Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
und das Schwert packte.
»Ich entscheide mich gegen ein Leben in Knechtschaft«, sagte er. »Verzeih mir, Mutter. Gib gut auf Lyn’a Acht und versuch, Sombres Heer so lange wie möglich hinzuhalten, um uns etwas Aufschub zu verschaffen. Wir kümmern uns um den Rest.«
Er küsste beide zum Abschied und schritt entschlossen zur Tür. »Jetzt habe ich noch einen weiteren Grund, für unsere Freiheit zu kämpfen«, rief er über die Schulter. »Ich werde mein Versprechen halten.«
Mit dem strahlenden Lächeln seiner Geliebten vor Augen lief er durch den Palast. Seine Mutter verfluchte seine Entscheidung, das wusste er, aber es kümmerte ihn nicht. Sie hatte ihn wieder mit Lyn’a zusammengebracht. Wenn Sombre erst besiegt war, würden sie sich schon wieder versöhnen.
Nachdem er das Tor in der äußersten Festungsmauer durchschritten hatte, rannte er los. Zum ersten Mal seit langem hatte er das Gefühl, erst dreiundzwanzig Jahre jung zu sein. Sein ganzes Leben lag vor ihm. Als er seine Freunde unter dem offenen Dach des Viehmarkts erblickte, wurde ihm warm ums Herz.
Ihre verrückte kleine Schar kam ihm mit einem Mal unbesiegbar vor. Was machte es schon, dass sie aus lauter Grünschnäbeln und alten Leuten bestand?
Als er den Erben mit einem breiten Grinsen entgegenlief, schwenkte er das Schwert über dem Kopf – jenes Schwert, mit dem sein Vater getötet worden war.
Während die Erben auf Kebs Rückkehr warteten, wurde Zejabel immer unruhiger. Immer wieder musste sie an das Gespräch am Ufer des Flüstersees im Jal’karu zurückdenken, bei dem Keb ihr anvertraut hatte, dass er ihre Suche für sinnlos hielt. Falls er beschloss, nicht zu den Erben zurückzukehren, würde Zejabel ihn vermissen - nicht nur, weil er ein geschickter Kämpfer war, sondern auch, weil sie dann die Einzige wäre, die nicht von den weisen Gesandten abstammte. Warum ihr diese Aussicht missfiel, wusste sie selbst nicht so recht.
Ihre Befürchtungen schmolzen dahin wie Schnee in der Sonne, als der Krieger mit dem Schwert in der Hand zurückkehrte. Kebs Augen waren gerötet, aber die anderen waren so taktvoll, ihn nicht darauf anzusprechen, zumal er von neuem Tatendrang erfüllt schien. Er sah aus, als gedachte er alle Dämonen der Welt mit bloßen Händen zu erwürgen.
Obwohl sie sich ebenso sehr über Kebs Rückkehr freuten wie die anderen, dankten Grigän, Amanon, Rey und Nolan dem Wallatten mit feierlicher Zurückhaltung für seine Treue. Niss und Bowbaq hingegen begrüßten ihn sehr viel überschwänglicher. Zwischen dem alten Arkarier und dem wallattischen Krieger hatte sich mit der Zeit eine tiefe Freundschaft entwickelt, und so zog Bowbaq ihn in eine seiner berüchtigten Umarmungen, die einem fast die Rippen brachen. Auch Yan, Cael, Leti, Corenn, Lana und Zejabel umringten Keb und redeten eifrig auf ihn ein. Nur Eryne blieb im Hintergrund. Nach einer Weile trat Keb zu ihr, reichte ihr das Schwert und verneigte sich mit einem Augenzwinkern.
»Freunde?«, fragte er bittend.
Eryne sah ihm nachdenklich in die Augen, bevor sie nickte und ihm ein wissendes Lächeln schenkte. Sie nahm die Waffe entgegen, schnitt eine Grimasse, als sie ihr Gewicht spürte, und reichte sie an ihren Vater weiter.
Reyan zog das Schwert halb aus der Lederscheide, um sich die Klinge anzusehen, und übergab es dann Zejabel, die es ebenfalls ausführlich untersuchte. Leicht enttäuscht stellte sie fest, dass es sich um ein gewöhnliches Schwert handelte. Es war zwar sorgsam gepflegt, geölt und die Klinge geschliffen, aber konnte diese Waffe tatsächlich einen Dämon töten?
»Es ist Saats Schwert«, bestätigte Leti. »Ich erinnere mich noch an jede Einzelheit unseres Kampfs gegen den Hexer. Hätte ich geahnt, wie mächtig diese Waffe ist, hätte ich sie damals nicht zurückgelassen.«
Sie reichte das Schwert an Yan weiter, und er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren.
»Nur das Heft besteht aus Gwel«, sagte er schließlich. »Saat hat es mit magischen Kräften versehen, aber ohne sie auszuprobieren, kann ich nicht sagen, welche das sind. Vermutlich muss man nicht einmal Magier sein, um sie zu gebrauchen.«
»Darüber können wir uns später Gedanken machen«, sagte Grigän. »Wir sollten jetzt aufbrechen. Bald geht die Sonne unter, und vermutlich werden die Stadttore nachts geschlossen.«
Als Keb nickte, gingen alle zu den Pferden hinüber. Sie hatten bereits fünf Tiere ausgesucht, die sie zurücklassen wollten. Sicher würde sich der nächste
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