Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
verlangen!«
    »Und warum nicht?« Charlie fing an, sich in die Sache hineinzusteigern. »Wenn du willst, daß die Leute die Geschichte ernst nehmen, dann mußt du sie dafür bezahlen lassen. Nicht viel, aber etwas. Ich wette mit dir, daß wir die Besucherzahlen gleich in der ersten Woche verdoppeln. Wir dachten an dreißig Prozent für dich; der Rest geht an die Stadt. In Ordnung? Du mußt nichts weiter tun und machst deinen Profit. Es kostet dich keinen Cent.« Er nickte Floyd zu, und Floyd erwiderte seine Geste. »Die Stadt wird für alle Kosten aufkommen. Sieh mal, wir haben bereits ein T-Shirt entworfen. Warte, ich zeig’s dir …«
    Seine Augen fanden die Floyds, und Floyd zog einen Aktendeckel hervor. Er öffnete ihn und entnahm verschiedene Zeichnungen, die alle das Schiff zeigten, wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven. Alle Zeichnungen waren mit unterschiedlichen Legenden versehen. Eine lautete: Das Schiff des Teufels. Unter einer anderen stand: Meine Freunde waren in Fort Moxie, North Dakota, und sie haben mir nichts weiter als dieses lausige T-Shirt mitgebracht. Eine dritte Zeichnung zeigte eine Karte des oberen Red River mit einer Markierung, die die Fundstelle des Teufelsschiffes dokumentierte.
    »Was soll dieser Kram mit dem Teufelsschiff?« fragte Lasker.
    »Das war Marges Idee«, antwortete Charlie. Marge Peterson war der Stadtdirektor. »Er ist verantwortlich für unsere Public Relations.«
    »Ich denke, das geht ein wenig zu weit.«
    »Hör zu«, entgegnete Charlie. »Die Leute lieben diese Art Story. Die ganze Sache hat so eine gewisse Twilight-Zone- Atmosphäre, meinst du nicht?«
    »Außerdem schaltet sich nachts die Beleuchtung ein, oder nicht?« fügte Floyd hinzu. »Hast du inzwischen die Energiequelle finden können?«
    Lasker schüttelte den Kopf.
    »Gut. Keine bekannte Kraftquelle. Wir müssen das unbedingt publik machen, Charlie. Genau wie die Markierungen. Die Markierungen sind gut.«
    »Ja.« Charlie griff nach seinem Mantel. »Hör mal, Tom. Es war nett, mit dir zu reden. Wir haben die Sache bereits ins Rollen gebracht. Morgen kommen ein paar von den Jungs zu dir raus und fangen an. Entspann dich einfach. Du brauchst nichts weiter zu tun, als dich in deinem Sitz zurückzulehnen und zuzusehen, wie das Geld hereinkommt.«
    Sie standen auf und gingen zur Tür. »Ach, da wäre noch eine Sache.« Charlie hielt inne, und Floyd wäre beinahe gegen ihn gerannt. »Eine Toilette. Wir werden eine Toilette benötigen.«
    »Nein«, entgegnete Lasker.
    »Wie du meinst. Dann stellen wir eben draußen einen Wagen auf. Unter den Bäumen. Außer Sicht.«
    Sie schüttelten Lasker die Hand, öffneten die Tür und blickten nach draußen. Vielleicht zwanzig Schaulustige hatten sich um das Schiff versammelt, und zwei weitere Wagen kamen die Auffahrt hoch. »Siehst du, was ich meine?« erkundigte sich Charlie.
     
    April hielt das Päckchen so, daß das Sonnenlicht vom Fenster hindurchfallen konnte.
    »Was wir hier haben«, erklärte sie, »das sind ein paar Fasern von den Tauen. Die Fasern bestehen aus Holz. Von Hemlocktannen, um genau zu sein.« Sie reichte Max das Päckchen.
    Max schielte auf die Proben. »Und was können wir daraus schließen? In dieser Gegend gibt es keine Hemlocktannen.«
    »Nicht mehr. Aber es gab sie. Es gab genaugenommen sogar eine Zeit, wo sie ziemlich verbreitet waren.«
    »Und wann soll das gewesen sein?«
    »Als der See noch existierte.«
    Sie saßen in einem Steakhaus. Max lauschte dem Gemurmel der Unterhaltungen und dem Klappern der Bestecke ringsum. »Sind Sie sicher?«
    »Absolut sicher.«
    Max war innerlich aufgewühlt. Eine Kellnerin trat zu ihrem Tisch, und er bestellte einen Salat Cäsar statt dem ursprünglich geplanten Clubsandwich. »Also wollen Sie damit sagen, daß wir hier oben ein zehntausend Jahre altes Schiff gefunden haben?«
    April wand sich. »Ich würde lieber noch ein wenig mit Schlußfolgerungen warten, Max. Lassen Sie uns einstweilen bei den Fakten bleiben. Erstens, das Schiff verrottet nicht, rostet nicht oder zerfällt sonstwie, ganz egal, wie lange Zeit es im Boden gelegen hat. Zweitens, die Taue in der Scheune der Laskers waren irgendwann einmal an einem Poller aus Hemlocktannenholz festgemacht. Der Baum, der das Holz für den Polier geliefert hat, ist zehntausend Jahre alt.«
    »Aber das Schiff«, wandte Max ein. »Es ist neu.«
    »Das Schiff wird immer neu aussehen, Max. Sie könnten es wieder eingraben und bis zu Ihrem sechzigsten Geburtstag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher