Die Kristallsaengerin
hier, Frachtaufseher. Was ist mit diesen Son-derrationen, die ohne Rücksprache ausgegeben worden sind?«
»Captain Francu«, erwiderte Pendel so betont langsam, daß es fast beleidigend klang, »ich glaube, die Order lautet, daß Gildemitglied Ree alles bekommen soll, was sie braucht ...«
»Man hat mir gesagt, daß sie nichts Spezielles brauchen würde.«
»Gildemitglied Ree braucht auch nichts Spezielles, aber wie ich Ihnen immer wieder sage, ist das Essen, das auf diesem Schiff serviert wird, weder besonders nahrhaft noch sättigend. Chasurt hat mehr als genug im Vorrat. Ich muß es ja wissen, denn ich kaufe schließlich für ihn ein.«
Es war kein Klicken am Ende des Gesprächs zu hören, aber die Beschwerde des Captains abgewiesen worden. Killashandra betrachtete Pendel mit größerem Respekt.
»Ein harter Arbeiter, dieser Francu. Weiß, wie man mit einem Schiff umgeht. Hat noch nie einen Mann verloren. Genau der richtige Mann, wenn man jemandem das neueste Schiff anver-trauen will.« Pendel rieb sich seine Nasenseite, und sein breites Grinsen ließ all die negativen Aspekte von Captain Francu durchblicken, die er nicht ausdrücklich erwähnt hatte.
»Ich schätze Ihre Hilfe und Unterstützung, Pendel, fast so sehr wie das Bier. Ich möchte Sie noch um einen Gefallen bitten, wenn es sich machen läßt. Läßt es sich nicht irgendwie umgehen, daß ich mir den ganzen Schiffsverkehr mitanhören muß?« Ein erneutes, schrilles Summen unterstrich ihre Bitte.
»Überlassen Sie das mir, Killashandra«, meinte Pendel leichthin. »Bis dahin werde ich Ihnen schon mal ein paar vernünftige Rationen schicken lassen.« Er deutete entschuldigend auf die Teller, die auf den Papieren auf seinem Schreibtisch standen, und Killashandra verstand den Wink. Sie nahm sich den zweiten Korb mit Obst und zwinkerte Pendel zu, als sie hinausging.
Der Frachtaufseher arbeitete schnell und wirkungsvoll, und schon kurz nachdem Tic sie zurück in ihre enge Kabine geführt hatte, verstummten die entnervenden Kommandos.
Tic traf mit zwei einfachen Plastikbehältern ein, klopfte höflich an und wartete, bis Killashandra sich meldete. Sie brachte eine Vielfalt von Spezialrationen und eine Reihe an Nahrungs-mitteln mit. Tic hielt den Blick von diesem Luxus abgewandt, aber Killashandra wurde bewußt, daß sie schlecht beraten war, wenn sie sich jetzt großzügig zeigte. Sie bedankte sich bei Tic und entließ sie bis zur Abendmesse. Killashandra wußte, daß sie sich wenigstens einmal am Tag zeigen mußte und seufzte bei dem Gedanken an einen langweiligen Abend. Während sie Chasurts so wohlbehütete Vorräte vertilgte, beschäftigte sie sich mit dem Deckplan der 78er. Während sie sich alles ansah, wurden bestimmte Sektionen neu ausgedruckt und für Zwecke umgeändert, die sie nicht verstand. Sollte dies ein Frachtschiff, ein Passagierkreuzer oder ein Ausbildungsschiff werden? Seine technischen Daten sagten ihr nichts, aber die Länge der Zahlen war beeindruckend.
Zur festgesetzten Zeit wurde sie zur Offiziersmesse abgeholt.
Chasurt und Francu waren zum Glück nicht anwesend, also unterhielt sie sich mit Tallaf, der ohne den Captain, in dessen Gegenwart er Hemmungen hatte, ein ganz netter junger Mann war, wenn sich sein Hals auch leicht aufblähte, wenn er rot wurde.
Er verriet ihr, daß er auf dem Planeten geboren und eher in der Theorie als in der Praxis seiner Pflichten als stellvertretender Kommandeur ausgebildet worden war. Die meisten der anderen Offiziere und Besatzungsmitglieder waren im Raum oder auf Raumstationen geboren worden. Er klang etwas wehmütig, als bedauere er den Unterschied zwischen sich selbst und seinen Schiffskameraden.
»Soweit ich weiß, ist Ihr System aufgrund unzulänglicher Kommunikationsmöglichkeiten bisher isoliert gewesen«, begann Killashandra im Plauderton.
Tallaf sah sich ängstlich um.
»Und ich weiß auch, daß nicht alle den Schritt nach vorn unterstützen.«
Tallaf betrachtete sie mit Ehrfurcht.
»Na, kommen Sie, Tallaf«, meinte Killashandra neckend, »das habe ich doch gesehen, sobald ich an Bord kam. Glauben Sie mir, es ist keineswegs ein ungewöhnliches Phänomen.«
»Kristallsänger kommen überall herum, nicht?« Ein Ausdruck arglosen Neids erschien auf seinem Gesicht.
»Nicht unbedingt. Das hier ist ein ungewöhnlicher Auftrag für eine ungewöhnliche Welt und ungewöhnliche Umstände.« Tallaf wurde ein bißchen eingebildet angesichts des versteckten Kompliments an sein System.
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