Die Küsten der Vergangenheit
warten, und es würde noch genauso aussehen wie heute.«
»Das klingt unmöglich.«
April nickte. »Ich weiß. Sehen Sie, es widerspricht allen unseren Erfahrungen. Aber deswegen ist es noch lange nicht irrational.« Sie senkte die Stimme. »Ich weiß nicht, welche alternative Erklärung die Fakten abdecken soll. Das Alter der Holzfasern steht außer Zweifel, genauso wie das Material, aus dem die Segel bestehen. Ich denke, irgend jemand war hier. Vor langer, langer Zeit war irgend jemand mit weit fortgeschrittener Technologie auf dem Lake Agassiz segeln. Er hat wenigstens einmal an einem hölzernen Pier oder einer Hemlocktanne festgemacht.«
»Und wer soll das gewesen sein?« fragte Max. »Reden wir hier von UFOs oder was?«
»Ich weiß es nicht. Doch die Frage müssen wir uns ohne Zweifel stellen.«
Die Kellnerin kam mit zwei Cola Light. Max nahm einen tiefen Schluck, während er seine Gedanken zu ordnen versuchte.
»Das ergibt alles nicht viel Sinn«, sagte er schließlich. »Nehmen wir einfach für eine Minute an, Sie hätten recht. Wohin führt uns das? Wollen Sie vielleicht behaupten, daß Wesen aus einer anderen Welt auf die Erde gekommen sind, um auf dem Lake Agassiz zu segeln? Wollen Sie das allen Ernstes behaupten?«
»Jedenfalls erscheint es nicht unmöglich. Versuchen Sie doch, das Gesamtbild zu betrachten, Max. Und damit meine ich wirklich das Gesamtbild. Wie viele große Seen mag es in einem Radius von sagen wir … zwanzig Lichtjahren geben? Möglicherweise erschien der Lake Agassiz den Außerirdischen als echte Touristenattraktion.« April lächelte. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Lassen wir die Spekulation einmal beiseite, und konzentrieren wir uns auf das, was wir wissen. Und wir wissen, daß wir ein künstliches Element gefunden haben, das auf der Erde einzigartig ist.«
»Woher wissen wir das?« erkundigte sich Max.
»Ich garantiere es.«
»Sie garantieren es. April, ich sage das wirklich nicht gerne, aber vor ein paar Tagen habe ich Sie noch gar nicht gekannt. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber vielleicht irren Sie sich einfach.«
»Vielleicht, ja. Bedenken Sie auch noch folgendes, Max: Falls ich weiß, wovon ich rede, dann ist das Schiff absolut unbezahlbar.« Sie bemerkte, daß sie zu laut redete und senkte erneut die Stimme. »Sehen Sie, Max, Sie hätten wahrscheinlich gerne eine zweite Meinung zu dieser Sache. Ich für meinen Teil weiß, daß das unnötig ist. Verschaffen Sie sich eine zweite Meinung, und Sie haben einen zweiten Chemiker am Hals. Ich würde diese Geschichte gerne so geheim halten, wie nur irgend möglich. Wir sitzen auf einer epochalen Entdeckung, Max, und wir alle werden auf das Titelblatt des Time Magazine kommen. Sie. Ich. Die Laskers.« Ihre dunklen Augen füllten sich mit Begeisterung. »Es gibt noch einen weiteren Grund, nicht über die Geschichte zu reden.«
»Und der wäre?« erkundigte sich Max.
»Möglicherweise liegt noch mehr da draußen herum.«
Lisa Yarborough hatte ihre berufliche Laufbahn als Physiklehrerin an einer Privatschule in der Nähe von Alexandria, Virginia begonnen. Lisa war eine atemberaubend schöne Frau, die den Sex aus vollem Herzen genoß. Tagsüber unterrichtete sie Energie und Widerstand, während sie in ihren Nächten beträchtliche Mengen der ersteren und so gut wie keine Spur vom zweiten zur Schau stellte.
Lisa hatte früh im Leben herausgefunden, daß sich mit ihrem Hobby gutes Geld verdienen ließ. Nicht, daß sie sich jemals dazu hätte hinreißen lassen, Geld für ihr Vergnügen zu nehmen – ihre Liebhaber jedoch pflegten eine durchaus unübliche Großzügigkeit an den Tag zu legen. Darüber hinaus hatten sich für die intelligente, gutaussehende junge Frau, die weder von Gewissensbissen noch einem sonderlich ausgeprägten Sinn für Fair play geplagt wurde, weitere, eher indirekte Vorteile ergeben. Unter einer Woge von Gerüchten verließ sie die kleine Schule in Alexandria in der Mitte ihres zweiten Jahres, um eine lukrative Stelle bei einer Company anzutreten, die mit dem Pentagon Geschäfte machte. Ihr neuer Arbeitgeber hoffte, sich mit ihrer Hilfe Einfluß bei den Stellen zu verschaffen, die für die Einkäufe verantwortlich waren. Lisa erwies sich als überaus erfolgreich in diesen Unternehmungen, auf die eine oder andere Weise, und stieg rasch die Karriereleiter hinauf. Wenn es stimmte, daß Lisa sich den Weg nach oben über das Bett geebnet hatte, so hielt sie sich doch fern von ihr untergebenen Männern,
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