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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Tochter in der trügerischen Finsternis und musste mit anhören, wie mac Calma genau jenes Desaster, das ihnen unmittelbar bevorstand, mit Worten auch noch in aller Deutlichkeit vorwegnahm. Letztendlich gestand er ihnen allen ein, dass er persönlich nicht wüsste, wie das alles noch zu verhindern sei. Stattdessen forderte er die Träumer dazu auf, den Anwesenden zu erläutern, was die Götter ihnen in der Nacht womöglich an Eingebungen geschenkt hatten. Und sie kamen seiner Aufforderung nach. Wortgewaltig, dafür aber müder und weniger präzise als an den anderen Morgen und bei anderen Zusammenkünften beschrieben sie ihre Visionen. Die Zeit verstrich, ohne dass irgendetwas Bedeutsames passiert wäre, außer dass Sulla bis zum Festland hinübergeschwommen war und wieder zurück und dass Dubornos, der die Fährfrau dabei unterstützt hatte, leise ins Versammlungshaus geschlichen kam und Graine mit einem knappen Nicken zu verstehen gab, dass wenigstens einer der Bewohner Monas etwas Sinnvolles bewerkstelligt hatte.
    Bis zu Dubornos’ Eintreten hatten bereits sechs Träumer, sowohl Männer als auch Frauen, ihre Visionen erläutert. Das Bewusstsein der unaufhaltsam näher rückenden Gefahr hatte sie heiser und unsicher werden lassen. Ihre Stimmen hatten stumpf und leblos geklungen, sodass es bereits eine gewisse Herausforderung darstellte, nicht einzuschlafen, während sie sprachen. Nach den ersten sechs sprachen noch sechs weitere, und diese klangen nicht weniger bedrückt und hatten auch keine besseren Vorschläge zu machen als ihre Vorgänger. Ihren zahlreichen Nachrednern erging es nicht anders.
    Frustrierter, als sie jemals in Worte zu fassen vermochte, starrte Graine in die spärlichen Flammen und wünschte sich, sie wäre draußen bei Hawk geblieben. Der immerhin hatte ein paar durchaus praktische Ideen, die nicht auf so vagen Bildern beruhten wie etwa einem Bussard, den irgendjemand in seinem Traum über irgendeinen Bach hatte fliegen sehen. Genauso sinnleer war die Beschreibung der Flugbahn eines Speers, der angeblich drei Tage brauchte, ehe er in den Boden einschlug und dabei den römischen Gouverneur täglich aufs Neue tötete. Zumal dieser Speer den Gouverneur dann in den Nächten angeblich jedes Mal wieder zum Leben erweckte, um ihn am darauf folgenden Morgen mit einem noch geschickteren Stoß töten zu können.
    Es geschah also nicht um Bellos’ willen, sondern ihrem eigenen mentalen Gleichgewicht zuliebe, dass Graine sich schließlich doch auf das Feuer konzentrierte und darauf, in seinen Flammen irgendetwas zu lesen. Als Erstes erschien ihr die Gestalt Hawks. Allerdings war der auch nicht allzu schwer aus der Form der Flammen herauszulesen, so viel Fantasie besaß Breacas Tochter immerhin noch. Sie versuchte, in dem feinen Flackern auch seinen scharfen Blick zu erkennen und die Art, wie er ritt oder lachte oder sich bemühte, ein ernstes Gesicht zu machen. Erst nachdem sie in ihren Gedanken eine Weile mit den Flammen gespielt hatte, fiel ihr auf, wie gehorsam ihre Vision von Hawk ihren Befehlen gefolgt war und ihr stets genau jenes Abbild seiner schmalen Gestalt lieferte, das sie sich gewünscht hatte. Als ihr dies endlich bewusst wurde, schickte sie ihn in ihrer Vorstellung probehalber aus, um am Strand gegen die Legionen zu kämpfen. Und Hawks Bild folgte ihrem Befehl voller Eifer, sprang so flink über die Felsen wie ein Hirsch, während sein schwarzes Haar wild hinter ihm herflatterte und seine Stammeszeichen - die Tätowierungen in Form von Eidechsen auf seinen Oberarmen - sich wanden, als wären auch sie in den Flammen plötzlich zum Leben erwacht.
    Doch Hawk allein reichte Graine noch nicht aus. Sie stellte sich vor, dass auch Valerius dort am Ufer auftauchte. Denn egal, wie zwiespältig ihre eigenen Gefühle ihm gegenüber auch sein mochten, so war doch nicht zu bestreiten, dass zumindest er genau wusste, wie man die Römer zu bekämpfen hatte. Er hätte dieses Ausweichmanöver vor der Realität, das die Mitglieder des Ältestenrats da gerade praktizierten, niemals geduldet. Auch Graines Mutter hätte in einer solchen Situation darauf bestanden, dass die Träumer handeln müssten, statt immer nur zu reden. Umgeben von Flammen stellte Graine sich erst einen dunklen Haarschopf vor, dann einen kupferroten. Sie dachte an schwarz glühende Augen und leuchtend grüne, dachte an jenes flüchtige, doch stets so trocken-ironische Grinsen, das sowohl von dem einen als auch von dem anderen hätte

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