Gwel wieder zu sich rief oder ihm die erzwungene Flucht in die Gärten in irgendeiner Weise schadete? Ertrugen die Geschöpfe des Kam den Duft der Blumen des Dara?
    Fast wäre es ihr lieber gewesen, wenn er wieder von der Stimme besessen gewesen wäre, denn dann hätte sie wenigstens versuchen können, den fremden Geist in ihm zurückzudrängen. Was nützten ihr nun ihre Erjak-Kräfte? Rein gar nichts.
    Cael wurde von Mächten gelenkt, die stärker waren als sie alle, und wenn sein innerer Dämon wieder die Oberhand gewann, war er für immer verloren. Es kostete ihn offenbar schon ungeheure Mühe, in der Höhle zu bleiben und sich von ihnen zu verabschieden. Jeden Moment konnte er ihnen den Rücken kehren und in der Dunkelheit verschwinden, ohne es selbst zu wollen.
    »Wenn du bleibst, bleibe ich auch«, begehrte sie plötzlich auf.
    »Was?«, rief Amanon.
    »Nein …«, stöhnte der Junge in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung auf.
    Als er einen kleinen Schritt auf sie zu machte, krampfte sich ihr Magen vor Angst zusammen. Doch in seinem verzerrten Gesicht las sie weder Zorn noch Bösartigkeit. Da wurde ihr klar, dass er diesmal nicht gegen die uralte Kraft der Unterwelt ankämpfte, um sich selbst zu retten, sondern um ihretwillen.
    »Ich bleibe, bis du bereit bist, mich zu begleiten«, sagte sie fest, während ihr Tränen in die Augen schossen. »Ich folge dir in diesem Labyrinth überallhin, bis du mich tötest oder beschließt, mit mir zu unseren Eltern zurückzugehen! Ich bleibe, bis du dich für das Leben entscheidest, so wie ich es zweimal getan habe, als ich im Tiefen Traum gefangen war! Das schwöre ich!«
    Niss wusste, dass Cael keine Schuld an dem Fluch traf, der auf ihm lastete, aber sie spürte, wie ihr Schwur seinen Kampfgeist anstachelte. Er machte zwei weitere Schritte auf sie zu, langsam und abgehackt wie eine Blechfigur auf einer Spieluhr, und sein fiebriger Blick

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