Die Kristallsaengerin
Overall mit dem Schweißfutter vom Körper und streifte ihn zusammen mit den Stiefeln ab. Dann krabbelte sie drei Stufen zu der Ablage um die Wanne hinauf. Dankbar - schon wieder dieses Wort — glitt sie bis zum Hals in die zähe Flüssigkeit, die ihr Gewicht trug. Müdigkeit und die Schmerzen vom Kristall zogen aus Körper und Nerven. So blieb sie liegen, alle Gedanken abgeschaltet, ihr Körper in der Flüssigkeit schwimmend.
Irgendwann später kündete der Raum einen Besucher an, und sie raffte sich gerade soweit auf, um den Eintritt zu verweigern.
Sie wollte Rimbol nicht sehen. Aber die Störung und die Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen, rüttelten sie aus ihrer Passivität auf. Die Flüssigkeit hatte ihre Wirkung getan und sie entspannt und beruhigt, und sie merkte, daß sie Hunger hatte. Sie hatte sich gerade aus der Wanne gezogen, die Radiantflüssigkeit tropfte von ihrem Körper, und griff nach einem Handtuch, als es ihr schon von einer Hand gereicht wurde.
Vor ihr stand Lanzecki.
»Ein zweites Mal lasse ich mich nicht abweisen!« sagte er.
»Obwohl ich dir diesmal zugute halten will, daß du nicht wissen konntest, daß ich es war, der vor der Tür stand.«
Überrascht über seine Gegenwart wankte Killashandra am Rand der Wanne, und sofort hielt er ihr die Hand entgegen.
»Kannst du Wannen füllen und Türen aufmachen?«
»Das eine kann man programmieren, und das andere war nicht verschlossen.«
»Ist sie denn wenigstens jetzt zu?«
»Ist sie«, nickte er ruhig; sein Mund, stellte sie mit einem raschen Blick fest, war amüsiert. »Aber das läßt sich ändern.«
Für den Bruchteil einer Sekunde wollte sie ihn beim Wort nehmen, doch dann erinnerte sie sich daran, wie er gesagt hatte, daß sie vielleicht mehr Glück hatte, als sie verdiente, als Enthor ihren Schnitt berechnet hatte. Er hatte darauf angespielt, daß sie genug Kredits hatte, um nicht nur einen neuen Schlitten zu kaufen, sondern auch das abzuzahlen, was sie der Gilde schuldete. Lanzecki hatte also doch an die Gildegutscheine gedacht, die sie immer noch hatte. Damit würde sie gerade genug haben. Was wichtig war, war die Tatsache, daß sich Lanzecki an diese zusätzlichen Kredite in einem Moment erinnert hatte, als er zurecht wütend darüber gewesen war, daß sie die Aufforderung ihres Gildemeisters einfach ignoriert hatte.
»Ich bin viel zu müde, um irgend etwas zu ändern.« Sie schlang das Handtuch um sich, streckte ihm die Hand mit der Innenseite nach oben entgegen und brachte ein erschöpftes Lä-
cheln zustande.
Er blickte von ihrem lächelnden Gesicht auf ihre Handfläche, und seine Lippen bogen sich aufwärts. Jetzt trat er einen Schritt vor. Lanzecki legte beide Hände um ihre schlanke Taille und hob sie mit einem Schwung von dem Podest um die Wanne. Sie erwartete, daß er sie auf dem Boden absetzte, doch statt dessen trug er sie ins Wohnzimmer. Das würzige Aroma eines frisch zubereiteten Essens stieg ihr in die Nase, und beim Anblick der dampfenden Teller auf dem Tisch stieß sie einen erfreuten Ausruf aus.
»Ich habe mir schon gedacht, daß du Hunger hast.«
Killashandra lachte, als Lanzecki sie in den Sessel bugsierte, und mit der übertriebenen Liebenswürdigkeit einer Opernheldin bedeutete sie ihm, in dem anderen Sessel Platz zu nehmen.
Weder an jenem Abend noch irgendwann später fragte Lanzecki sie, ob sie Keborgens Claim gefunden hatte, obwohl er noch Gelegenheiten hatte, ihr Claim zu erwähnen. Er fragte sie auch nicht nach Einzelheiten über ihre erste Tour in die Milekey-Ketten, und sie war nichf bereit, freiwillig irgend etwas dazu zu sagen. Mit einer Ausnahme.
Nachdem er sie genug geneckt hatte, bekam sie endlich die Zärtlichkeit, auf die sie sich so lange gefreut hatte, und das Ge-fühl war in seiner Intensität fast unerträglich.
»Kristalle lösen auch so ein Gefühl in einem aus«, sagte sie, als sie wieder sprechen konnte.
»Ich weiß«, murmelte er. Seine Stimme klang merkwürdig heiser, und als wollte er vermeiden, daß sie darauf antwortete, begann er, sie auf eine Weise zu küssen, die ihr keine Gelegenheit mehr dazu ließ.
Sie erwachte allein, wie sie erwartet hatte, und viel später als sie gewollt hatte. Es war bereits später Abend. Sie gähnte herzhaft, streckte sich und überlegte, ob sie noch ein Radiantbad weiter aufmuntern würde. Dann knurrte ihr Magen, und sie kam zu dem Schluß, daß essen erst einmal wichtiger war. Kaum hatte sie eine heiße Suppe eingetippt, als auf
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