Die Kriegerin der Kelten
erlauben würdest...«
Theophilus langte an Breaca vorbei nach dem Flaschenzug. »Der Mechanismus hier wurde übrigens von einem Freund von mir angefertigt, als der einst einmal einen gesamten Winter über hier in Camulodunum ausharren musste. Die Vorrichtung soll sich ganz einfach bedienen lassen, ist also auch geeignet für einen Mann, dessen Gliedmaßen nicht mehr so kräftig sind, wie sie es in jungen Jahren einmal waren. Ich deute die Umsicht, die aus diesem Gedanken spricht, einfach mal als das Ergebnis eines vorausschauenden Geistes und nicht als Beleidigung.«
Damit begann der alte Arzt, an einer Kurbel zu drehen, woraufhin drei Reihen von Zahnrädern sich in Bewegung setzten. Rumpelnd verschwand der Eimer in der unter dem Öllämpchen gähnenden Finsternis. Nach einer Weile hörten Breaca und Theophilus, wie der Bottich in das Wasser eintauchte. »Und wenn man dann an der Kurbel dreht, neben der du gerade sitzt, schwebt er wieder nach oben.«
Gehorsam folgte Breaca Theophilus’ Aufforderung und wunderte sich darüber, wie federleicht der mit Wasser gefüllte Eimer doch war. Flüchtig dachte sie daran, dass Cunomar sich für diesen Mechanismus sicherlich sehr interessiert hätte. Außerdem dachte sie darüber nach, dass Theophilus ihr mit seinen Worten wieder einmal mehr Informationen gegeben hatte, als sie jemals guten Gewissens von ihm hätte erfragen mögen. Sie traute sich also nicht, ihn noch weiter nach den Schwachpunkten in der Verteidigung Camulodunums auszufragen. Schließlich war sie nicht hierhergekommen, um ihn über die Verteidigungsstrategie der Stadt auszuhorchen, die man im Grunde schon erkennen konnte, wenn man einfach einmal den Blick durch die Straßen schweifen ließ. Sie hatte Theophilus auch nicht darum bitten wollen, sie wieder zu heilen, aber zumindest von Letzterem hatte der Arzt ja von allein zu sprechen begonnen.
Während sie langsam an der Kurbel drehte, entgegnete sie: »Nach Dubornos’ Rückkehr aus Rom hatte er mir von einem Mann namens Xenophon erzählt, der früher einmal dein Lehrer gewesen sein soll. Auch Valerius hatte einige Geschichten über ihn zu berichten. Er scheint also ein... ein sehr fähiger Arzt gewesen zu sein.«
»Das war er. Und es stimmt, dass ich in meiner Jugend einst sein Schüler war. Aber wenn du mich nun fragst, ob ich auch seine Fähigkeiten besitze, muss ich dir leider entgegnen: Nein, die besitze ich nicht. Es gab da so ein paar Dinge, die keiner seiner Schüler jemals begriffen hat und die er schließlich mit sich ins Grab nahm. Aber wenn du im Gegenzug vielleicht wissen möchtest, ob es vielleicht ein paar Dinge gibt, die er zwar nicht kannte, die ich dafür aber beherrsche, kann ich dir sagen: Ja, ich glaube, auch diese Dinge gibt es. Der Winter, den ich als dein Gast in Airmids Gesellschaft verbringen durfte, hat Jahre des Lernens ersetzt. So, jetzt musst du aufhören zu kurbeln und den Griff des Flaschenzugs durch diese Vorrichtung hier blockieren. Und dann ziehe ich an diesem Hebel hier - so -, und der Eimer schwebt uns geradezu entgegen. Siehst du? Geht ganz einfach.«
Der Bottich neigte sich ein wenig nach vorn, und ein kleiner Schwall Wasser klatschte auf den Boden. Kühler, kalkiger Geruch stieg von den Fliesen auf. Dann entschwand Theophilus für einen kurzen Moment in die Dunkelheit und kehrte schließlich mit zwei grünen Glaskelchen zurück, deren Ränder mit Edelsteinen besetzt waren.
Als er Breacas Gesichtsausdruck sah, zog er ebenfalls eine unangenehm berührte Grimasse. »Ich habe vier von denen hier als Bezahlung für meine Hilfe bei einer sehr schwierigen Geburt genommen. Und als Arzt sollte man den Geschmack eines Mannes, der zum ersten Mal Vater wird, besser nicht allzu streng in Frage stellen. Besonders dann nicht, wenn dieser Mann als das stellvertretende Oberhaupt der Atrebater den gesamten Glaswarenhandel von hier bis in die südlichen Seehäfen kontrolliert und zudem rund zweihundert Söldner befehligt. Damals, als ich die Gläser entgegengenommen habe, waren seine Männer noch jung und gut bewaffnet gewesen und litten auch noch nicht unter der Ruhr. Vor allem standen sie da noch nicht vor unseren Stadttoren Schlange, um endlich wieder nach Hause entlassen zu werden. Also, würdest du trotz der Farbe des Glases vielleicht einen Schluck Wasser mit mir trinken wollen? Es tut mir leid, dass ich dir kein Ale anbieten kann. Und dir nun unseren römischen Wein zu kredenzen, käme ja wohl eher einer offenen Beleidigung
Weitere Kostenlose Bücher